Kreispolizei reagiert auf hohe Zahl von Motorradunfällen

Erst vor wenigen Tagen verunglückte ein Motorradfahrer in Lohmar-Donrath tödlich. Bereits zuvor war es wiederholt zu schweren Unfällen mit Bikerbeteiligung gekommen. Eine Entwicklung, die Hans-Peter Sperber, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Siegburg, Sorgen macht.

 Hat unfallträchtige Strecken im Blick: Hans-Peter Sperber, Leiter der Direktion Verkehr.

Hat unfallträchtige Strecken im Blick: Hans-Peter Sperber, Leiter der Direktion Verkehr.

Foto: Axel Vogel

Erst vor wenigen Tagen, am 14. Mai, verunglückte ein Motorradfahrer in Lohmar-Donrath tödlich. Bereits zuvor war es - auch wegen der stabilen Schönwetterlage - wiederholt zu schweren Unfällen mit Bikerbeteiligung gekommen. Eine Entwicklung, die Hans-Peter Sperber, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Siegburg, Sorgen macht, wie er im Gespräch mit Axel Vogel erklärt.

General-Anzeiger: Herr Sperber, die Motorradsaison ist noch jung und trotzdem sind schon jede Menge schwere Unfälle passiert.

Hans-Peter Sperber: In der Tat haben wir es in diesem Jahr mit stark gestiegenen Zahlen zu tun. Im Zeitraum zwischen Januar und April gab es 55 Prozent mehr verunglückte Motorradfahrer als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Verunglückten erhöhte sich von 20 auf 31.

Und dabei haben wir den Mai, den traditionellen "Spitzenmonat" bei den Unfallzahlen, noch nicht eingerechnet. Mit dem ersten in der Saison tödlich verunglückten Biker auf der K 37 bei Donrath ist der Monat bereits sehr negativ verlaufen. Dabei muss man einschränkend sagen: In Nachbar-Kreisen wie dem Rheinisch-Bergischen Kreis und dem Oberbergischen Kreis, die ähnlich attraktiv für Motorradfahrer sind wie der Rhein-Sieg-Kreis, ist die Entwicklung ähnlich.

GA: Ist bei den Unfällen mit Motorradbeteiligung wie so oft in der Vergangenheit verstärkt überhöhte Geschwindigkeit im Spiel?

Sperber: Das kann man so nicht sagen. Ich rate dazu, die Kradfahrer nicht in einen Topf zu werfen. Wir haben es auf der einen Seite mit der Gruppe der unverbesserlichen Raser zu tun und auf der anderen Seite mit der großen Gruppe der 30- bis 60-jährigen Freizeitfahrer, die mit ihren leistungsstarken Maschinen auf Ausfahrten unterwegs sind.

In der letztgenannten Gruppe summieren sich gerade zu Beginn des Jahres Anfängerfehler. So haben wir es derzeit verstärkt mit "Verbremsen" zu tun. Auch Gruppenfahrten mit zu geringen Abständen sind ein großes Problem.

GA: Steigende Unfallzahlen müssen Sie besonders wurmen, da die Kreispolizei viel Aufwand bei der Prävention betrieben hat. Sie scheinen die Fahrer mit ihren Botschaften nicht zu erreichen.

Sperber: Es stimmt, dass wir bei Präventionsveranstaltungen wie Anfang vergangenen Jahres in der Gaststätte "Bikers Rust" in Dattenfeld kaum auf Interesse gestoßen sind. Die Biker wollen sich mit Gleichgesinnten treffen und die Ausfahrt genießen. In der Atmosphäre sind sie für Botschaften kaum empfänglich.

GA: Wird die Polizei nun nur noch auf Repression setzten?

Sperber: Keineswegs. Wir werden unsere Präventionsmaßnahmen aber umstellen. Neben der genauen Analyse der Unfallzahlen, die wir bislang auch schon immer ausgewertet haben, wollen wir uns verstärkt auf die Verkehrsraumgestaltung konzentrieren.

GA: Was bedeutet das?

Sperber: Wir wollen auf unfallträchtigen Strecken, wie der B 507, B 478, L 312, L 317 und der in letzter Zeit besonders auffälligen L 86 zum ersten Mal eine Verkehrsschau vor Ort durchführen. Dabei werden Motorradexperten der Kreispolizeibehörde vor Ort prüfen, wie man die Strecke mit baulichen Maßnahmen oder Schildern sicherer machen kann.

GA: So wie es der Oberbergische Kreis auf der B 256 zwischen Waldbröl und der Präsidentenbrücke vorhat?

Sperber: Ja, so solche Maßnahmen könnten auch im Rhein-Sieg-Kreis zum Einsatz kommen. Die Behörden im Nachbarkreis prüfen derzeit, auf der B 256 eine "Rüttelstrecke" zu installieren. Damit sollen Motorradfahrer zur Reduzierung ihrer Geschwindigkeit bewegt werden.

GA: Was ist mit der Repression?

Sperber: Die wird auch weiterhin ein ganz wichtiges Standbein der Polizei bleiben. Bislang haben Kreisverwaltung und Polizei im Jahr 2011 rund 100 Stunden in Geschwindigkeitskontrollen investiert. Rund 500 Verstöße wurden erfasst, aber nicht nur von Bikern.

Wir werden weiter an jedem Wochenende solche Kontrollen durchführen. Aber auch Strafen bei Verstößen verschärfen. Etwa für Biker, deren Identität nach einem Verstoß nicht zu ermitteln war. Betroffene Halter werden künftig frühzeitiger ein Fahrtenbuch führen müssen.

Auch soll bei Rasern früher ein Fahrverbot verhängt werden. Was uns dabei das Leben schwerer machen könnte: Durch eine neue Vorgabe des Bundesverkehrsministeriums können Motorradfahrer aus "ästhetischen Gründen" ein kleineres Nummernschild benutzen. Das macht eine Erkennung schwieriger.

Zur Person

Hans-Peter Sperber ist 53 Jahre alt und stammt aus Neuwied. Der zweifache Familienvater ist seit 1977 bei der Polizei, wo er zunächst an der Fachhochschule studiert hat und dann ein weiteres Studium an der Hochschule der Polizei absolvierte. Seit 2008 ist Sperber Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Siegburg.

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