Ex-Polizeipräsident in Köln Wolfgang Albers: Schon 2014 Flüchtlinge unter Tätern

KÖLN · Täter aus Nordafrika waren in Köln schon vor der Silversternacht ein Problem. Durchsuchungen in Flüchtlingsheimen seien dennoch politisch heikel gewesen, berichtet Ex-Polizeipräsident Wolfgang Albers vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags.

Bereits vor den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht hatte die Kölner Polizei Täter aus Nordafrika wegen zunehmender Taschendiebstähle im Visier. „Das war eine Tätergruppe, auf die besonders geachtet wurde“, sagte der ehemalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers am Donnerstag als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur KölnerSilvesternacht.

Albers sagte zum zweiten Mal dort aus. Diesmal wurde der 60-Jährige aber nicht zu den massenhaften Übergriffe auf Frauen rund um den Hauptbahnhof befragt, sondern zur Entwicklung der Alltagskriminalität in Köln.

Bei Taschendiebstählen und der sogenannten Antanz-Masche hätten Täter mit nordafrikanischer Herkunft eine besondere Rolle gespielt, sagt er. Für diese Gruppe habe sich damals bei der Kölner Polizei die Abkürzung „Nafri“ herausgebildet, berichtete der ehemalige Polizeipräsident. Viele Täter seien eigens für Straftaten nach Köln gekommen.

Seit 2014 seien auch vermehrt Taschendiebstähle von Tätern aus Asylbewerber- und Flüchtlingsheimen begangen worden, sagte Albers. Damals sei auch eine große Flüchtlingsunterkunft durchsucht worden. „Es war mir bewusst, dass das politisch nicht einfach ist.“ Anschließend habe es auch massive Kritik in den Medien und auch aus der Politik gegeben.

Albers war eine Woche nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Hunderte Frauen und dem viel kritisierten Polizeieinsatz in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Ihm wurde vorgeworfen, die Öffentlichkeit nach den Vorfällen in der Silvesternacht nicht rechtzeitig informiert und Details über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben. Viele der Beschuldigten stammen aus Nordafrika.

Der ehemalige Polizeipräsident kritisierte die seiner Meinung nach zu geringe Personalausstattung der Kölner Polizei. In Köln gebe es pro Jahr 1000 Versammlungen, das werde bei der Personalzuteilung nicht berücksichtigt. (dpa)

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