Kommentar: Opferschutz als hohes Gut
Von viel zu vielen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat man in den vergangenen Jahren gehört. Die Betroffenheit, wenn so etwas vor der eigenen Haustür passiert, ist jetzt jedoch besonders groß.
Auch wenn die Königswinterer seit den Morden an Hannah und dem Pflegekind Anna längst wissen, dass ihre Stadt keine Insel ist.
Wie Pfarrer Udo Maria Schiffers und die zuständigen Gremien in der Kirche mit dem Missbrauchsfall in Eudenbach umgehen, verdient Respekt. Auch wenn die Offenheit durch einen Zufall gewissermaßen erzwungen wurde. Die Anonymität und der Schutz des Opfers, das selbst nicht wollte, dass sein Fall publik wird, ist ein hohes Gut. Hinter diesem muss im Zweifelsfall auch das Informationsinteresse der Öffentlichkeit zurückstehen.
Im konkreten Fall ist der Name des Täters bekannt geworden. Beliebt und hoch angesehen ist er in Eudenbach gewesen. Hinter der Fassade des Herrn Pfarrer versteckte sich aber offenbar ein Mann, der dem Anspruch auf sexuellen Verzicht nicht gerecht geworden ist. Nicht nur das: Er fügte einem oder einer Schutzbefohlenen unsägliches Leid zu. Das gibt es nicht nur in der Kirche, dort aber viel zu häufig.