Erzbistum Köln Diözesanratsvorsitzender zu Woelkis Rückkehr: „Kein "Weiter so"!“

Der Diözesanratsvorsitzende im Erzbistum Köln, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), sieht der angekündigten Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki mit Skepsis entgegen. Keines der Probleme sei gelöst.

 Der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) ist Diözesanratsvorsitzender des Erzbistums Köln.

Der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) ist Diözesanratsvorsitzender des Erzbistums Köln.

Foto: Maja Hitij/Archiv

Der Diözesanratsvorsitzende im Erzbistum Köln, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), sieht der angekündigten Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki am 2. März mit Skepsis entgegen. „Faktisch ist keines der Probleme gelöst, die vor der Beurlaubung des Kardinals schon existiert haben“, sagte Kurzbach der Deutschen Presse-Agentur.

„Ein einfaches "Weiter so" hat in gar keinem Fall eine Chance. Dann würde die Situation hier im Erzbistum nur noch schlimmer.“ Es liege jetzt am Papst und an Rom, eine Entscheidung zum Wohle des Erzbistums zu treffen, sagte Kurzbach. Der Diözesanrat ist die Vertretung der praktizierenden Katholiken in den Gemeinden des Erzbistums.

Wie schnell Rom einem Bischof dazwischenfunkt

Zuvor hatte am Samstag der Diözesanpastoralrat, das wichtigste Beratungsgremium des Erzbistums, getagt. Dort seien die Szenarien nach Woelkis Rückkehr kontrovers diskutiert worden, teilte das Erzbistum mit. Woelki hatte sich im Oktober in eine mehrmonatige Auszeit verabschiedet und die Amtsgeschäfte an Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischen Administrator übergeben. Steinhäuser habe sehr vieles richtig gemacht, lobte Kurzbach.

„Er geht ins Gespräch, in den Dialog mit den Menschen. Aber wir haben eben auch sehen müssen, wie schnell Rom einem Bischof dazwischenfunkt.“ Steinhäuser hatte die Auftragsvergaben des Erzbistums in den vergangenen zehn Jahren von unabhängigen Prüfern untersuchen lassen wollen. Doch der Vatikan hatte ihm vorgeschrieben, dass dies erst nach Woelkis Rückkehr erfolgen dürfe.

Fast 20.000 Kirchenaustritte

Das größte deutsche Bistum befindet sich seit langem in einer Krise. 2021 verzeichnete das Amtsgericht Köln 19.340 Kirchenaustritte, so viele wie noch nie. Zwar wird nicht ausgewiesen, wie viele davon Katholiken und Protestanten sind, doch wird als wesentliche Ursache die Amtsführung von Woelki vermutet. Die Krise hatte begonnen, als sich Woelki 2020 entschieden hatte, ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang des Erzbistums mit Missbrauchsvorwürfen nicht zu veröffentlichen. Er begründete dies mit rechtlichen Bedenken.

Daraus entwickelte sich ein Konflikt, der 2021 dazu führte, dass Papst Franziskus Bevollmächtigte nach Köln entsandte. Im September entschied er, dass Woelki trotz „großer Fehler“ im Amt bleiben dürfe. Allerdings ging Woelki in die mehrmonatige Auszeit. Das Erzbistum bestätigte in der vergangenen Woche, dass Woelki am 2. März zurückkehren und gleich eine Messe im Kölner Dom zelebrieren werde.

(dpa)
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