Drehorgelfest in Linz Große Pfeifen auf kleinen Rädern

Linz · Seit Donnerstag läuft das 32. Drehorgelfest in Linz. Die 50 Teilnehmer haben den Dreh raus. Bis Sonntag können sich die Besucher noch von den Künsten der Drehorgelspieler überzeugen.

 Rund 50 Drehorgelspieler sind seit Donnerstag und noch bis Sonntag in Linz bei der 32. Auflage des Drehorgelfestes auf den Gassen der Bunten Stadt unterwegs.

Rund 50 Drehorgelspieler sind seit Donnerstag und noch bis Sonntag in Linz bei der 32. Auflage des Drehorgelfestes auf den Gassen der Bunten Stadt unterwegs.

Foto: Frank Homann

Adelheid Hergert hatte den Dreh raus. Kaum war das Internationale Drehorgelfestival von Linz eröffnet, hatte sie schon das Drehorgel-Diplom in der Tasche. Sie stand nicht nur vor den beiden Leierkästen von Josef Kopfmüller und dessen Frau Barbara, um im Takt der Musik zu klatschen, sondern durfte auch selbst den Schwengel drehen. „Am liebsten würde ich tanzen.“ Adelheid Hergert kommt aus Bad Neuenahr und ist Stammgast der Linzer Traditionsveranstaltung.

Bevor die rund 50 Drehorgelspieler am Himmelfahrtstag die Stimmung in der Bunten Stadt am Rhein ankurbelten, hatten sie Aufstellung vor dem historischen Rathaus genommen. Es ging gleich rund. Denn ausgerechnet mit Rock’n’Roll-Musik drehte Erster Beigeordneter Thomas Balasus die 32. Auflage dieses Festes am Kasten von Wilfried Skoppeck aus Berlin an.

Und auch die neue Tourismuschefin der Stadt, Daniela Maier, bestand bei dieser Gelegenheit ihre Feuertaufe am Leierkasten. „Die Drehorgeln passen auf die Straßen und Gassen unserer historischen Stadt“, meinte Balasus. Und Siggi Filter pflichtete ihm stellvertretend für seine Mitstreiter vom Club Deutscher Drehorgelfreunde (CDD) bei. „Diese Kulisse lädt dazu ein, unsere Orgeln zum Klingen zu bringen“, sagte Filter, der den CDD als Nachfolger des verstorbenen Wilfried Hömmerich führt.

Nicht nur die Optik ist entscheidend. „Die Verbundenheit der Bevölkerung und der Touristen mit uns gefällt mir sehr“, sagte Christoph Hübner aus Aachen. Sie hören nicht nur zu, sondern bringen den Akteuren auch mal eine Tasse Kaffee oder eine Stärkung. Nervt ihn nicht manchmal die Musik, wenn er den ganzen Tag an der Kurbel steht? „Nein, man entspannt dabei. Ärger verfliegt beim Drehorgelspiel auf der Stelle.“

Wolfgang und Gudrun Funke aus Naumburg an der Saale sind zum vierten Mal in Linz dabei. „Meine Kleidung soll an die Barockzeit erinnern, in der die Drehorgeln entstanden sind“, erklärt Gudrun Funke ihr Kostüm und das weiße Schirmchen. 44 Holzpfeifen hat ihre Drehorgel. „Bei Holz ist der Ton besser.“ Die Drehorgelleute erlauben auch mal einen Blick in ihre Kisten, erklären gern, wie die ausgetüftelte Technik funktioniert. „Das Prinzip ist das der Kirchenorgel“, so Siggi Filter. Früher waren Stiftwalzen eingebaut, heute ist es ein Notenband, über dessen Löcher die Pfeifen pneumatisch angesteuert werden.

„Meine Drehorgel hat 84 Pfeifen, und die größte steht immer dahinter“, scherzt der Kölner, der vor allem kölsche Tön von Willi Ostermann bis zu den Bläck Fööss auf seinem Instrument spielt.

Einst hatte Filter in Linz den Orgelbauer Josef Raffin „Sassa“ aus „Maske in Blau“ spielen hören. „Das lief mir so den Rücken runter. Da habe ich für eine Drehorgel gespart. Sobald ich spiele, tauche ich in eine andere Welt ein. Wir sprechen mit unserer Musik Menschen an. Es ist schön, wenn sie dabei den Alltag vergessen.“

Unvergesslich für ihn, als ein Mann „Rotz und Wasser heulte“, als er am Linzer Buttermarkt den „Kölsche Jung“ spielte. „Ich habe ihn gefragt, ob ich so schlecht gespielt habe. Der Mann kam aus Kanada, war aber ein gebürtiger Kölner und total ergriffen von dem Lied.“ Auch für Werner Schnell und seine Frau Marja aus Baindt bei Ravensburg im südlichen Baden-Württemberg dreht sich alles um die Drehorgel. Sie sind in Linz von Anfang an dabei. Zusammen mit Franz und Ute Weber aus Köln liefern sie ein besonderes Schauspiel – im Wortsinne.

Sie singen zum Spiel der Drehorgel historische Moritaten und Küchenlieder, dabei dienen Bilder als Kulisse. „Sabine war ein Frauenzimmer, sie war so tugendhaft…“ Nur die Plüschaffen an etlichen Orgeln halten ganz still – sie erinnern an die Zeit, als Kapuziner- oder Rhesusaffen die umherziehenden Musikanten begleiteten. Als zusätzliche Attraktion, aber auch zum Einsammeln von Münzen.

Am Samstag und Sonntag wird das 32. Drehorgelfestival in Linz fortgesetzt.

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