Mehrgenerationenhaus in Rheinbreitbach Plattform funktionierender Nachbarschaft

RHEINBREITBACH · Schon der Andrang im Burghotel Ad Sion ließ darauf schließen: Das Thema Mehrgenerationenhaus stößt in Rheinbreitbach auf großes Interesse.

 Bereits in Betrieb: Das Mehrgenerationenhaus in Bad Honnef.

Bereits in Betrieb: Das Mehrgenerationenhaus in Bad Honnef.

Foto: Archivfoto: Frank Homann

Gut 60 Teilnehmer waren der Einladung der örtlichen Liberalen gefolgt. "Uns geht es in erster Linie um Aufklärung und Vermittlung grundsätzlicher Informationen zur Idee der Mehrgenerationenhäuser", so der Vorsitzende Hermann-Josef Sich.

Bereits im April hatte sich der Gemeinderat auf Antrag der FDP-Fraktion mit der Erstellung eines Mehrgenerationenhauses auf dem freien Grundstück der Kommune an der Bürresheimer Straße neben der Evangelischen Kirche befasst. Die erforderlichen Änderungen im Bebauungsplan wurden unisono bei der Verwaltung in Auftrag gegeben.

"Geplant ist, das Grundstück an einen Investor zu verkaufen, der auf den rund 2300 Quadratmetern bis zu 35 abgeschlossene Wohneinheiten in einer Größe von 40 bis 80 Quadratmetern errichten soll", so Sich. Positiver Nebeneffekt: Der Verkauf des gemeindeeigenen Grundstücks würde eine beträchtliche Summe in die leere Haushaltskasse spülen.

Außerdem sei in der Anlage eine gemeinschaftliche Begegnungsstätte vorgesehen, die unter Einbeziehung der bereits existierenden Freiwilligenbörse, eines noch zu gründenden Seniorenbeirats sowie eines Jugendbeirats generationsübergreifende Angebote und Aktivitäten realisieren soll. "Eine funktionierende Nachbarschaft braucht auch im ländlichen Raum eine Plattform, von der aus sie tätig werden kann", so Sich.

Der Kölner Architekt Dieter Erlen, einer der anwesenden Experten, bezeichnete das als zukunftsweisend. Er empfahl, sich nach geeigneten Kooperationspartnern bei kirchlichen Trägern oder Wohlfahrtsverbänden umzusehen. Über ein Mehrgenerationenhaus verfügt bereits die Verbandsgemeinde Asbach in Neustadt/Wied.

"Wir bieten dort Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren die Gelegenheit, in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen", so Sozialarbeiterin Angela Muß, Koordinatorin der Einrichtung. Diese biete zwar viele Bildungs- und Freizeitangebote, kulturelle Veranstaltungen und mehr, die auch zunehmend gut angenommen würden, sei aber reine Begegnungsstätte ohne Wohnungen.

Etwas Wasser in den Wein goss Ortsbürgermeister Wolfgang Gisevius gegenüber dem GA: "Die Anwesenden haben zwar extremes Interesse gezeigt, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich in unserem kleinen Ort junge Leute finden lassen, die sich für ein solches Konzept begeistern."

Junge Familien würden wohl eher ein Eigenheim mit Garten vorziehen. Gleichwohl gelte: Hinsichtlich des demografischen Wandels sei das Projekt zukunftsweisend. Auch für VG-Chef Karsten Fehr wäre ein Mehrgenerationenhaus eine Bereicherung für Rheinbreitbach. "Sinnvoll ist es meiner Ansicht allerdings nur, wenn dort auch die Funktion des gemeinsamen Wohnens gegeben ist", betonte er.

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