Sturm im Wiedtal Umgestürzter Baumstamm wird wieder aufgestellt

Wiedtal · Im Wiedtal ist ein Baum durch einen Sturm umgestürzt. Doch der Stamm der 230 Jahre alten Eiche wurde nicht weggeräumt, sondern wieder aufgestellt. Die ungewöhnliche Maßnahme hat mit einem Eremiten zu tun.

 Ein Spezialkran hob den Baumstamm an.

Ein Spezialkran hob den Baumstamm an.

Foto: Torsten Loose

Dass ein Baum durch einen Sturm umkippt und dann weggeräumt wird, ist keine unübliche Nachricht. Dass ein umgestürzter Baum jedoch wieder aufgestellt wird, ist dann doch eher ungewöhnlich. So geschehen im Wiedtal auf der Straße zum Forsthaus Friedrichsthal. Der Grund für die besondere Maßnahme ist rund zwei bis vier Zentimeter groß – aber ziemlich bedeutend.

In der rund 230 Jahre alten Stieleiche, die bereits Mitte Mai den Wetterkapriolen zum Opfer fiel, leben äußerst seltene Insekten, darunter der bedrohte und europaweit geschützte Eremit, wie die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord nun mitteilte. An nur vier Stellen in Rheinland-Pfalz gibt es die Art noch. Den Käfer einfach umzusiedeln ging jedoch nicht. Der Eremit lebt in einer Baumhöhle, die er oft sein ganzes Leben lang nicht verlässt. Als „Stubenhocker“ bezeichnet ihn der Naturschutzbund daher durchaus passend auf seiner Internetseite.

Spezialkran hebt Stamm auf

Um die Straße wieder freizuräumen und das Überleben der insgesamt 21 Arten in dem vermoderten Holz der Eiche zu sichern, musste es ganz schnell gehen. Mit einem Spezialkran wurde der 4,7 Tonnen schwere Stamm aufgerichtet und in unmittelbarer Nähe an einem Standort in der Sonne und auf feuchtem Untergrund aufrecht hingestellt. Würde der Baum liegen statt stehen, wären die Tiere leichte Beute für Ameisen, Spitzmäuse und andere Beutegreifer.

Nur die „Stehendlagerung“, im Naturschutz gängige Praxis, könne den Biotopbaum noch einige Jahre erhalten, so die SGD. Da so alte Bäume immer seltener vorkommen, hätten sie im Naturschutz einen entsprechend hohen Stellenwert. Den Emerit wird es freuen – auch wenn der Stubenhocker von seiner Umgebung ja ohnehin nur wenig mitbekommt.

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