GA-Serie "Rheinische Redensarten" Wer et hätt jewoss, der et hätt jedonn

Bonn/Region · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir bedeutungstiefe Redewendungen.

Wer das gewusst hätte, der hätte sich anders verhalten.

Wer das gewusst hätte, der hätte sich anders verhalten.

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer ist von jeher sehr empfindlich, was die Standesunterschiede angeht. Da gibt es die einen, für die es sehr wichtig ist, welche gesellschaftliche Stellung jemand inne hat, und jene, denen das völlig egal ist. Letzteren kommt es eher auf die inneren Werte an. Werte wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Mitmenschlichkeit.

Eine exemplarische Geschichte über diese Polarität stellt die Volkslegende von Jan und Griet dar. Sie gipfelt in der Lebensweisheit, die zu einer Rheinischen Redensart geworden ist: „Wer et hätt jewoss, der et hätt jedonn!” Übersetzt ins Hochdeutsche soll das heißen: Wer es gewusst hätte, der hätte es getan.

Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss man sich die Geschichte von Jan und Griet vor Augen führen, die zur kölschen Folklore gehört. Jan arbeitete zu Zeiten des 30-jährigen Krieges als Knecht auf dem Kümpchenshof in Köln, wo er ein Interesse an der Magd namens Griet verspürte. Diese lehnte aber schon alleine seines niederen Standes wegen ab. Sie hätte gerne lieber einen Bauern geehelicht. Jan ging in den Krieg und kam als hochdekorierter Generalfeldmarschall Jan van Werth zurück.

Plötzlich erwachte nun das Interesse auf Griets Seite an Jan. Doch der lehnte ab mit den Worten: Wer et hätt jedonn. Und sie antwortet: Wer et hätt jewoss! Eine ausführlichere und klarere Übersetzung wäre: Wer all das vorher gewusst hätte, der hätte sich anders verhalten. Und für Griet und alle jungen Leute lautet die Moral von der Geschicht: Auch aus einem armen Teufel kann ein richtig staatser Kerl werden.

Um das Andenken an diese Geschichte wach zu halten, führt sie das Kölner Reitercorps Jan von Werth regelmäßig zu Karneval auf. Zurück bleibt die Lebensweisheit, sich nicht an Äußerlichkeiten zu orientieren, sondern den inneren Kompass für die Lebensrichtung zu beachten.

Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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