Ausstellung in Remagen Kunstikone Mary Bauermeister zeigt eigene und gesammelte Werke

Remagen · Mary Bauermeister, einst mit ihrer Kunst in New York gefeiert, zeigt aktuell eigene und gesammelte Bilder nicht nur in Bonn, sondern auch in Remagen. Wir waren bei der Vernissage in der Römerstadt.

 Blickt auf ein bewegtes Leben und hat viel zu erzählen: Kunstikone Mary Bauermeister, die bei Galeristen Rosemarie Bassi (links) in Remagen eigene und gesammelte Werke zeigt.

Blickt auf ein bewegtes Leben und hat viel zu erzählen: Kunstikone Mary Bauermeister, die bei Galeristen Rosemarie Bassi (links) in Remagen eigene und gesammelte Werke zeigt.

Foto: Martin Gausmann

Starker Auftritt in der Galerie Rosemarie Bassi: Kunstikone Mary Bauermeister breitet am Sonntag einen Kosmos von Werken aus – eigene und viel von dem, was sie sammelt, seit sie als junge Künstlerin in New York hungerte, dann Erfolg hatte und beschloss, fortan mit zehn Prozent ihrer Erlöse Kunst zu kaufen, um die Kollegen zu unterstützen.

Doch das größte Erlebnis ist sie selbst. Die 87-jährige gebürtige Frankfurterin hat das Publikum im Griff, spricht quirlig, frech und heiter über ihr aufregendes Leben, ihre Ansichten und über die Kunst. Galeristin Bassi schwebte eine Doppelausstellung in der Remagener Galerie und im Bonner Frauenmuseum vor. Als sie dies Museumsleiterin Marianne Pitzen und Künstlerin Bauermeister antrug, waren sich die drei engagierten Kunststreiterinnen sofort einig.

Am Sonntagmittag eröffnet die Präsentation in Bonn, am Nachmittag in Remagen. Die zahlreichen Gäste sehen: Es ist alles da. Etwa eine Arbeit aus Strohhalmen, ein Material, das die renommierte Fluxus-Pionierin und Konzeptkünstlerin erstmals 1961 aufgriff. Die Umkehrung der Farben der deutschen Nationalflagge, unten das Schwarz der Erde, in der Mitte Rot und oben das Gold der Sonne. Bauermeister: „Solange Schwarz oben war, lief die Entwicklung nicht gut“. Heute könnten Künstler keine Tabus niederreißen, „es ist alles enttabuisiert.“

Mit der Werkgruppe Linsenkästen hat Bauermeister in Amerika für Furore gesorgt. Beim Betreten der Galerie springt ein Glastisch mit Linsen ins Auge. Den Fuß akzentuieren sorgsam gelegte, farblich abgestimmte Steinkreise. Arrangements von Steinen sind ebenfalls elementar für ihre Kunst. Darüber leuchten in Gelb, Lila und Orange-Rot hochformatige „Pünktchenbilder“. Daneben bezirzen für die Ausstellung kreierte „Linsenkästen“ mit zarter Zeichnung, Schrift und knallig farbigem Grund, bedeckt von echten Farbtuben, Pinseln und Bleistiften früherer Jahrzehnte.

Brand im Atelierhaus

Eine 180-Grad-Drehung und man steht vor dem Bild „Colour“, die Ränder vom Feuer weggefressen. Es hat einen Brand gegeben in Bauermeisters Atelierhaus: „Ich hätte mich umbringen können. Aber es war Karfreitag und ich bin Christin genug, um es nicht an einem Karfreitag zu tun.“

Bereitwillig stellt sie die gesammelten Werke vor. Manche Künstler sagten, ihre Kunst erkläre sich selbst. Aber wenn man die Gabe hat zu reden, „könnte man doch ein erlösendes Wort dazu sagen“, findet Bauermeister. Die Zuhörer erfahren etwas über die Keramik-Tempel von Michael Zimmermann, über Peter Busmanns zum Kreis geführte Linie, die Kalligraphie „Zen“ von Rudolf Prinz zur Lippe, die Lichtarbeit von Kuzmin und Molitor, die große Bodenpyramide von Josef Halevi.

Staunenswertes ist zu sehen bis Anfang September, so auch Sascha Borkos „Monsterbilder“, ein „Entengrützenschnabel“, ein gemalter Wagner mit grünen Schuhen von Ulrike Eller-Rüter und viel von Mary Bauermeister, die sagt, „alles, was ich tue, kommt nicht von mir, sondern aus dem geistigen Raum“.

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