Mehr Lebensqualität für Zuckerkranke in der Region

Das Diabeteszentrum mit Standorten in Bad Neuenahr, Bonn und Eitorf nimmt am Freitag seine Arbeit auf.

Mehr Lebensqualität für Zuckerkranke in der Region
Foto: dpa

Bad Neuenahr. Ihr Name klingt in Anbetracht ihrer Risiken zu harmlos: Zuckerkrankheit. Der Betroffene kann Beschwerden von den Augen bis zu den Zehen hin haben. Was die Mediziner keineswegs verniedlichen, sind die Zahlen des sich weltweit zu einer Volkskrankheit entwickelnden "Diabetes mellitus". Allein in Deutschland leiden rund zehn Millionen Menschen an der chronischen Erkrankung, bei ihnen verdoppelt sich beispielsweise die Gefahr eines Herzinfarktes.

Und doch sind sich die Ärzte sicher: Wer ein paar Dinge beachtet, vor allem hinsichtlich der Ernährung, und seinen Blutzuckerspiegel kontrolliert, kann trotz allem ein beschwerdefreies Leben führen und Folgeschäden vermeiden.

Die KrankheitDiabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Der Begriff Zuckerkrankheit geht darauf zurück, dass unbehandelte Diabetiker mit ihrem Urin Zucker ausscheiden, der süßlich schmeckt. Ziel ist, den Blutzucker optimal einzustellen, um Unterzuckerungen zu vermeiden und Folgeschäden wie Gefäßerkrankungen vorzubeugen.

Typ 1 beginnt meist in der Jugend; bestimmte Zellen in der Bauchspeicheldrüse werden zerstört, die das Hormon Insulin bilden. Ist zu wenig Insulin vorhanden, verleibt der Zucker im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt. Typ-2-Diabetes betrifft meist ältere Menschen.

Zu mehr Lebensqualität beitragen soll in der Region ein noch besser vernetztes Angebot: Am Freitag öffnet das Diabeteszentrum Rhein-Ahr-Sieg mit den drei Standorten am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, am Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler, sprich am Krankenhaus Maria Hilf Bad Neuenahr, und am Sankt-Franziskus-Krankenhaus Eitorf.

Ärztlicher Leiter des Zentrums, das Patienten stationär aufnimmt, ist Markus Menzen (37). "In diesem Zentrum", so erläuterte am Donnerstag beim Pressegespräch Professor Christof Schenkel-Häger als Geschäftsführer des Marienhaus Klinikums, in dessen Teilträgerschaft Bonn und Eitorf sich befinden, "bündeln wir die Kompetenzen unserer drei Kliniken bei der Behandlung von Diabetes-Patienten."

Jedes Haus hat eine eigene Spezialisierung: Bonn, seit Jahren einziges Krankenhaus, das von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) als Behandlungs- und Schulungszentrum für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker anerkannt ist, legt Wert auf das diabetische Fußsyndrom. Dort stehen Menzen mit Claus Fürderer und Svenja Mohr (ab Sommer) zwei erfahrene Kollegen zur Seite.

Fürderer ist zudem, auch einmalig in Bonn, DDG-Fachpsychologe. "Eine Therapie", so Menzen, "kann nur dann erfolgreich sein, wenn der Betroffene seine Krankheit akzeptiert und bereit ist, sie in sein Leben zu integrieren." Sein Chefarzt-Kollege Professor Franz Ludwig Dumoulin hieß Menzen am Donnerstag in Bonn willkommen: "Nun können wir unsere 4 000 Patienten pro Jahr dank der breiten Überlappung unserer Spezialbereiche noch besser diagnostizieren und therapieren."

In der Kurstadt Bad Neuenahr, aus ihrer Geschichte schon renommiertes "Zucker"-Bad, komplettieren Paul-Werner Frisch und Andrea Sesterhenn das Team, das sich der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen, aber auch der Psychosomatik und der Geriatrie widmet. Last but not least: Das Krankenhaus in Eitorf, das derzeit vor allem stationäre Schulungen durchführt.

Chefarzt Peter Dreßen, selbst DDG-Diabetologe, zum GA: "Für Eitorf ist das Zentrum eine große Chance, für mich eine große Freude, weil ich in der Diabetologie verwurzelt bin." Wichtig an allen drei Standorten ist die Verzahnung sowohl mit den Hausärzten als auch mit den ambulant tätigen Schwerpunkt-Diabetologen. "Keine Konkurrenz", so Frisch, "sondern enge Vernetzung und Wissenstransfer."

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