Maultier Paco trabt den Großpferden davon

Pferdefreunde Ennert organisieren den zweiten Distanzritt durch Siebengebirge und Ennert - Zwei- und Vierbeiner reisen aus dem Ruhrgebiet und dem Saarland an

Die Rösser und ihre Reiter mussten im Wald auch eine Straße passieren. Dort regelten Helfer mit Kellen den Verkehr.

Foto: Frank Homann

Oelinghoven. Die Weide von Günther Behr zwischen Oelinghoven und Stieldorferhohn war am Wochenende eine einzige mobile Pferdestallung. Autos und Pferdeanhänger mit Kennzeichen von Duisburg bis Merzig bildeten eine neuzeitliche Wagenburg, dazwischen edle Vierbeiner beinahe jeder Form, Farbe und Größe, riesige Startnummern auf die Kehrseiten gepinselt. Die Pferdefreunde Ennert hatten zum zweiten Siebengebirgs-Distanzritt eingeladen und die Resonanz war riesig.

"Wir haben insgesamt 60 Starter", zeigte sich Freizeitwartin Birgit Stubbe hocherfreut. "Von der Nachfrage her hätten wir auch locker 120 zulassen können, aber mehr sind auf Grund behördlicher Regelungen nicht erlaubt." Das Teilnehmerfeld, das der Fairness halber bei einer Schulterhöhe von 1,48 Meter in Groß- und Kleinpferd unterteilt wurde, war bunt gemischt.

Der Großteil war aus dem Ruhrgebiet und dem Bergischen angereist. Die weiteste Anreise hatten Zwei- und Vierbeiner aus Merzig im Saarland vorzuweisen. "Für die Distanzreiter gibt es eine eigene Zeitung, in der am Anfang des Jahres alle Veranstaltungen dieser Art ausgeschrieben werden. Außerdem haben wir im Internet Werbung dafür gemacht", erklärte Stubbe.

Beim Siebengebirgs-Ritt über 25 oder 50 Kilometer kreuz und quer durch Ennert und Siebengebirge konnte jeder mitmachen, der ein Pferd hat und sich für fit genug hielt, teilzunehmen. Dabei werden allerdings nicht nur die Reiter gefragt. "Diese Sportart ist eine der pferdefreundlichsten überhaupt", erläuterte Stubbe. "Bevor ein Teilnehmer auf die Strecke geht, wird das Pferd tierärztlich untersucht. Puls und Atmung werden kontrolliert, die Lunge abgehört, das Tier auf Schmerzen und Krankheiten hin begutachtet." Rösser, die nicht den festgelegten Kriterien entsprechen, scheiden aus.

Auch unterwegs werden Puls und Atmung kontrolliert, überforderte Pferde werden aus dem Rennen genommen. Eigens dafür gibt es eine Vereinigung, die sich Distanzcheck-Team nennt. Gegen freie Kost und Spritgeld reisen die Mitglieder von weither an und übernehmen die Streckenposten, an denen gemessen wird.

Selbst zwei Stunden nach der Zieldurchquerung schaut sich der Tierarzt noch einmal jedes Pferd an. Sollte sich dabei herausstellen, dass der Reiter in irgendeiner Art nicht gut für sein Ross gesorgt hat - sei es durch Satteldruckstellen oder gar Verletzungen - wird er nachträglich disqualifiziert. Solche Vorkommnisse sind aber eher selten und wenn, ist eher Unachtsamkeit als Vorsatz und Ehrgeiz im Spiel. "Das Distanzreiten zieht einen eher gemütlichen, bodennahen Menschentyp an", wusste Stubbe zu berichten.

Beim Reiten mit etwa zehn bis zwölf Stundenkilometern steht mehr der Naturgenuss als der Wettkampfgedanke im Vordergrund. Am Ende interessieren natürlich auch die Zeiten der Zieleinläufe. Dabei konnten über die 50 Kilometer Melanie Unger aus Castrop-Rauxel auf "Motte" bei den Kleinpferden und Corinna Lenhard aus Duisburg auf dem arabischen Vollblut "Marrakesch" bei den Großpferden den Sieg feiern.

Über 25 Kilometer hatten Thordis Esser-Ruppio und Kleinpferd "Jawi" aus Odenthal sowie Christel Kraus auf "Komet" bei den Großpferden die Nase vorn. Die jeweils ersten drei freuten sich über einen Pokal, den der Vorsitzende des Pferdesportverbandes Rheinland, Hermann Bühler, überreichte. Bis zum zehnten Platz erhielten die Reiter kleine Geschenke rund ums Pferd.

Alle Teilnehmer können die Box ihres Vierbeiners mit einer Stallplakette schmücken. Dass beim Distanzreiten auch außergewöhnliche Teilnehmer eine Chance haben, bewies Gerd Krause aus Bonn. Mit seinem Maultier "Paco" belegte er über 25 Kilometer in der Großpferdekonkurrenz immerhin Platz fünf.