Dat is Rheinisch Wie schmeck dat Kuletschwasse?

Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Kuletsch.

zwei Sprechblasen

zwei Sprechblasen

Foto: GA-Grafik

Wovon hier die Rede sein soll, das ist längst aus der Mode gekommen. Und deshalb weiß auch kaum noch jemand, was damit gemeint ist. Wir widmen uns der Redewendung: „Wie schmeck dat Kuletschwasse?” Was bitte? Was soll da wie schmecken? Eine Antwort erarbeiten wir uns über das Wort Kuletsch. Dessen Herleitung ist gar nicht so einfach. Wer an dieser Stelle mit Bierernst nach Wortstämmen sucht, der ist auf dem Holzweg.

Tatsächlich ist der Begriff Kuletsch eine muntere Variation des hochdeutschen Wortes Lakritz. Wie Sprachwissenschaftler Peter Honnen in seinem Herkunftswörterbuch herleitet, gibt es dazu viele Verballhornungen und Verniedlichungen. Hier eine Auswahl: Lagrisch, Zuckerkritz, Lakores, Zuckerpech, Stimmekuchen, Klitsch und Kulitsch oder Kuletsch. Unsere Wendung heißt also: Wie schmeckt das Lakritzwasser?

Getränk mit besonderer Geschmacksnote

In Zeiten, als Getränke mit besonderer Geschmacksnote wie Limonade noch kaum zu haben und zu bezahlen waren, und die meisten Menschen auf Wasser angewiesen waren, da haben die Kinder ihre eigenen Getränke hergestellt. Und zwar indem sie eine mit Wasser gefüllte Flasche mit einer Stange Lakritz veredelten. Sie hielten dann die Flasche zu und schüttelten sie kräftig. Heraus kam ein dunkles Gebräu mit reichlich Schaum. Das sah edel aus und schmeckte gar nicht mal so fade.

Wer gerne Lakritz mag, dem sei ein Laden am Eigelstein in Köln empfohlen, der im Internet unter www.kuletsch.com firmiert. Tatsächlich hat die Kuletschproduktion in Köln Tradition, wo der Fabrikant Franz Coblenzer die erste Dampf-Lakritzen-Fabrik in ganz Kontinental-Europa aufbaute. Die Lakritze wurden nach einem englischen Rezept hergestellt. Das war 1842.

Hustekuchen und Saftsüß

Es existiert eine Dialektkarte aus dem Jahr 1932 mit Belegen aus 1535 Orten, aus der hervorgeht, dass Kulitsch und Kalitsch der gebräuchliche Begriff im Raum Köln und Bonn war. In Richtung Norden im Ruhrgebiet war eher Hustekuchen und im Lipper Land Saftsüß vertreten. Südlich der Ahr sprach man von Lakritze und Lakrutze. Im Übrigen ist Kuletsch unabhängig von der Süßigkeit zu einem Farbattribut geworden, das anzeigt: hier ist etwas dunkel oder schwarz. Kuletschhoot ist etwa ein schwarzer Hut.

Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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