Ausstellung in der Linzer Trinitatiskirche Schlichte Kunstschätze als Bildersatz

LINZ · Fliesen mit biblischen Darstellungen, vorwiegend im berühmten Delfter Blau, sind in die Linzer Trinitatiskirche eingezogen. Anlass ist das Motto "Bild und Bibel", das die evangelische Kirche in Deutschland für dieses Jahr auf ihrem Weg zum Jubiläum "500 Jahre Reformation" 2017 ausgewählt hat.

 Die "Linzer Pietá" präsentieren in der Trinitatiskirche (v. l.) Alexander Jokisch, Kurt Perrey und Christoph Schwaegermann zusätzlich zu den friesischen Bibelfliesen.

Die "Linzer Pietá" präsentieren in der Trinitatiskirche (v. l.) Alexander Jokisch, Kurt Perrey und Christoph Schwaegermann zusätzlich zu den friesischen Bibelfliesen.

Foto: Horst Dieter Küsters

"Ich bin sehr froh, meinen Kollegen Kurt Perrey rechtzeitig angesprochen zu haben, denn die Wanderausstellung mit 96 Original-Bibelfliesen ist ungemein gefragt", so Pfarrer Christoph Schwaegermann. Um in der Kirche auf die nur 13 mal 13 Zentimeter großen Fliesen mit Darstellungen aus der Bibel aufmerksam zu machen, wurden fünf Reproduktionen auf metergroße Folien gezogen. Passend zur Jahreszeit zeigen sie Szenen aus der Passionsgeschichte.

"Als ich Pfarrer im ostfriesischen Norden war, sollte ich zum ökumenischen Jahr der Bibel 2003 etwas typisch Religiöses und Friesisches aussuchen und da sind mir die Bibelfliesen eingefallen", erinnerte sich Perrey. Ursprünglich sollte es bei einer Ausstellung in der Ludgerikirche bleiben, inzwischen sind die Fliesen aber vom "Norder Bibelfliesenteam" bereits 84 Mal in ganz Deutschland gezeigt worden. "Als in den burgundischen Niederlanden mit dem Bilderverbot calvinistischer Prägung Gemälde aus den Kirchen entfernt wurden, setzte im 17./18. Jahrhundert die Blütezeit der Bibelfliesen in den Wohnhäusern ein", so der Fachmann. Soweit bislang bekannt, sind 600 Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament nach Vorlagen bekannter Künstler auf Fliesen gemalt worden. Dort wo die Leute lebten, die vielfach nicht lesen konnten, begegneten sie so biblischen Szenen in leicht verständlicher Darstellung.

"Heute ist das natürlich anders. Bibelfliesen regen zur Beschäftigung mit diesem Kulturgut, aber auch mit den Inhalten an", so Perrey. Besucher der Wanderausstellungen hätten ihm versichert, nach dem Betrachten der schlichten Kunstschätze "mal wieder in der Bibel gelesen zu haben", etwa um Genaueres über "Judith und Holofernes" zu erfahren oder darüber, was es mit den Emmausjüngern auf sich habe. "Da viele sich nicht mehr in der Bibel auskennen und nur wenige Fliesen einen schriftlichen Hinweis auf die jeweilige Geschichte geben, benennen wir jede Darstellung des zeitlich geordneten Rundgangs von der Schöpfungsgeschichte bis zur Auferstehung und geben auch die Entstehungszeit an", so Perrey.

Ergänzt werden die alten Kunstwerke durch eine zeitgenössische Fliesenarbeit von Alexander Jokisch, der seine "Linzer Pietá" aus seiner "Kapelle" in der Rheinstraße in die Kirche gebracht hat. Die während des Irakkriegs entstandene Arbeit steht vor dem Altar und verweist somit, ebenfalls passend zur Passionszeit, direkt auf das Kreuz, stellt aber gleichzeitig auch einen lokalen Bezug zu Linz dar. "Nicht nur dass meine Pietá seit sechs Jahren während der Fronleichnamsprozession an der Station auf dem Burgplatz zu sehen ist. Hinter der Frau, die mit ihrem Sohn auf einem Flughafen darauf wartet, vor der Gewalt fliehen zu können, sind die Linzer Klapperläufer zu sehen, mit denen ich auf die Vergänglichkeit der Zeit hinweise", so Jokisch. khd

Die Wanderausstellung "Bibelfliesen" ist bis Sonntag, 29. März, freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach den Gottesdiensten in der evangelischen Kirche zu besichtigen.

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