Land will Nachtlärm verringern

KÖLN/BONN · Am Anfang gab es in Köln/Bonn nur sechs zivile Flüge pro Tag.

Dass die Region Köln/Bonn nur 60 Kilometer vom Airport Düsseldorf entfernt heute auch einen internationalen Flughafen hat, ist nicht zuletzt Konrad Adenauer zu verdanken. Der hatte Bonn 1949 zur Hauptstadt der jungen Bundesrepublik gemacht. Und die Hauptstadt brauchte einen Flughafen.

Da kam der damals unter britischer Hoheit stehende Militärflugplatz in der Wahner Heide gerade recht. Anfangs erlauben die Militärs gerade mal sechs zivile Flüge pro Tag. Erst mit dem Abzug der Briten 1957 kommt der Airport in deutsche Verwaltung. 1970 weiht der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann zwar den neuen Terminal ein, aber bis Mitte der 80er Jahre fliegt der boomende Luftverkehr weitgehend an Köln/Bonn vorbei.

Erst danach geht es mit den Passagier- und Frachtzahlen deutlich nach oben. 1990 werden drei Millionen Passagiere erreicht. Mit der zunehmenden Zahl an Flugbewegungen rückt auch der Fluglärm immer mehr in die Diskussion. Vor allem in der Nacht. Denn mit der Ansiedlung des amerikanischen Frachtflug-Unternehmens United Parcel Service (UPS) 1986 beginnt der rasante Aufstieg von Köln/Bonn zum heute nach Frankfurt zweitgrößten deutschen Frachtflughafen.

Im Jahr 2000 erreichen die Flugbewegungen ihre bis heute gültige Rekordmarke: 155 681 Starts und Landungen werden übers Jahr gezählt, 40.251 davon in der Nacht. Trotz deutlich gestiegener Passagier- und Tonnagezahlen gab es im vergangenen Jahr nur noch 134.323 Flugbewegungen, nachts wurde 33.716 mal gestartet und gelandet. Das sind etwas mehr als 92 Flugbewegungen pro Nacht.

Das deutlich gestiegene Passagier- und Frachtaufkommen bewältigen die Airlines mit weniger Flügen als vor einer Dekade, weil sie heute größeres Fluggerät einsetzen. Vor allem im Frachtflug kommen in Köln/Bonn mit der McDonnell-Douglas MD 11 und dem Jumbo B 747 von Boeing zwei besonders leistungsfähige, aber auch als besonders laut geltende Maschinen zum Einsatz.

Weil in den vergangenen Jahren neben dem Frachtflug nachts auch immer mehr Passagiermaschinen starten und landen, will die rot-grüne NRW-Landesregierung zumindest dem Passagierflug zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens einen Riegel vorschieben. Das Verbotsverfahren läuft derzeit, Ende Oktober war die Anhörung aller Beteiligten abgeschlossen. Die endgültige Entscheidung wird allerdings nicht in Düsseldorf, sondern in Berlin getroffen. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat das letzte Wort.

Der nächtliche Passagierflug genießt laut Landesregierung keinen Vertrauensschutz, anders als der Frachtflug. So ist es in Punkt 11 der "Neuregelung der Nachtflugbeschränkung auf dem Verkehrsflughafen Köln/Bonn" vom August 1997 festgehalten: "Der Vertrauensschutz gilt nicht für zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen zwecks Einschränkungen von Passagierflügen."

Diese Regelung, so argumentiert Horst Becker (Lohmar), Parlamentarischer Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium, sei immer noch in Kraft, weil der damalige Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) im Jahre 2008 die bis Ende 2015 geltende Nachtflugregelung ohne jede Änderung oder Einschränkung vorzeitig bis 2030 verlängert hat. Das sieht der Flughafen allerdings anders: Er geht von einem Vertrauensschutz für Fracht- und Passagierflüge bis 2030 aus und will notfalls auch den Rechtsweg beschreiten.

Schon jetzt hat die Stadt Siegburg hat eine Klage gegen die Verlängerung des Nachtflugs beim Oberverwaltungsgericht Münster eingereicht, sie will den Nachtflug generell verbieten lassen. Bis zu einem Urteil können aber noch bis zu fünf Jahre vergehen, so Experten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort