Tour von Erpel nach Köln Radeln mit dem Segen der Geistlichkeit

ERPEL · Monsignore Markus Bosbach schwenkte das Aspergill. Vor der Pfarrkirche Sankt Severin in Erpel besprengte der Direktor der Hauptabteilung Seelsorge des Generalvikariats im Erzbistum Köln, 60 Fahrradfahrer und ihre Räder.

 An der Kirche Sankt Severinus in Erpel begann die besondere Wallfahrt. Monsignore Markus Bosbach gab den Radfahrern den Segen für ihre Tour nach Köln.

An der Kirche Sankt Severinus in Erpel begann die besondere Wallfahrt. Monsignore Markus Bosbach gab den Radfahrern den Segen für ihre Tour nach Köln.

Foto: Homann

Es war der Reisesegen für eine besondere Tour. Genau 850 Jahre nach der Translation der Heiligen Drei Könige nach Köln traten die Teilnehmer in die Pedalen, um die letzte Etappe jener Reise nachzuvollziehen, die Rainald von Dassel im Jahre 1164 zurückgelegt hatte.

Der Startort Erpel war vom Organisator dieser Fahrradwallfahrt, Udo Wallraf aus der Stabsabteilung Kommunikation des Erzbistums, klug gewählt. Als das Schiff des Erzbischofs damals die Einmündung des Kasbachs in den Rhein erreichte, war er auf eigenem Hoheitsgebiet angelangt; dort begann bereits damals das Erzbistum Köln.

Sicheres Gebiet also, denn bei den Reliquien handelte es sich um Kriegsbeute; Barbarossa hatte sie bei den Belagerungen von Mailand an sich gerissen und Rainald geschenkt. Ein Coup: Köln wurde durch die Gebeine und die Verehrung der Heiligen Drei Könige zu einem der drei bedeutendsten Wallfahrtsorte - zum "Rom des Nordens".

Auf ihrer Tour erfuhren die Radler interessante Aspekte aus berufenem Mund. Die Hintergründe und die Bedeutung dieser Translation wurden in den verschiedenen Facetten durch Historiker Joachim Oepen, Vizedirektor des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, und Kunsthistorikerin Margit Jüsten-Mertens, Geschäftsführerin des Fördervereins romanische Kirchen Köln, thematisiert; sie radelten mit und informierten bei den Stopps entlang der Strecke. Spirituelle Impulse gab dabei Diakon Raimund Lülsdorff.

Erpels Pfarrvikar Günter Lülsdorf hieß die Wallfahrer herzlich willkommen. Im Untergeschoss des Turms seiner Kirche Sankt Severin sollen die Gebeine der Heiligen kurzzeitig gelagert worden sein. "Das klingt plausibel, dass hier eine Rast gemacht wurde, auch wenn es nicht beweisbar ist", so Oepen. Denn historisch gesicherte Zeugnisse für die Translation sind dürftig. Für diese Annahme sprechen in Erpel die drei Kronen im Ortswappen. Außerdem soll die Monstranz Partikel der Reliquien tragen.

Karin und Hans-Ulrich Engels aus Wachtberg begaben sich mit auf die Tour: "Wir möchten neue Impulse und Denkweisen gewinnen, gehen öfter auf Wallfahrt. Aber es ist unsere erste Radwallfahrt." Theologiestudentin Monika Nigge aus Köln wollte vor ihrer Prüfung auch ein bisschen abschalten und auftanken.

"Die Heiligen Drei Könige sagen uns viel." Sie waren gewissermaßen die ersten Wallfahrer. An der Seite der radelnden Pilgerschar befanden sich auch Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) aus Bonn und Köln. Clemens Rott: "Wir möchten das unterstützen. Aber es ist interessiert mich auch vom Thema her."

Hatte jemand unterwegs "eine Schraube locker" oder einen Platten, gab es Hilfe von diesen Engeln auf Rädern. Thomas Ripper und Lea Wedekind indes trugen die Malteser-Kleidung und waren für alle Notfälle der Radfahrer gerüstet.

"Fahret hin in Frieden", rief Monsignore Bosbach den Radlern zu. Die ersten Hundert Meter schoben sie aber ihre Stahlrösser. Bis zum Rhein, wo die Wallfahrer mit der Fähre nach Remagen übersetzten. Zu dieser Stelle existiert eine Legende. Die Schiffe Rainalds bewegten sich nicht weiter und standen unterhalb der auf einer Anhöhe liegenden alten Martinskapelle still, bis Rainald - einer inneren Stimme Gottes folgend - den heiligen Apollinaris ablud und in der Martinskapelle bestattete.

Bereichert wird diese Legende dadurch, dass Rainald - wie auch die Stadtchronik Erpels vermeldet - dort zuvor am 22. Juli übernachtet habe. Oepens Sohn Paul Gereon (10), der als jüngster Wallfahrer mit Begeisterung dabei war, hörte gespannt zu. In Remagen ging es hoch zur Apollinaris-Kirche.

Die Strecke

Nach der Apollinaris-Kirche ging es zur Kirche Heilige Drei Könige in Oberbachem, zurück an den Rhein und bis Bonn zur Münsterkirche. Nach der Abendmesse und einer Führung im Bonner Münster durch Bonns Stadtjugendseelsorger Meik Schirpenbach hielt der Bonner Astronom Michael Geffert einen Vortrag zum Stern von Bethlehem.

Am Folgetag fuhren die Pilger vom Bonner Münster - historisch unkorrekt - auf die rechte Rheinseite zur "Doppelkirche" in Schwarzrheindorf. Zurück auf dem linken Rheinufer zogen die Radler Richtung Köln. Dort besuchten sie das "Dreikönigspörtzlein" an der Kirche Maria im Kapitol. Die Wallfahrt endete am Dom mit einem Pontifikalamt.

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