Rheinischer Dialekt Landschaftsverband untersucht Ortsnamen in Mundart

Region · Der Landschaftsverband Rheinland sucht Mundartsprecher, die etwas über Ortsnamen mit der Endung -oven wissen. Denn in der Region gibt es eine hohe Dichte solcher Namen.

Dieses Ortsschild steht in Dünstekoven.

Dieses Ortsschild steht in Dünstekoven.

Foto: Wolfgang Henry

Wer einen Ausflug in der Region Bonn/Rhein-Sieg unternimmt, dem werden immer wieder Ortsnamen unterkommen, die auf den Silben -oven enden. Beispiele sind Bechlinghoven, Ramershoven, Oedekoven, Wershofen, Birlinghoven, Römlinghoven, Müllekoven und Dünstekoven. Wie die Sprachabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) weiß, gibt es in unserer Region auffallend viele dieser Namen. Und sie haben eine lange Tradition. Momentan ist dies das Forschungsgebiet des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) in Bonn. Bemerkenswert ist dabei, dass es bei diesem Namenstyp signifikante Unterschiede zwischen dem Dialekt und dem Hochdeutschen gibt. Als Beispiel nennt der LVR Küdinghoven, das im Dialekt „Külekovve“ heißt. Bei den Ortsnamen gibt es eine Varianz. Sie führen die Endungen -inghoven und -hoven. Eine solch hohe Dichte derartiger Namen ist im Rheinland einmalig.

Dabei sind diese Ortsnamen meistens sehr alt. Sie datieren überwiegend aus dem 7.-9. Jahrhundert. In dieser Zeit sind im Rheinland und anderswo im deutschen Sprachraum viele Siedlungsgründungen belegt. „Die Endungen verweisen dabei auf die Gestalt dieser frühen Ortschaften – es waren mehrere Höfe, die nah beieinander gebaut wurden“, sagt LVR-Sprecherin Charlotte Rein.

Die Endung -koven geht demnach auf -inghoven zurück. Die Sprachwissenschaftler drücken das so aus: „Es handelt sich um eine zusammengezogene Kurzform.“ Dabei sind heute beide Varianten überliefert: -inghoven und -koven. Beispiel: Nottinchoven, aus dem Jahr 1217. Das c entspreche hier einem g neben Nettenkoffen (1595). Und es gibt Nettekoven und Kudinchoven (1257) neben Kudekoven (1646) für Küdinghoven.

Die große Frage, wieso sich an einer Stelle die Version -inghoven durchgesetzt hat und an anderer die Endung -koven, ist noch nicht geklärt und soll noch weiter untersucht werden.

Erwähnung in historischen Quellen

Hoffnung setzen die Sprachwissenschaftler dabei auf die heutigen Dialektnamen der betreffenden Orte. Denn beispielsweise heißt Küdinghoven auf Platt bis heute Külekovve. „Das Hochdeutsche weist also die eine Variante auf, der Dialekt die andere“, so Charlotte Rein.

Weil aber die Dialektnamen der Ortschaften nur unvollständig in Büchern verzeichnet sind, gilt nun die Aufmerksamkeit des LVR den Aussagen aktiver Dialektsprecher. Damit verbunden ist der Aufruf an alle, die Näheres zur Nutzung der Dialektnamen der Ortschaften mit Endung auf -oven sagen können. Was man bisher weiß, ist: Der erste Teil des Ortsnamens, das sogenannte Bestimmungswort, ist häufig ein Personenname. So lasse sich der Name des Dorfes Ramershoven in der Nähe von Rheinbach auf den Namen Rambrecht zurückführen. Die ursprüngliche Bedeutung war also „Höfe der Leute des Rambrechts“. Ähnliches gilt für den Namen des Duisdorfer Stadtteils Medinghoven, der vermutlich auf dem Personenamen Matfridus basiert. Bechlinghoven könne auf Bachilo oder einen ähnlich klingenden Namen zurückgeführt werden, so der LVR.

Außer den tradierten und noch erhaltenen Ortsnamen gab es früher viele weitere Siedlungen mit Endung auf -hoven und -koven. „Die haben Siedlungen bezeichnet, die heute nicht mehr bestehen. Einige von ihnen sind aber noch greifbar als Hof-, Guts- oder Burgnamen“, so Charlotte Rein. Beispiele sind die Burg Kriegshoven zwischen Heimerzheim und Metternich, oder der Straßenname Berghovener Straße in Bonn-Oberkassel. Ein ganz besonderer Fall liege mit der ehemaligen Siedlung Dützhoven vor. Die wird nach LVR-Untersuchungen in historischen Quellen mehrfach erwähnt, etwa als Duytshoven (1372), Dutzhoven (1344) und Dotzhoffen (1477).

Der Ort lag zwischen Heimerzheim und Bornheim. In späteren Quellen finden sich dann nur noch die beiden Höfe, die auch heute noch dort stehen: der Obere Dützhof und der Untere Dützhof. Dort hat sich offenbar aus einem Siedlungsnamen ein Hofname entwickelt. Weitere Namen, die nur in historischen Quellen stehen, sind Grippekoven (Bornheim), Luttershoven (Bonn) und Reckhoven (Bornheim). Zu der Thematik „Deutung der Namen“ auf -oven haben die Heimatforscher Horst Bursch und Paul Derks einige Aufsätze geschrieben.

Auf der Webseite des LVR gibt es weitere Informationen zu dem Thema. Weil noch viele derartige Namen fehlen, bittet der LVR die Dialektsprecher darum, entsprechende Ortsnamen auf Platt zu nennen. Kontaktdaten sind 0228/9834245; charlotte.rein@lvr.de, Endenicher Straße 133, Bonn.

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