Wegen Corona-Pandemie Klapperläufe in Linz fallen dieses Jahr aus

Linz · Aufgrund der Corona-Pandemie fallen in diesem Jahr die Klapperläufe in Linz aus. Stattdessen kamen am Karfreitag die Kochtöpfe zum Einsatz.

 Wohl dem, der seine eigene Klapper hat: Nicht alle Linzer mussten am Karfreitag auf ihr Kochgeschirr zurückgreifen.

Wohl dem, der seine eigene Klapper hat: Nicht alle Linzer mussten am Karfreitag auf ihr Kochgeschirr zurückgreifen.

Foto: Frank Homann

Das war nicht der Kracher. Jakob Krupp hatte gehofft, dass mehr mitmachen. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagte der 13-Jährige, der am Freitagmittag mit seiner Mutter am geöffneten Fenster im ersten Stock seines Elternhauses am Buttermarkt stand und klapperte, was das Zeug hielt. Aber auch der traditionelle Klapperlauf leidet in Corona-Zeiten.

Seit seiner Geburt hat Jakob den Klapperjungen-Pass, mit zwei Jahren machte er erstmals mit, damals noch auf den Schultern des Vaters. Mit dem Opa baute er seine eigene Klapper, die er am Freitag ordentlich „im Standbetrieb“ durchschüttelte.

Das Klappern am Karfreitag und Karsamstag gehört eigentlich zu Linz wie der Papst zu Rom. Jedes Jahr, jeweils um 6, 12 und 18 Uhr, laufen die Klapperjungen ab dem Linzer Neutor an diesen beiden Tagen durch die Straßen und Gassen, um an das Angelusgebet zu erinnern – denn die Glocken schweigen während der Passion Christi.

Was tun, um diesen Brauch, der vermutlich im 17. Jahrhundert in die Bunte Stadt gelangte, auch in einem solchen Jahr nicht ausfallen zu lassen? Aus der Stadtverwaltung, der Tourismus-Information, kam die Idee, dass sich die Linzer an ihre Fenster stellen und von da aus mit Kochtöpfen und Löffeln im Rhythmus schlagen. Denn: In diesem Jahr durfte die Stadt ja auch die begehrten Klappern nicht ausleihen.

Der Vorschlag, zu Hause zu klappern, „was das Kochgeschirr hergibt“, so Beigeordneter Michael Schneider, der auch zuständig für das Brauchtum ist, wurde begeistert in den Sozialen Netzwerken kommentiert.

Eher Geige als Rock

Aber dann war am Mittag des Karfreitags das Klapperkonzert doch eher Geige als Rock. Schneider selbst klapperte zu Hause an der Beethovenstraße, seine Kollegen ebenfalls überall an ihren Wohnsitzen. In der Neustraße schlugen zwei Frauen eifrig auf ihre Kochtöpfe. „Unsere Kinder und Enkel machen immer beim Klapperlauf mit, die sind in ihrem Haus auch zugange“, rief eine der Damen von oben herunter.

Einige Meter weiter strengte sich der sechsjährige Laurin heftig an, um seine vom Vater gebaute Klapper lautstark in Szene zu setzen. Zweimal ist er beim Linzer Klapperlauf mitgegangen. Jürgen Manz zeigte am Halborn seiner einjährigen Tochter Eva, wie das mit der Klapper geht – Übung für das nächste Jahr.

„Auch ich bin schon als Kind dabei gewesen“, erzählte Thomas Nelles (38), vis-à-vis von Jakob Krupp am Buttermarkt. Neben ihm stand sein Sohn Jannis, der – obwohl erst vier Jahre alt – selbst schon ein ganz erfahrener Klapperjunge ist. „Diesmal ist alles anders“, meinte Thomas Nelles, den auch das einsetzende Glockengeläut verwunderte.

Am Freitag wurden die Linzer auch nicht wie in den Jahren zuvor üblich bereits morgens um 6 Uhr vom Klappern geweckt – es blieb still. Nur zwei, drei Katzen schlichen durch die Dunkelheit. Zur 1100-Jahr-Feier der Stadt Linz 1974 war das Klappern reaktiviert worden; zuvor pflegte lediglich eine kleine Gruppe dieses Brauchtum.

Zur Belohnung gibt es seither alljährlich für jeden die Gedenkmedaille. Die wird im nächsten Jahr wieder verteilt. Aber den Eintrag 2020 in den Klapperjungen-Pass, den hätten sich Jakob, Jannis, Laurin & Co. wahrlich verdient.

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