Ausstellung im Willy-Brandt-Forum Unkel Helmut Schmidt: Hanseat, Staatsmann und Weltbürger

UNKEL · Seine „Schmidt-Schnauze“ war legendär: Das Willy-Brandt-Forum in Unkel zeigt in einer Ausstellung Fotografien des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Über seinen ehemaligen Mentor hatte Ehrengast Peer Steinbrück bei der Eröffnung einiges zu erzählen.

 Bundeskanzler Helmut Schmidt im Juli 1976 in seinem Arbeitszimmer im Bonner Kanzleramt.

Bundeskanzler Helmut Schmidt im Juli 1976 in seinem Arbeitszimmer im Bonner Kanzleramt.

Foto: picture alliance / dpa/dpa

„Manche Leute sind wegen Willy Brandt in die SPD eingetreten, ich vor nicht ganz 50 Jahren dagegen trotz Helmut Schmidt“, sagte Christoph Charlier. „Heute muss ich Abbitte leisten!“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende der Bürgerstiftung „Willy-Brandt-Forum“ (WBF) Unkel die Ausstellung „Helmut Schmidt: Hanseat – Staatsmann – Weltbürger“ im Vorteil-Center.

Nicht zuletzt in seiner Funktion als zweiter sozialdemokratischer Bundeskanzler nach Willy Brandt habe der Hamburger, ökonomisch wie rhetorisch beschlagen, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1974 bis 1982 nachhaltig geprägt.

Peer Steinbrück bei der Eröffnung

Als Ehrengast begrüßte Charlier den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, der als Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeskanzler Helmut-Schmidt-Stiftung die Ausstellung in Unkel eröffnete. „Keiner kann Ihnen den als Schmidt-Schnauze bezeichneten Politiker besser näherbringen als er“, so Charlier über Steinbrück.#

Der SPD-Politiker hatte Schmidt bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter des höheren Dienstes in den in den Jahren 1978 bis 1981 im Kanzleramt unmittelbar kennengelernt. Unter den Überschriften „Der Zerrissene“, „Der Kunstsinnige“ und „Der Unermüdliche“ könne im Vorteil-Center allerdings nur ein kleiner Teil der Fotoausstellung gezeigt werden, erklärte Charlier. „Weitere Fotos, ergänzt und kommentiert durch zahlreiche Zitaten von Helmut Schmidt und seiner Ehefrau Loki, vermitteln auf rund 30 Tafeln zu zwölf Themenbereichen im WBF einen Eindruck von der Weltsicht des überzeugten Hanseaten.“

Steinbrück charakterisierte seinen Mentor Schmidt als pflichtbewusst, pragmatisch und weitsichtig: „Wie kaum ein Zweiter verkörperte Helmut Schmidt die Tugenden eines Politikers, wie sie der Soziologe Max Weber beschrieben hat: Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortung“, hob er hervor.

Der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sei während seiner von Krisen geprägten Amtszeit durchaus umstritten gewesen, nicht zuletzt wegen seiner Haltung zum Nato-Doppelbeschluss – auch in der SPD. „Im Gegensatz zu Willy Brandt hat Schmidt während seiner politischen Karriere nicht die Herzen erobert. Zuspruch erhielt er erst, als er außer Dienst zu einer Art Weltenerklärer wurde“, hob Steinbrück hervor.

Weitsichtig als Wirtschafts- und Finanzminister

Sein Energieprogramm sei alles andere alles zukunftsfähig gewesen. Weitsicht habe er dagegen als Finanz- und Wirtschaftsminister bewiesen, indem er auf regelmäßige Treffen der führenden Wirtschaftsnationen gedrungen habe. „Die Umsetzung dieser Idee hat er seinem Freund Giscard d’Estaing überlassen, der 1975 im französischen Rambouillet zum G6-Gipfel einlud“, erinnerte der Redner.

Schmidt sei alles andere als ein kalt-berechnender Politiker ohne Grundsätze gewesen, sondern vielmehr ein pragmatischer Staatsmann mit einer hohen sittlichen Überzeugung. Nicht das Gut-gemeinte, sondern das Gut-gemachte habe ihn interessiert. „Moralisch triefende Gesinnungsethiker kamen bei ihm nicht an“, so Steinbrück.

Die Ausstellung im Willy-Brandt-Forum

Die Ausstellung „Helmut Schmidt: Hanseat – Staatsmann – Weltbürger“ ist im Willy-Brandt-Forum in Unkel, Willy-Brandt-Platz 5, dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Letzter Einlass ist 30 Minuten vor Schließung. Das Museum verfügt über einen barrierefreien Zugang und einen behindertengerechten Aufzug. Der Eintritt kostet fünf Euro.

Es gilt eine Maskenpflicht für Besucher und Mitarbeiter. Maximal 15 Personen dürfen die Ausstellung gleichzeitig besichtigen. Im Vorraum befindet sich eine Hygienestation. Zu Zwecken der gesetzlich vorgeschriebenen Nachverfolgung werden mit Einverständnis des Besuchers Kontaktdaten erhoben. Sonderöffnungen können unter ☏ 02224/7799303 sowie per E-Mail an info@willy-brandt-forum.com vereinbart werden.

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