Im Kreis Neuwied werden Lernpaten gesucht Damit jedes Kind gefördert wird

RHEINBREITBACH · Es ist ein Teufelskreis: In sogenannten bildungsfernen Familien fehlen oft die Kenntnisse und die Zeit, sich um die schulpflichtigen Kinder zu kümmern. Die Eltern haben häufig zu wenig Einblick in den Schulalltag des Grundschulkindes, um dessen Situation einschätzen und es begleiten zu können.

 Mehr als Hausaufgabenhilfe: Lernpaten fördern die Entwicklung ihrer Schützlinge auf vielen Ebenen. Das Bild zeigt Anneliese Lange mit einer Grundschülerin in Garbsen.

Mehr als Hausaufgabenhilfe: Lernpaten fördern die Entwicklung ihrer Schützlinge auf vielen Ebenen. Das Bild zeigt Anneliese Lange mit einer Grundschülerin in Garbsen.

Foto: dpa

So können Kinder ihre Potenziale nicht entwickeln, mangelhafte Leistungen belasten wiederum die Familie und mindern die Bildungschancen des Kindes.

Hier können Lernpaten helfen - Erwachsene, die solche Kinder ehrenamtlich individuell begleiten. Unter dem Motto "Keiner darf verloren gehen" gibt es das Lernpaten-Modell auch im Kreis Neuwied. Aufgabe und Tätigkeit von Lernpaten standen jetzt im Mittelpunkt eines Informationsabends, zu dem der Verband der Katholischen Frauen in Wirtschaft und Verwaltung (KKF) nach Rheinbreitbach eingeladen hatte.

"Dieses Projekt gibt es bereits seit drei Jahren im Kreis Neuwied, und da wir uns ja auch um die Ausbildung junger Menschen kümmern, passt es zu uns", sagte die Vorsitzende des KKF, Zita Felinger. Entscheidungshilfen für potenzielle Interessenten für diese Aufgabe sollten dabei Franlin Toma und Britta Wörther vom Kreisjugendamt sowie Elisabeth Rieger vom Caritasverband Rhein-Wied-Sieg liefern.

Vor einigen Jahren hatte der Kreis das "Neuwieder Modell" ins Leben gerufen, in dem unterstützende Maßnahmen für Familien unter den Schlagworten "Prävention, Intervention und Kommunikation" im Vordergrund stehen. Das Lernpaten-Projekt sei ein überaus probates Mittel, um frühzeitig Fehlentwicklungen in Familien gegenzusteuern, so Toma. Rieger: "Aufgrund individueller, gesellschaftlicher, aber auch familiärer Probleme benötigen Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien individuelle Hilfen. Oft sind ihre Familien überlastet und es fehlt an Zeit."

Das könnten Lernpaten durch eine kontinuierliche Begleitung ausgleichen. "Lernpate kann prinzipiell jeder werden, der gerne mit Kindern arbeitet. Er sollte bereit sein, einmal wöchentlich rund zwei Stunden in der Schule vor- oder nachmittags, in oder außerhalb der Klasse mit einem Kind zu verbringen, um dessen kognitive, soziale und emotionale Kompetenz zu stärken", erklärte Toma den Rahmen dieses Ehrenamts. Dies bedeute, dass es nicht mit einem reinen "Nachhilfeunterricht" getan sei. Es gehe um gezielte menschliche Zuwendung, um Alltagshilfen bis hin zu Tipps zur Freizeitgestaltung.

Die jeweilige Schulleitung muss einen Antrag stellen, in das Projekt aufgenommen zu werden. Die Klassenlehrer nennen dann Kinder, die einen Lernpaten benötigen. "Voraussetzung ist aber natürlich auch das Einverständnis der Eltern", sagte Toma.

Zita Felinger kündigte an, dass der KKF "dieses überaus sinnvolle Projekt" unterstützen werde und darüber mit der Rektorin der Gebrüder-Grimm-Schule sprechen wolle. Allerdings ist Schulleiterin Patricia Schon-Ohnesorge zurzeit doppelt belastet, weil sie neben der Rheinbreitbacher auch die Vettelschosser Schule leitet, da dort die Rektorenstelle nach dem Ausscheiden von Elisabeth Dahs vakant ist. Felinger zeigte sich zuversichtlich, fünf Frauen für die Lernpaten-Aufgabe gewinnen zu können. Sie würden vom Kreisjugendamt geschult.

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