Laufen für den Frieden
Das im Januar gegründete Remagener Bündnis erinnerte mit zahlreichen Aktionen an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Bündnis möchte das Ansehen von Remagen bewahren und die Stadt nicht rechtsextremen Kräften überlassen.
Remagen. Mit "99 Luftballons" plädierte Nena in den 1980er Jahren für den Frieden. Unzählige weiße Ballons symbolisierten am Samstag in Remagen den Willen der Bürger, für Frieden und Demokratie einzustehen.
Der Jugendbahnhof Remagen beteiligte sich mit dieser Aktion an dem großen Friedensfest. Unterhalb des Friedensmuseums direkt am Rhein hatten die Jungendlichen ihren Pavillon aufgebaut und luden Jung und Alt dazu ein, einen Luftballon mit einer Postkarte zu versehen.
Abends ließen sie alle Luftballons, die eine Friedenstaube zierte, in den Himmel steigen. Die Aktion des Jugendbahnhofs war nur eine von vielen. Im ganzen Remagener Stadtgebiet fanden am Samstag Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen zum Friedensfest statt, das das im Januar gegründete "Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie" zum ersten Mal veranstaltete.
Das Bündnis setzt sich aus Bürgern der Stadt und der Umgebung, aus Parteien, Ausländerbeirat, dem AStA des Campus weiteren Vereinen und Gruppierungen zusammen. Es möchte das Ansehen von Remagen bewahren und die Stadt nicht rechtsextremen Kräften überlassen.
Das Datum 8. Mai für das Friedenfest kommt dabei natürlich nicht von ungefähr. Zum 65. Mal jährte sich an diesem Tag das Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. 65 Jahre Friede und Demokratie wurden somit in Remagen gefeiert, es sollte aber vor allem auch ein Zeichen für die Zukunft sein, dass dieser Friede und die Demokratie erhalten bleiben.
Deswegen stellte auch Dechant Johannes Georg Meyer den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst, den er zusammen mit Pfarrerin Elisabeth Reuter und Superintendent Pfarrer Rolf Stahl an der Friedenskapelle "Schwarze Madonna" feierte, unter das Leitwort: "Suchet den Frieden und jaget ihm nach".
"Wir wollen mit unserem Bündnis ein Zeichen setzen für den Frieden und Achtung, mit denen die Menschen miteinander umgehen sollen", so Agnes Menacher vom Bündnis. Menacher begrüßte bei der Eröffnung des Festes in der Rheinhalle zahlreiche Ehrengäste: Staatssekretärin Beate Reich, Guido Ernst MdL, Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch, Bürgermeister Herbert Georgi und weitere politische Vertreter.
"Gruppen versuchen immer wieder, die Rheinwiesenlager aus dem Kontext zu reißen. Wir wollen mit unserem Bündnis jenen entgegnen, die diesen Kontext vergessen", sagte Peter Schlaffer vom Bündnis. Beate Reich überbrachte die Grußworte von Ministerpräsident Kurt Beck, der Schirmherr über das Friedensfest war. "Wir wollen auch in Zukunft diese schmerzlichste Kapitel der deutschen Geschichte nicht vergessen", so Beck in seinem Grußwort.
Die Erinnerung an den 8. Mai 1945 sei für alle ein Auftrag und eine Verpflichtung. "Das Fest setzt ein Zeichen: Wir haben verstanden und gelernt und nehmen das Nicht-Verstehen und -Lernen anderer nicht hin", ergänzte Reich. Münch lobte das Engagement des Bündnisses ebenfalls: "Frieden ist möglich wenn man sich aktiv dafür einsetzt und Mut zeigt."
65 Jahre nach dem Ende des Krieges in Europa hätten wir die Pflicht, uns zu erinnern, meinte Carole Boisnel, die aus Remagens Partnerstadt Maisons-Laffitte zum Friedensfest gereist war. Das Remagen sich seiner Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg erinnert, war am Samstag in der ganzen Stadt spürbar.
So erinnerte eine Ausstellung des Arbeitskreises Stolpersteine in der Bürgermeisterei an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, in der Rheinhalle zeugten Bilddokumente ebenfalls von Remagens Vergangenheit und im Friedensmuseum, dessen Gründung nun bereits 30 Jahre zurückliegt, wurden Führungen durch die Ausstellung angeboten.
Auch der RheinAhrCampus, dessen AStA ebenfalls im Bündnis vertreten ist, beteiligte sich mit ihrer Aktion "Friedensläufe" am Friedensfest. Abends lud er außerdem zur Party in die Rheinhalle ein. Dort hatte nachmittags noch "Quintessenz", das Bläserquintett des Landesmusikgymnasiums Rheinland-Pfalz aus Montabaur unter der Leitung von Kazimierz Dawidek, zusammen mit weiteren Musikern und der Dichterin Irena Wachendorff, die das Programm mit ihrer Lesung bereicherte, zum Konzert eingeladen.
Das "Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie", das die unterschiedlichsten Gruppierungen und Vereine der Stadt zusammenführt, hat mit seinem Friedensfest definitiv ein Zeichen für die Zukunft gesetzt.