Dat is Rheinisch Wo mer jeit un steit nur Pänz!
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Pänz!
Die Beschwerden von Erwachsenen über die Ungezogenheit des Nachwuchses sind beinahe so alt wie die Menschheit. Wir hatten es hin und wieder angedeutet. Ein Satz wie: „Unsere Jugend ist heruntergekommen, die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“, klingt sehr modern und vertraut, ist allerdings die Übersetzung einer Keilschrift aus Chaldäa von vor 4000 Jahren.
Noch etwas älter die Aufzeichnung auf einer 5000 Jahre alten Tontafel der Sumerer, die besagt: „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte.“
Hoffnung für die Zukunft
Wer sich an die Jetztzeit erinnert fühlt, der dürfte überrascht sein, dass der Weltuntergang angesichts des allgemeinen Werteschwunds bei der Jugend schon vor Jahrtausenden befürchtet wurde. Und ganz wichtig: Die Welt existiert immer noch. Das gibt doch Hoffnung für die Zukunft.
Dennoch gibt es weiterhin das Wehklagen der Erwachsenen, das sich in einer Liedzeile der Bläck Fööss manifestiert, die beinahe als rheinische Redensart zu klassifizieren ist: „Pänz, Pänz, wo mer jeit un steit nur Pänz.“ Der Satz erschließt sich dem hochdeutschen Publikum über die schöne kleine Vokabel „Pänz“, was im Rheinischen so viel heißt wie „Kinder“.
Wie ein Wimmelbilderbuch
Die Übersetzung lautet also: Kinder, Kinder, wo man geht und steht, nur Kinder! Man denkt da unwillkürlich an ein Wimmelbilderbuch, wo unbeherrschbare Horden von kleinen Figuren über die Bildfläche zappeln. Klar, Kinder treten oft in größeren Gruppen auf.
Aber woher stammt der Begriff Pänz oder Einzahl Panz? Sprachforscher Peter Honnen übersetzt mit „ungezogenes Kind“ oder „freches Kind“. Mundartlich kann Panz auch so viel bedeuten wir „dicker Bauch“ und „Vielfraß“. Im Hochdeutschen bezeichnet der Pansen den Magen der Kuh.
Mitessendes Familienmitglied
So sagt Panz in Bezug auf das Kind: Mitessendes Familienmitglied. Es ist also noch kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft, isst aber schon tüchtig mit. Pansen ist übrigens ein französisches Lehnwort, das vom lateinischen Pantex wie Wanst zurückgeht.
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