Willibert Pauels im Interview „Das Kölner Publikum ist verwöhnter“

Bonn/Köln · Willibert Pauls bewegt sich zwar beruflich meist im Bergischen Land und in Köln, doch Bonn ist in vielerlei Hinsicht ein vertrautes Pflaster für ihn. Thomas Michael Krause sprach mit Pauels über Karneval, seine Depression und das „Leben danach“.

 Hatte schon als Kind depressive Schübe: Willibert Pauels.

Hatte schon als Kind depressive Schübe: Willibert Pauels.

Foto: Willibert Pauels/Promo

Herr Pauels, welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Karneval in Bonn?

Willibert Pauels: Mein ältester Bezug zum Bonner Karneval ist schon lange her. Ich war noch ein Kind, und mein Onkel, der in Bonn studiert hatte, erzählte mir vom Karneval in Bonn.

Zum Studium kamen Sie dann selbst nach Bonn.

Pauels: Ja, ich war Priesteramtskandidat im Collegium Albertinum und habe auch von dort aus den Bonner Karneval kennengelernt. Ich wusste natürlich, dass in Bonn als rheinische Stadt der Karneval tobt: selbstverständlich, authentisch, wunderbar. Ich wusste, dass im Stadtteil Beuel ein ganz wesentlicher Beitrag… nein, sogar ein Meilenstein der Frauen-Emanzipation stattfand, nämlich die Erfindung des Frauenkarnevals, wenn an Weiberfastnacht immer die Wäscherinnen das Rathaus stürmen, sich mit den Ratsherren Wortgefechte liefern und sich, wenigstens für einen Tag, von den Männern befreien.

Treten Sie auch hier in Bonn auf?

Pauels: Selbstverständlich, von Anfang an war ich auch in Bonn als der Bergische Jung präsent. Köln mag zwar die Welthauptstadt des Karnevals sein, aber von der Freude der Menschen her, von dem lustvollen Feiern her, tun sich Köln und Bonn überhaupt nichts. Man kann sogar sagen, das Kölner Publikum ist verwöhnter und von daher ein Ticken schwieriger, als das in Bonn.

Sie sind dann zunächst Laientheologe geworden, später Diakon. Wie können Sie Seelsorge und Frohsinn, also beide Herzen miteinander zum „Diaclown“ verbinden?

Pauels: Es ist ein und dasselbe Herz. Wahrscheinlich ist es genauso, wie wenn ich Priester geworden wäre. Aber ich hätte als Priester nicht in diesem Umfang als Büttenredner auftreten können. Aber als sogenannter „Ständiger Diakon“ konnte ich kontinuierlich auftreten; und der „Kanalmeister“, also Kardinal Meisner, hatte nix dagegen. Bei der Predigt mache ich nie eine Büttenrede draus, es sei denn, es ist ein Karnevalsgottesdienst, wo ich aber auch dort darauf achte, dass es nicht zu einer flachen Rumtata-Veranstaltung wird, denn es ist immer noch das Sakrale, das Heilige, was bei der Messe gefeiert wird.

Was hielt Kardinal Meisner von Ihrem Bühnenleben?

Pauels: Er hatte es all die Jahre nicht nur gönnerhaft geduldet, sondern auch unterstützt, denn er wusste, dass ich niemals demütigende Witze über Gott und die Kirche mache.

Sie berichten häufig von Ihrer Depression. Wie konnten Sie diese in den Griff bekommen?

Pauels: Schon als Kind hatte ich depressive Schübe. Ich empfand sie als einen schwarzen Hund, der mich immer wieder anspringt. Ich wusste aber zunächst nicht damit umzugehen, bis mir mein Freund Manfred Lütz, selbst Chefarzt einer psychiatrischen Klinik, dringend empfahl, mich klinisch behandeln zu lassen. Bei einer Depression bringt es überhaupt nichts, sie auszusitzen. Nein, man muss sich in professionelle Hände begeben, denn eine Depression ist sehr gut behandelbar.

Sie hatten die Volkskrankheit „Depression“ aus der Verschwiegenheit geholt. Was hatte Sie dazu veranlasst, an die Öffentlichkeit zu gehen?

Pauels: Christus hat uns gesagt: „Die Wahrheit wird Euch frei machen.“ Und der erste Schritt zur Heilung ist, dass man es nicht schamhaft versteckt, sondern es sich eingesteht. Man selbst hat auch nicht Schuld an der Depression, es gibt dazu sogar Veranlagung und Vererbung.

Als Konsequenz stiegen Sie aus dem professionellen stressigen Karneval aus. Aber ab und an treten Sie noch auf. Wie verträgt sich das mit Ihrer Therapie?

Pauels: Mein Arzt aus der Klinik hatte mir eröffnet, ich hätte diese Veranlagung zur Depression; wie etwa fünf Millionen andere Deutsche auch. Deshalb müsse ich vorsichtig sein und solle mich nicht in einen zu großen Stress begeben, denn das sei ein Trigger dafür, dass immer wieder Depressionen ausbrechen können. Aber ich solle auch nicht ganz von der Bühne gehen, denn das sei mein Talent, und Talente dürfe man nicht vergraben. So suche ich mir nur noch einzelne Auftritte aus, wie letztens die Prinzenproklamation in Bonn. Aus 200 bis 300 Auftritten pro Session wurden nur noch 20 bis 30, aber dafür wunderschöne. Zudem habe ich neben den Witzen immer auch philosophische, ja sogar religiöse Anteile in meinen Reden, was das Publikum auch sichtlich berührt. Das tut mir dann auch unglaublich gut.

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