Aufruf des GA Leser beschreiben, wo und was für sie das Rheinland ist

Bonn · "Wenn ich von meinem Sohn aus Bayern komme, fahre bei Hockenheim über den Rhein, sehe bei Bingen das Niederwalddenkmal, dann bin ich in meiner Heimat angekommen." Für Elfriede Hansen aus Sinzig beginnt das Rheinland, das sie als ihre Heimat bezeichnet, also schon mitten in Rheinland-Pfalz, spätestens dort, wo von Süden gesehen das Obere Mittelrheintal beginnt.

 Ganz klar Rheinland: Sinzig, von Linz aus gesehen, mit dem Rhein und der Ahrmündung im Vordergrund.

Ganz klar Rheinland: Sinzig, von Linz aus gesehen, mit dem Rhein und der Ahrmündung im Vordergrund.

Foto: Martin Gausmann

Elfriede Hansen ist eine von zahlreichen Lesern, die sich auf den Aufruf des General-Anzeigers am vergangenen Samstag gemeldet haben und davon berichten, was für sie das Rheinland ist. Westfalen oder Pfälzer haben es da leichter. Deren Siedlungsgebiet ist vergleichsweise klar abgesteckt, doch darüber, wo das Rheinland liegt, da gehen die Meinungen weit auseinander.

Demzufolge schreibt Julian Meyer-Kossert aus Bonn-Duisdorf auch von "fließenden Grenzen". Geboren in Andernach, aufgewachsen in Kell nahe dem Laacher See und seit zehn Jahren in der Bundesstadt lebend, kommt er zu dem Urteil: Je weiter man vom Rhein Richtung Eifel komme, desto schwieriger werde es, dies noch als Rheinland zu bezeichnen.

Anders der Raum Mayen-Koblenz: Die meisten Bewohner dort orientierten sich Richtung Köln. Ein historischer Beleg dafür sei, dass viele Ortswappen in der Region - etwa in Andernach - das kurkölnische Kreuz enthielten. Zudem verstehe man dort allemal die kölsche Mundart. Das Fazit des Geografen Meyer-Kossert: "Man sollte den Raum Mayen-Koblenz südliches Rheinland nennen."

Hans Lewandowski versteht unter dem Begriff Rheinland hingegen "nur das linksrheinische Gebiet zwischen Düsseldorf und Bonn". Heute lebt Lewandowski in Neuenrade im Sauerland, doch um das Jahr 1950 herum, als er in Bonn zur Schule ging, so schreibt er, "wäre niemand auf die Idee gekommen, das Bergische Land, den Niederrhein oder Teile der Eifel dem Rheinland zuzuordnen". Er könne gut mit dem Begriff "Karnelvals-Rheinland" leben.

Den hatte der Historiker Georg Mölich vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) ins Spiel gebracht - als Abgrenzung zum politischen Rheinland, also den Städten an der Rheinschiene zwischen Duisburg und Bonn sowie dem administrativen Rheinland, sprich dem Landesteil Nordrhein (alles in NRW, was nicht Westfalen-Lippe ist).

GA-Leser Caspar Gebel zeigt sich etwas verwundert über den politischen oder den administrativen Rheinland-Begriff. "Dabei ist es doch im Grunde ganz einfach, man muss sich nur etwas die Landschaft anschauen", schreibt Gebel. Für ihn sei das Rheinland eine Kulturlandschaft, die sich auszeichne durch die Weinberge, die Leyen, also die Felsen wie die Erpeler Ley oder die Loreley, und natürlich den Fluss selbst.

Der Karneval und die Burgen wolle er in dem Zusammenhang auch nicht vergessen. Gebels Schluss: "Das Rheinland ist die Region zwischen Köln und Mainz." Im Westen würde er die A 61, im Osten die A 3 als Begrenzungen nehmen. Auch für Karl Braun aus Bonn-Dottendorf ist Köln die nördliche Grenze des Rheinlands. Im Westen zählt er noch die Eifel bis ins belgische Eupen dazu, und im Süden bildet für ihn der Vinxtbach die Grenze, der zwischen Bad Breisig und Brohl-Lützing in den Rhein fließt. Brauns Begründung: "Der Vinxtbach ist die Sprachgrenze zum Moselfränkischen."

Auf diese Sprachgrenze weist auch Elfriede Hansen aus Sinzig hin. Doch obwohl ihre Heimat ganz sicher zum Rheinland gehöre, würden nicht alle dort das Rheinische mögen, wie sie schreibt. "So wirbt der Sinziger Mineralbrunnen, dass sein Wasser aus der Eifel kommt." Dass es zuweilen schwierig ist, als Zugezogener im Rheinland Anschluss zu finden, hat eine Leserin aus Linz festgestellt, die anonym bleiben möchte.

Obwohl sie nun seit 25 Jahren im Rheinland lebe, fühle sie sich immer noch als Moselanerin. Sie komme aus Traben-Trarbach. "Die, auf mich ein wenig oberflächlich wirkende, Geselligkeit und Lebensfreude des Rheinländers war und ist für mich als Zugezogene immer ganz nett. Aber heimisch bin ich hier nie geworden."

Wenn es um "wirklichen Kontakt" gehe, wollten die Rheinländer lieber unter sich bleiben. Ähnliche Erfahrungen hat Christel Aldick aus Bad Honnef gemacht. Sie sei in Mannheim, direkt am Rheinufer, geboren, in Karlsruhe am Rhein aufgewachsen, habe 35 Jahre in der Nähe von Düsseldorf gewohnt, lebe seit fünf Jahren in Bad Honnef und liebe den Dom, den Karneval, die rheinische Sprache und die Mentalität. "Bin ich nun Rheinländerin?", fragt sie und gibt selbst die Antwort: "Meinen die echten Rheinländer: Och nööö".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort