Bakterien im Leitungswasser in Krefeld Wie sicher ist das Trinkwasser in Nordrhein-Westfalen?

Krefeld · Die Stadt Krefeld hat in dieser Woche vor verunreinigtem Leitungswasser gewarnt. Wie wird die Qualität des Trinkwassers in NRW gesichert? Wir geben einen Überblick auf die wichtigsten Fragen.

Kann man Leitungswasser in Nordrhein-Westfalen ohne Bedenken trinken?

Kann man Leitungswasser in Nordrhein-Westfalen ohne Bedenken trinken?

Foto: dpa/Oliver Berg

Nachdem bei einer Routineuntersuchung des Trinkwassers in Krefeld-Hüls eine Belastung mit Enterokokken ermittelt wurde, stellt sich die Frage, wie gefährlich derartige Bakterien im Trinkwasser sind – und wie sicher unser Trinkwasser ist. Wir geben einen Überblick auf die wichtigsten Fragen.

■ Wie wird die Qualität des Trinkwassers gesichert?

Ein Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz sagt: „Trinkwasser ist das Lebensmittel, das in Deutschland am strengsten kontrolliert wird – nichts ist sicherer als unser Trinkwasser.“ Strenge Vorgaben, ständige Labortests und regelmäßige Kontrollen würden die hohe Wasserqualität gewährleisten.

Allein in Düsseldorf fließen den Stadtwerken zufolge jedes Jahr rund 51 Milliarden Liter durch die städtischen Leitungen, also 140 Millionen Liter jeden Tag. Die Qualität des Leitungswassers ist unter anderem in der Trinkwasserverordnung gesetzlich geregelt. Das Wasser darf keine krankheitserregenden Mikroorganismen enthalten und sollte eine Mindestkonzentration an Mineralstoffen wie Calcium oder Magnesium aufweisen.

■ Wie hoch ist das Risiko einer Verunreinigung?

Bevor das Trinkwasser aus den städtischen Wasserwerken über das kilometerlange Verteilungsnetz schließlich aus dem Wasserhahn fließt, wird es gründlich analysiert. Sowohl für Leitungs- als auch für Mineralwasser gelten Grenzwerte für Schadstoffe und Keime. „Eine Keimbelastung wie in Krefeld kann trotzdem vorkommen, ist aber äußerst selten“, sagt Hans-Peter Rohns, Leiter der Qualitätsüberwachung Wasser bei den Düsseldorfer Stadtwerken. Etwa durch Starkregen könne es zu einer Verunreinigung durch Keime kommen.

„Im Normalfall kommt ein gesunder Mensch aber auch mit geringen Keimbelastungen gut zurecht“, sagt Rohns. „Belastend oder schädlich können die Keime aber für ältere oder kranke Menschen oder kleine Kinder sein.“ Der Grenzwert für Enterokokken ist sehr streng, er liegt bei 0/100ml. „Sobald also auch nur ein Bakterium entdeckt wird, muss das Wasserwerk eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt machen“, erklärt der Experte.

Die Stiftung Warentest hat im vergangenen Sommer das Leitungswasser in 20 Städten getestet. Geprüft wurde auf 126 mögliche Verunreinigungen – mit beruhigendem Ergebnis: In keiner einzigen Probe fanden die Tester gesundheitsgefährdende Mengen eines Stoffes

■ Was kann und muss ich als Hausbesitzer tun?

Wer in NRW den Wasserhahn aufdreht, braucht sich in der Regel keine Gedanken darüber zu machen, ob das Wasser ihn krank macht. Der Eigentümerverband Haus & Grund Rheinland Westfalen weist aber auf gewissen Pflichten von Eigentümern von Mehrfamilienhäusern hin. Wer eine sogenannte Großanlage (mehr als 400 Liter) zur Trinkwassererwärmung im Haus hat, muss diese alle drei Jahre auf Legionellen untersuchen lassen. Die Untersuchungen dürfen nur von öffentlich zugelassenen Stellen durchgeführt werden. Eine Liste wird von den zuständigen Landesbehörden veröffentlicht.

Anlagen in Ein- und Zweifamilienhäusern gelten nicht als Großanlagen zur Trinkwassererwärmung. Dort kann aber ein Hauswasserfilter hinter dem Wasserzähler installiert sein. Der Filter muss regelmäßig gewartet und gereinigt werden, damit er funktionstüchtig bleibt.

■ Verbessern Filter das Wasser?

Wasserfilter für den Hausgebrauch gibt es etwa als Kanne mit Aktivkohle oder Kartusche, die an die Armatur geschraubt werden kann. Hans-Peter Rohns rät von einem solchen Filter ab. „Alles, was man zufügt, kann positive und negative Einflüsse haben, ein Filter kann auch keimbelastet sein“, sagt er. Selbst Babynahrung könne man bedenkenlos mit Leitungswasser zubereiten. „Es muss nicht abgekocht oder gefiltert werden.“ Auch ein Test der Stiftung Warentest hat gezeigt, dass so mancher Filter Schadstoffe oder Bakterien ins Wasser entlässt. Das Fazit der Tester: Wasserfilter seien ein teures Produkt für wenig Leistung.

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