Kommentar Berechtigte Altersdebatte

Josef Rüddel ist der dienstälteste Bürgermeister Deutschlands. 88 Jahre alt, seit 50 Jahren im Amt. Er ist eine Institution in Windhagen, beliebt, vernetzt - und nach wie vor überall zu sehen, wo ein Bürgermeister sein sollte. Ihm nimmt man nichts mehr übel, auch nicht, wenn es mal etwas hakt.

Rüddel hat den Streichelbonus, obwohl es in Windhagen längst kein Geheimnis mehr ist, dass die Arbeit seit geraumer Zeit andere in seiner Partei machen müssen. Die Nachricht, er wolle im kommenden Jahr erneut kandidieren, brachte die oppositionelle SPD nun auf die Palme und löste eine Altersdebatte aus. Ja, es ist Wahlkampf. Und ja, die Attacke ist wohl zeitlich bewusst lanciert. Unberechtigt ist sie nicht.

Kann ein Bürgermeister zu alt zum Regieren sein? Eine Frage, die gewiss keine grundsätzliche Antwort erlaubt und die an die Diskussion übers Autofahren erinnert: Fährt ein 80-Jähriger grundsätzlich schlechter als ein 20-Jähriger? Natürlich nicht. Die Frage, ob jemand zu alt zum Regieren ist, muss zuallererst der Bürgermeister selbst beantworten.

Er muss seine Leistungsfähigkeit einschätzen, seinen Gesundheitszustand kritisch in Augenschein nehmen - und abtreten, falls er zur Last für seine Stadt oder Gemeinde wird. Das ist seine Pflicht. Tut er es nicht, kann diese Frage notfalls noch jemand anderes beantworten: der Bürger. Bei der nächsten Wahl. Und die kommt 2014.

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