Konkrete Pläne für Witterschlicker Moschee

Kritik am geplanten 17-Meter-Minarett - Neubau soll rund eine Million Spenden-Euro kosten

Konkrete Pläne für Witterschlicker Moschee
Foto: Wolfgang Henry

Alfter-Witterschlick. Eine gute - oder zumindest bequeme - Entscheidung hatte getroffen, wer an diesem Abend schon um kurz vor halb acht im Lambertushof ankam. Wer etwas später dran war, musste stehen, trotz zusätzlich flott herbeigeschaffter Stühle. Einmal mehr zeigte sich das große Interesse an dem geplanten Moschee-Neubau in Witterschlick.

Gastgeber waren Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper und Vertreter der türkisch-islamischen Gemeinde. Letztere haben offenbar ihre Konsequenzen aus einem ähnlichen Gesprächsabend im evangelischen Gemeindehaus vor drei Wochen (der GA berichtete) gezogen. Damals hatte die Ditib, der Dachverband der Moscheevereine in Deutschland, einen Theologen aus Köln nach Witterschlick geschickt, um Allgemeines über den Islam zu berichten.

"Das war uns aber nicht konkret genug", meinte Hayri Turan, stellvertretender Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Witterschlick. "Wir haben uns dann von der Ditib einen anderen Experten gewünscht." Und mit Ayten Kiliçarslan eine Fachfrau bekommen. "Wenn Sie Fragen und Ängste haben, sprechen Sie sie offen aus", forderte die Vize-Generalsekretärin die über 100 Besucher im großen Saal der Gaststätte auf.

Viele Witterschlicker machten ihre Vorbehalte gegen den geplanten Neubau im Gewerbegebiet an der Raiffeisenstraße, den sich die türkisch-islamische Gemeinde rund eine Million Spenden-Euro kosten lassen will, deutlich. "Warum muss das Minarett 17 Meter hoch werden, wenn der Bebauungsplan dort grundsätzlich nur zehn Meter zulässt?", war mehrfach zu hören.

Die Erklärung von Steinkemper, dass "der Rhein-Sieg-Kreis als obere Baubehörde für das Gebetshaus eine Befreiung von der Zehn-Meter-Regel in Aussicht gestellt hat", wollten einige nicht gelten lassen. Ebenso wenig wie die Antwort der Diplom-Pädagogin Kiliçarslan, dass es dabei auch um "ästhetische, architektonische und künstlerische Ansprüche" geht.

Unruhe im Saal kam häufig dann auf, wenn es bei den Fragen allgemein um den Islam und weniger um das konkrete Bauvorhaben in Witterschlick ging. So etwa bei der mehrfach vorgetragenen Kritik daran, dass die Imame, die in Deutschland predigen, nicht hier, sondern in der Türkei ausgebildet werden.

"Wir hätten es ebenfalls lieber anders, aber im Moment geht das noch nicht" so die Replik von Kiliçarslan. Auch die schwierige Situation der Christen in der Türkei und die heftig diskutierte Frage, ob die Ditib der verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde in Deutschland sei, blieben Streitthemen.

Mit Interesse verfolgten die Besucher die von Architekt Ismail Yildiz vorgetragenen Pläne der 143 Mitglieder starken Gemeinde, die ihren - sehr beengten - Sitz an der Nettekovener Straße hat: Der Neubau soll aus zwei Elementen bestehen. Die zweigeschossige Moschee, in der die Männer im Erdgeschoss und die Frauen auf der ersten Etage beten können, kommt auf eine Quadratmeterzahl von 230.

Neben dem Minarett ist auch eine Kuppel geplant. Der zweite Gebäudekomplex, das Begegnungszentrum, umfasst Gruppenräume für Frauen und Männer, einen Jugendtreff, Büros und zwei Wohnungen für Imam und Hausmeister und ist knapp 700 Quadratmeter groß. Auf dem Areal sollen 40 Parkplätze entstehen.

Wie geht es weiter?

Laut Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper verhandelt die Kommune Alfter derzeit mit der türkisch-islamischen Gemeinde über den Kaufvertrag für das 2 800 Quadratmeter große Areal im Gewerbegebiet Witterschlick-Nord. Kostenpunkt: 77 Euro pro Quadratmeter.

Der Vertrag soll auch die Verpflichtung zu einem stillen Minarett, also ohne Muezzin-Ruf, enthalten. Da der Rhein-Sieg-Kreis die Bauvoranfrage schon abgesegnet hat, folgt nach der Vertragsunterzeichnung, mit der Steinkemper noch in diesem Jahr rechnet, der eigentliche Bauantrag beim Kreis.

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