Ausstellung in der Hennefer Meys Fabrik Kopfkino, Krieg und eine „Friedenskanone“

Hennef · Sie fällt sofort ins Auge, die „Friedenskanone“ der Künstlerin Karin Kunczik-Rüdiger. Sie ist das verbindende Element der Ausstellung „Kopfkino“, bei der 15 Mitglieder der Initiative Kunst Hennef am Wochenende ihre Arbeiten im Foyer der Meys Fabrik präsentieren.

 Das Thema Krieg und Gewalt künstlerisch umgesetzt: Die „Friedenskanone" von Karin Kunczik-Rüdiger.

Das Thema Krieg und Gewalt künstlerisch umgesetzt: Die „Friedenskanone" von Karin Kunczik-Rüdiger.

Foto: Ingo Eisner

Die „Friedenskanone“ ist 120 Kilogramm schwer, gefertigt aus einer Spindel, einem Rohr, das einst Teil einer Fernheizung war und einer riesigen Sicherheitsnadel. „Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, mussten wir einfach thematisch reagieren“, sagte Kunczik-Rüdiger, langjährige Vorsitzende der Initiative Kunst Hennef. Bereits 1999 hatte sie die Friedenskanone erstmals ausgestellt. „Das war in der Akademie der Bundeswehr in Waldbröl“, erinnert sich die Künstlerin. Mit der erneuten Präsentation wollte Kunczik-Rüdiger nicht nur auf den Krieg in der Ukraine hinweisen, sondern auch das Kopfkino der Betrachter zu den Themen Krieg und Gewalt in Gang setzen. Am Freitagabend eröffnete Vizebürgermeister Thomas Wallau die Ausstellung, die bis einschließlich diesen Sonntag zu sehen ist.

Werkreihe „Kopflos“ von Gitta Büsch

„Kopfkino wird oft hervorgerufen durch Erinnerungen an die unterschiedlichsten Erlebnisse, durch Gerüche, Farben, Klänge. Und ganz aktuell auch durch Ängste, ausgelöst durch die Kriegsereignisse in der Ukraine und damit verbunden dem Wunsch nach Frieden“, sagte Kunczik-Rüdiger.

Sämtliche 15 ausstellenden Künstlerinnen und Künstler widmen sich auf unterschiedliche Art dem Thema „Kopfkino“. Mit der Werkreihe „Kopflos“ präsentiert Gitta Büsch sogenannte Abbaubilder, bei denen es um Stimmungen wie Freude, Trauer, Entsetzen, Erstaunen und Sehnsucht geht. Jenny Bartsch beschreibt mit ihrem Foto „Gefühlsgefecht“ zwei Personen in Zerrissenheit.

Ob Barbara Niesen, die mit „Inferno“ ein Kriegsszenario malerisch darstellt und mit „Eden“ dazu einen markanten Kontrapunkt setzt oder Ulrike Ankirchner, die zum Thema „Buch“ auf Kopfkino-Reise geht und sich mit der Funktion und dem Wert von Büchern beschäftigt: Die Ansätze sind sehr unterschiedlich, aber allesamt sehenswert. „Es ist ein riesiges Kaleidoskop von Installationen, Skulpturen, Fotografien, Plastiken und Bildern, die sich zu einem großen Teil mit der Bedrückung des aktuellen Kriegs beschäftigen“, sagte Friedhelm Zöllner, der ebenfalls seine Arbeiten präsentierte und in die Ausstellung einführte.

Erinnerung an den Bombenangriff auf Köln am 30. Juni 1943

Eindrucksvoll sind die Arbeiten von Margot Zimpel. Neben der Skulptur „Schau mir in die Augen, Baby“, bei der sich die Künstlerin mit den Geschlechterbildern im Kopf befasst hat, ist es vor allem ihre Installation „1943 Erinnerung 2022 Realität“, die den Betrachter in den Bann zieht. Thematisch verbindet Zimpel den Bombenangriff auf Köln, bei dem rund 500 Bomber in der Nacht zum 30.Juni 1943 die Domstadt in Schutt und Asche legten mit den aktuellen Kriegsereignissen in der Ukraine.

Insgesamt 4300 Menschen, darunter auch Zimpels Großeltern, starben damals im Bombenhagel. „Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht in Köln, sonst wäre ich mit Sicherheit bei meinen Großeltern gewesen und würde nicht mehr leben“, sagte Zimpel, die 1943 geboren wurde. An der Seite der Stele, die auch den beschädigten Dom zeigt und auf der eine Trümmerlandschaft thront, verbergen sich hinter einem Kreuz die Todesanzeigen der Menschen, die in dieser Nacht starben. „Da drin sind auch die Todesanzeigen meiner Großeltern“, sagte Zimpel.

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