Bei Straßensanierung Vettelschoss will neue Wege gehen

VETTELSCHOSS · Die Gemeinde Vettelschoss will bei der Finanzierung des Straßenausbaus neue Wege beschreiten. Statt jeden Grundstückseigentümer mit einer einmaligen hohen Investition für den eigenen Abschnitt zu belasten, sollen die Bürger durch einen wiederkehrenden Jahresbeitrag für alle Sanierungen in der Ortsgemeinde bezahlen.

Im nördlichen Kreis Neuwied wäre dieses Prinzip zwar einmalig, in Rheinland-Pfalz nichts Neues. Am Mittwochabend informierte Bürgermeister Falk Schneider seine Bürger über die Idee eines Paradigmenwechsels.

Mehr als 100 Vettelschosser kamen ins Forum "Am blauen See". Und Falk Schneider ahnte, dass es emotional werden könnte. "Dies ist ein wichtiges Thema, das alle berührt", sagte er gleich zu Beginn. Entschieden sei noch nichts, werde es an diesem Abend auch nicht. Der Abend sei lediglich zur Information da.

Der demografische Wandel ist auch in dieser Debatte der Auslöser. Immer mehr Senioren fehlen die finanziellen Mittel, um im Alter die kostspielige Sanierung der Straße vor ihrem Haus zu schultern. Schneider beschreibt deshalb einen exemplarischen Fall: Eine Straße muss nach 30 bis 40 Jahren saniert werden. Wer demnach mit 30 Jahren ein Haus kauft, wird mit spätestens 70 Jahren zur Kasse gebeten. Die Kosten lägen dann zwischen 5000 und 10.000 Euro.

"Zu viel Geld für den ein oder anderen Rentner", sagt Schneider. Deshalb sollten die Kosten lieber von allen übernommen werden - geringe Jahresbeiträge statt hoher Einmalzahlung. Die Solidargemeinschaft würde somit größer werden. Die Kosten würden immer für die konkreten Arbeiten des vorherigen Jahres erhoben. Wie hoch diese Kosten werden würden, ist noch nicht absehbar - nur so viel: Bis 2023 sollen laut Schneider sieben Straßenbauprojekte durchgeführt werden. Die Höhe der Kosten variiert nach der Größe des Grundstücks.

Die Idee hat Sympathisanten, aber auch Gegner. Letztere wollen sich ihr Geld selbst einteilen und nicht durch die Gemeinde einteilen lassen. Sie befürchten weniger Mitspracherecht bei den Sanierungen und fehlende Transparenz. Und: Anlieger von Kreis- und Landesstraßen mussten bislang nur für die Sanierung der Bürgersteige und Straßenbeleuchtung aufkommen. Bei dem neuen Prinzip würden auch sie als Teil der Solidargemeinschaft zur Kasse gebeten.

Nun will Schneider die Reaktionen der Bürgerversammlung in den Rat tragen. "Die, die das Geld auf dem Konto liegen haben, denen ist das egal. Die wollen das System beibehalten", sagt der Bürgermeister, "aber es gibt auch andere." Wie ein junges Ehepaar, das sich kürzlich Eigentum in Vettelschoss kaufte und nun von der Straßensanierung kalt erwischt wurde. Fest steht: Es wird eine zweite Bürgerinformation geben.

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