Rheinische Redensarten Wenn et mohl Brei räänt, hät mer kene Löffel

Rheinland · Wir stellen schöne und sinntiefe Dialektredewendungen vor. Heute: Wenn et mohl Brei räänt, hät mer kene Löffel.

 Wenn es mal Brei regnet, hat man keinen Löffel.

Wenn es mal Brei regnet, hat man keinen Löffel.

Foto: GA-Grafik

Es kann sich wohl niemand davon freisprechen, dass er sich um sein eigenes Wohlergehen bemüht. Und das seiner Liebsten. Was dieses Wohlergehen genau ausmacht, ist wieder eine andere Frage, die durchaus unterschiedlich beantwortet werden kann.

Dem einen geht es um Reichtum, dem anderen um Macht, dem nächsten um Ruhe, einem weiteren um Freundschaft und Liebe. Für alle gilt aber: Das schlimmste ist, wenn man etwas Erstrebenswertes sieht, aber nicht heranreichen kann.Dafür gibt es eine sehr schöne Metapher unter den rheinischen Redensarten, und die lautet: „Wenn et mohl Brei räänt, hät mer kene Löffel“.

Eine tiefliegende Erfahrung

Da scheint einer eine tiefliegende Erfahrung gemacht zu haben, die auf Hochdeutsch zu übersetzen wäre mit: Wenn es mal Brei regnet, dann hat man keinen  Löffel. Man könnte vielleicht noch anfügen: um ihn aufzufangen und dann essen zu können.Hier zeigt sich wieder die Bibelfestigkeit des katholisch geprägten Rheinländers, denn das Bild stammt eigentlich aus der Bibel.

Im zweiten Buch Moses lässt es Gott Manna regnen, damit die Israeliten auf ihrer Wanderschaft durch die Wüste nicht verhungern. Aber im Gegensatz zum festen Himmelsbrot, braucht man für flüssigen Brei ein Auffangbehältnis, sonst fällt er auf den Boden und ist nicht mehr genießbar.

Ein Geschenk fällt vom Himmel

Es bleibt dabei, hier fällt ein Geschenk vom Himmel, das man zwar sehr gut gebrauchen könnte, das man aber für sich nicht sichern kann. Und zwar deshalb, weil das nötige Werkzeug fehlt. Zwischen den Zeilen ist da zu lesen: Hier sind wir Armen, denen die passenden Hilfsmittel fehlen, und dort die Reichen, die darüber verfügen und wieder einmal ihren Reichtum mehren.

Und an dieser Stelle schleicht sich erneut ein kirchlicher Gedanke in die Szenerie. Denn als eine der sieben Todsünden gilt der Neid. Der entsteht laut Psychologen gerade dann, wenn jemand anderes mehr hat als wir selbst.

Das klingt banal, ist aber doch bemerkenswert, denn ob wir zufrieden sind mit dem, was wir haben, hängt immer vom Vergleich mit anderen ab. Und zwar vom Vergleich mit denjenigen, die wir als gleichwertig betrachten. Und so wäre es das Naheliegendste, sich nicht darauf zu fokussieren, was uns gegenüber anderen fehlt, sondern darauf, was wir anderen voraus haben. Das wäre der Garant für Zufriedenheit. Insofern sollte man einfach den Mund aufsperren und den Brei auffangen, ohne lange nach einem Löffel zu suchen.

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