Lohmar: Staus wegen tief gekühlter Schweinehälften

Griechischer Fleischtransporter rast auf der A 3 in die Leitplanken und kippt um - Bergung dauert bis Samstagabend

Troisdorf/Lohmar. Ein umgestürzter 40-Tonnen-Lastzug, vollgeladen mit tief gefrorenen Schweinehälften, sorgte zwei Tage lang für Aufregung und zum Teil massive Verkehrsbehinderungen auf der A 3 bei Lohmar in Fahrtrichtung Frankfurt. Bis Samstag um 14 Uhr dauerte es, dass Kühlgut umzuladen. Bis 21 Uhr arbeiteten die Helfer, um den umgekippten Laster zu bergen.

Am Freitag gegen 17 Uhr war der Fleischtransporter aus Griechenland, der zehn Tonnen tiefgekühlte Fracht geladen hatte, in Höhe der Ausfahrt Lohmar-Ost von der Fahrbahn abgekommen. Der Laster demolierte auf etlichen Metern die Leitplanke, stürzte etwa anderthalb Meter eine Böschung hinab und blieb auf der Seite liegen. Der Kühltransporter lag auf der Weide eines Bauernhofes, der zum Gebiet der Troisdorfer Ortslage Altenrath gehört.

Der 52-jährige Brummifahrer, dem laut Christoph Gilles, Pressesprecher der Kölner Polizei, schlecht geworden sein soll, erlitt nur leichte Verletzungen. Der Verkehr staute sich sofort auf mehreren Kilometern Länge. Ein stundenlanges Tauziehen um die Bergung der Fracht begann.

BilddokumentationUnfall: Fleischtransporter rast in die LeitplankenViel schweres Gerät war an der Unfallstelle zusammengezogen worden. Neben einem Kranwagen, Abschleppfahrzeugen für Laster und dem Spezialfahrzeug einer Kölner Bergungsfirma hatten auch einige ADAC-Abschlepper auf dem Standstreifen geparkt. Die Polizei sicherte die Unfallstelle, an welcher der Verkehr auf zwei Spuren vorbei geleitet wurde.

"Warten auf einen herbeigerufenen Kühllaster", laute die Devise, erklärte ein ADAC-Mann. Da die tiefgekühlte Fleischladung weiter verwendet werden sollte, war schnelles Umladen angesagt. Der Laster mit den Schweinehälften kam aus den Niederlanden und fuhr in Richtung Griechenland.

Das Umladen der durch den Unfall völlig durcheinander gewirbelten Fracht war noch aus einem weiteren Grund unumgänglich: "Der Laster wäre sonst bei der Bergung durch einen Kran womöglich auseinander gebrochen", sagte der ADAC-Mann. Die Besonderheiten der bevorstehenden Arbeit war den Helfern klar: "Aus hygienischen Gründen müssen wir uns Handschuhe und Schutzanzüge anziehen. Das wird eine lange Nacht."

Zunächst sah es jedoch nach einer zügigen Aktion aus, als gegen 21.15 Uhr der zweite Fleischtransporter eintraf, ebenfalls mit griechischen Kennzeichen ausgestattet. Helfer stemmten die Türen des Kühlraums auf, in dem sich Kisten mit abgepackten Filetstücken und jede Menge blanke Schweine- und Schinkenhälften zu einem Fleischberg aufgetürmt hatten. Die Helfer bildeten eine Menschenkette, um die Kisten mit dem abgepackten Filet auf den bereitgestellten Kühllaster zu verladen. Was sie zunächst ohne Schutzkleidung taten.

Diesem Treiben setzte dann jedoch die Autobahnpolizei ein jähes Ende. Da diese Art des Umladens nicht den deutschen Lebensmittelrichtlinien entspricht, wurde ein Veterinär hinzugezogen. Der ließ nach Angaben von Polizeisprecher Gilles den Laster zunächst verriegeln, um später die Fleischstücke einzeln auf ihre Verwertbarkeit prüfen zu können.

Am Samstagmorgen begann die aufwendige Untersuchung der Fracht. Anschließend habe der Veterinär entschieden, dass die Kühlkette nicht unterbrochen gewesen sei und deshalb einige Fleischstücke noch verwendet werden könnten, berichtete Gilles. Nachdem die in Schutzkleidung geschlüpften Bergungskräfte, verstärkt durch Mitarbeiter des THW, die Fleischstücke entsprechend sortiert hatten, begann das Umladen. Per Kran wurden die Schweinehälften von dem havarierten Laster in den zweiten Kühltransporter gehievt. Laut Gilles dauerte das Umladen bis 14 Uhr.

Dann folgte die Bergung des Fleischtransporters. "Die gestaltete sich sehr schwierig", berichtete der Polizeisprecher. Während der Arbeiten wurde der Verkehr auf einer Spur an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Nochmals stauten sich die Autos laut Polizei auf rund zwei Kilometer.

Erst um 21 Uhr, also mehr als 24 Stunden nach dem Unfall, war der demolierte Laster abtransportiert. Wo die als noch genießbar eingestuften Schweinehälften anschließend hintransportiert wurden? "In einen Schlachthof", gab Behördensprecher Gilles Auskunft.

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