Verkehr Wo es in Bornheim und Alfter häufig kracht

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Unfallkommission des Kreises hat sechs Gefahrenstellen im Vorgebirge besonders im Blick. Aber auch die K 33 bei Rösberg, auf der Anfang Juli zwei Fahrer ums Leben kamen, haben sich die Experten genau angesehen.

Die sogenannte Porta-Kreuzung in Bornheim-Roisdorf ist mittlerweile vielen Autofahrern ein Begriff, nachdem es dort, wo die L 118 (Roisdorfer Straße) und die neue Umgehungsstraße L 183 n in Höhe des Möbelhauses aufeinandertreffen, vermehrt zu schweren Unfällen gekommen war. Die Kreuzung gehört inzwischen zu den sogenannten Unfallhäufungsstellen, die die Unfallkommission des Rhein-Sieg-Kreises verstärkt im Blick hat.

Sechs solcher Gefahrenpunkte haben die in der Kommission vertretenen Fachleute von Kreisstraßenverkehrsamt, Kommunen, Straßenbaulastträgern und der Polizei in Alfter und Bornheim ausgemacht. Auffällig: Noch zwei weitere Kreuzungen der im März 2015 eröffneten Umgehungsstraße L 183 n zählen dazu.

Bei jeder neuen Verkehrsführung gebe es auch eine Gewöhnungsphase, sagt Harald Pütz, Leiter des Kreisstraßenverkehrsamtes sowie der Unfallkommission. Bei der L 183 und der L 183 n spiele zudem eine Rolle, dass es sich um „eine Hauptverbindung zwischen Köln und Bonn“ handle, die entsprechend stark frequentiert seien. Die lange L 183 habe mit ihren vielen Einmündungen auch „einige Knackpunkte“, so Pütz.

Damit die Kommission einen Gefahrenpunkt zur Unfallhäufungsstelle deklariert, sind zwei Kriterien entscheidend: Es haben sich dort innerhalb eines Jahres mindestens drei Unfälle desselben Typs ereignet – zum Beispiel beim Linksabbiegen – und es sind dabei Menschen verletzt worden oder zu Tode gekommen beziehungsweise es ist schwerer Sachschaden entstanden.

Ein Überblick:

Kreuzung B 56 (Euskirchener Straße)/Hauptstraße Witterschlick (L 113)/Ahrweg (K 12): Bereits seit Februar 2010 hat die Unfallkommission die Kreuzung in Witterschlick im Blick, weil sich dort in beide Richtungen immer wieder Kollisionen ereignet haben, bei denen Linksabbieger mit dem Gegenverkehr zusammenstießen. Die Kommission habe als Gründe zunächst überhöhte Geschwindigkeit und schwierige Sichtverhältnisse angenommen, sagt Pütz. In den sieben Jahren habe es aber eine „wechselvolle Entwicklung“ gegeben, sprich zwischenzeitlich häuften sich die Unfälle nicht. 2016 krachte es nach Angaben der Bonner Polizei jedoch erneut vier Mal. Da das Problem wieder aktuell sei, will die Unfallkommission nun mit einer eigenen Grünphase für Linksabbieger gegensteuern. Mitte August soll ein Linksabbiegerpfeil an den Ampeln hinzukommen. „Höhere Sicherheit geht im Regelfall zulasten der Leistungsfähigkeit“, bemerkt Pütz. Sprich: Es könnte Stau drohen.

Porta-Kreuzung L 118 (Roisdorfer/Herseler Straße)/L 281/ Umgehung L 183 n: Aufgrund von Rotlichtverstößen ist es an der Porta-Kreuzung wiederholt zu Unfällen gekommen. 2016 kam es deshalb nach Polizeiangaben zu fünf Kollisionen. 2017 krachte es aus demselben Grund bisher ein weiteres Mal. Zusätzlich kam es 2016 zu einem Linksabbieger- und zwei Auffahrunfällen. Die Kommission führte das Geschehen wie berichtet bisher auf „Augenblicksversagen“ zurück und veranlasste, dass an den Ampeln jüngst größere Rotlichter montiert wurden. Die Kommission werde die Situation weiter beobachten, sagt Pütz. Ein nächster Schritt könnten Änderungen am Tempolimit sein.

Umgehung L 183 n/Hohe Straße: Wie an der nahen Porta-Kreuzung kam es auch an dieser Einmündung der Umgehung vermehrt zu Unfällen, weil Fahrer, die aus Richtung Bonn kamen, die rote Ampel missachteten. Drei Mal passierte das laut Polizei 2016. Eine mögliche Erklärung sei, dass die Fahrer zunächst den grünen Rechtsabbiegerpfeil statt des Rotlichts wahrnähmen, meint Pütz, zumal man von Bonn kommend durch eine Unterführung „wie durch einen Trog“ auf die Kreuzung zufahre. Auch hier habe die Kommission das Anbringen von größeren Rotsignalen veranlasst.

Kreisel Umgehung L 183 n/ L 183 (Bonn-Brühler-Straße)/K 12 n: „Ein ganz diffuses Unfallbild“ zeigt sich laut Pütz am Kreisel, wo die neue Umgehungsstraße auf die K 12 n und die L 183 trifft. Einmal habe es hier wegen einer Verfolgungsfahrt eine Kollision gegeben, einmal sei jemand falsch herum in den Kreisel gefahren. Laut Polizei gab es 2016 vier Vorfahrtverstöße beim Einbiegen oder Kreuzen im Kreisel und zwei Auffahrunfälle. Vorwiegend sei das auf Unachtsamkeiten zurückzuführen, sagt Pütz. Die Kommission wolle zunächst weiter beobachten, ob die Unfallhäufung mit der Eröffnung der L 183 n zusammenhänge und sich die Lage wieder beruhigt.

L 183 (Walberberger Straße)/Bonnstraße: „Diese Kreuzung verfolgt uns leider schon sehr, sehr lange“, sagt der Leiter der Unfallkommission. Seit Februar 2001 ist die Kreuzung in Walberberg am Bahnübergang nahe des Haltepunkts Brühl-Schwadorf als Unfallhäufungsstelle registriert, auch wenn sie nicht durchgehend die Kriterien erfüllt habe. Weil es vermehrt zu Kollisionen durch Linksabbieger aus Richtung Brühl kam, die in die Bonnstraße fahren wollten und dabei mit dem Gegenverkehr zusammenstießen, sei der Linksabbieger entfernt worden, erklärt Pütz. Denn eine große Schwierigkeit sei gewesen, dass die Ampel an der Kreuzung nicht mehr aufzurüsten sei und eine komplexe Schaltung mit der Ampel am Bahnübergang vonnöten wäre. Nach längeren Verhandlungen mit der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) sollen jedoch beide Ampelanlagen noch in diesem Jahr erneuert werden, kündigt Pütz an. Dann soll auch das Linksabbiegen aus Richtung Brühl in die Bonnstraße wieder möglich sein.

Einmündung L 190 (Bahnhofstraße)/ K 33 (Breslauer Straße) Sechtem: Vier Unfälle 2016 und einen 2017 durch Einbiegen oder Kreuzen bei Rotlicht verzeichnete die Polizei an der Sechtemer Kreuzung. Wie berichtet, hatten Anwohner hier vor Kurzem mit Pappfiguren auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht, an der nach ihrer Beobachtung zu schnell gefahren werde und häufig Auffahrunfälle passierten. Die Bürgerinitiative „Sechtem 21“ befürchtet zudem, dass es noch viel mehr Verkehr geben werde, wenn das Neubaugebiet Se 21 mit der Umgehung L 190 n kommt, ohne dass zugleich die Ortsumgehung durch den Bau der K 33 n komplettiert wird. Mit Blick auf die Unfallhäufungsstelle müsse man vorher zu einer Lösung kommen, betont Pütz. Für Oktober habe die Kommission einen Ortstermin anberaumt. Denkbar sei eine Vorfahrtsänderung. „Das müsste aber sehr öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden“, ist Pütz bewusst.

K 33 Rösberg: Nach dem schweren Unfall auf der Metternicher Straße (K 33), bei dem Anfang Juli zwei Fahrer ums Leben kamen, als ihre Autos in einer Kurve frontal zusammenstießen, hat sich die Kommission auch diese Straße vor Ort angeschaut – auch wenn sie nicht zu den Unfallhäufungsstellen zählt. Der Unfall sei nicht auf die Verkehrsraumgestaltung zurückzuführen, sagt Pütz. Die Straße sei „breit, griffig und gut ausgebaut“ und das zulässige Tempo 100 daher in Ordnung. Allerdings führen viele zu schnell: Der Kreis habe Messungen durchgeführt, nach denen 85 Prozent aller Verkehrsteilnehmer maximal 120 Stundenkilometer oder darunter fahren. 15 Prozent sind demnach schneller unterwegs. Es habe „Ausreißer mit Tempo 170 und mehr“ gegeben. Wie berichtet, ging die Polizei zuletzt auch davon aus, dass bei dem tödlichen Unfall zu hohe Geschwindigkeit die Ursache war. „Wir prüfen, ob wir eine mobile Messstelle einrichten“, so Pütz.

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