Das ist Rheinisch Zinter Mätes wor ne jode Mann!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Zinter Mätes wor ne jode Mann!

 Sankt Martin war ein guter Mann!

Sankt Martin war ein guter Mann!

Foto: GA-Grafik

Der Hausheilige der Rheinländer ist Sankt Martin. Und das ist gar nicht verwunderlich. Sieht er doch schmuck aus, hat eine gute gesellschaftliche Stellung und ist sehr freigiebig. Wir erinnern uns: Als Angehöriger der römischen Armee teilte er seinen Mantel und gab die eine Hälfte einem frierenden Bettler.

Mit einem Wort: Er lebte die Nächstenliebe wie ein Christ. Der historische Sankt Martin wurde 316 im römisch besetzten Pannonien im heutigen Ungarn geboren und war um 334 als Soldat im französischen Armiens stationiert. Schon damals verhielt er sich eher christlich mönchisch denn römisch soldatisch.

Am Vorabend des 11. November

Heute feiern die rheinischen Kinder den Heiligen am 11. November und dessen Vorabend. Es gibt Fackel-Umzüge, Wecken und Martinsfeuer. Oft reitet ein Martinsdarsteller vorweg. Anschließend geht es zum Schnörzen. An den Haustüren bekommen die Kinder Süßigkeiten. Und dafür singen sie unter anderem: “D’r hellije Zinter Mätes, dat wor ne jode Mann, dä jof de Kinder Kääzcher un stoch se selver an”.

Zu gut Hochdeutsch, und diesmal wörtlich: Der heilige Heilige Martin, das war ein guter Mann, der gab den Kindern Kerzen, und machte sie selber an. Interessant an dem Lied in rheinischer Mundart ist, dass der Titel “Heiliger” gleich zweimal genannt und damit besonders unterstrichen wird. 

Tag der Pachtzahlung

Es ist kein Zufall, dass der Martinstag ausgerechnet am 11. November gefeiert wird, war dies doch seit jeher für die Landwirte der Tag an dem der Zehnte zu entrichten war oder in späteren Zeiten die Pacht für den Acker zu zahlen ist.

Die Ernte war abgeschlossen und eingebracht, der Stress war vorbei und man konnte aus dem Vollen schöpfen. Es war also genau der richtige Zeitpunkt zu feiern und zu schlemmen. Da kam die Martinsgans ganz gelegen. Brauchtumsforscher sprechen da von einem “Schwellenfest”, das sechs Wochen vor Epiphanias am 6. Januar quasi das Gegenstück zur Fastenzeit vor Ostern darstellt.

Beginn der Karnevalssession

Deshalb ist es nur folgerichtig, dass die Karnevalssession ebenfalls am 11.11. gestartet wird. Dazu kommt noch die christlichen Zahlensymbolik der 11, die als unperfekte Primzahl zwischen der 10 (Zehn Gebote) und der 12 (Zwölf Jünger) steht und sich damit bestens als Zahl der Narren eignet.

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