Mehr Platz für die Siegmündung
SANKT AUGUSTIN · Die Stadt Sankt Augustin beteiligt sich an Naturschutzprojekt. Den Meindorfern droht dabei die Schließung von Sport- und Grillplatz.
Was bedeutet die Europäische Union für das kleine Meindorf an der Sieg? Abgesehen von der Finanzkrise eigentlich nicht so viel. Gut möglich aber, dass sich das bald ändert. Die Stadt Sankt Augustin beteiligt sich an der Projektpartnerschaft Siegmündung und will mit dazu beitragen, dass sich die Sieg in den kommende Jahrzehnten auf der Grundlage der EU-Wasserrahmenrichtlinie wieder frei entwickeln kann.
Auf dem Weg dahin droht den Meindorfern die Schließung von Sport- und Grillplatz, die beide direkt am Siegufer liegen. "Die Plätze werden auf längere Sicht nicht zu halten sein, weil sich das Landschaftsbild verändert", sagte Martin Nussbaum von der Bezirksregierung in Köln. Nussbaum leitet das Projekt Gewässerentwicklung Siegmündung, für das die Bezirksregierung derzeit ein Planfeststellungsverfahren vorbereitet.
Im Kern geht es darum, die Sieg zu "entfesseln". Das bedeutet, dass die Uferbefestigungen zurückgenommen werden und der Fluss sich wieder ausbreiten kann. "Die Steine werden aus dem Ufer herausgeholt und in der Sieg platziert. Das Gewässer wird naturnäher, und Flora und Fauna finden auch wieder Platz", so Nussbaum. Ziel dabei ist, den Naturraum Siegmündung in seiner Erlebbarkeit und Naherholungsfunktion weiterzuentwickeln, und das in kooperativer Partnerschaft mit den Anliegern Niederkassel, Bonn, Troisdorf, dem Rhein-Sieg-Kreis und eben Sankt Augustin.
Das sei zwar sehr schön, könne aber nicht auf Kosten der Meindorfer laufen, meint Ortsvorsteher Heinz-Willi Schäfer. "Das geht gar nicht, dieses Juwel aufzugeben." Es gebe in ganz Meindorf keinen anderen Standort für einen Sport- oder Festplatz. Überdies sei das Meindorfer Siegufer im Zuge des Landschaftsplanes erst aufgewertet worden.
"Wo gibt es denn dann hier noch Naherholung, wo wir schon von viel Lärm umgeben sind?", fragt Schäfer. Das Projekt sei klar gegen die Interessen der Meindorfer und der Vereine des Ortes. Laut Schäfer sind pro Jahr dort sieben Feste genehmigt. "Unter anderem finden dort die Sportwoche und das Meindorfer Grillfest statt." Für die Vereine seien die Feste eine wichtige Einnahmequelle.
Gleichwohl findet das Naturschutzprojekt in Politik und Verwaltung große Zustimmung. "Es ist ein faszinierendes Projekt und eine große Chance für die Sieg", sagen etwa Wolfgang Köhler, Fraktionsvorsitzender des Aufbruchs und sein Grünen-Kollege Martin Metz unisono. Besonders interessant ist es vor allem auch auch deshalb, weil der Stadt Sankt Augustin und den anderen Projektpartnern keine Kosten entstehen. Die EU fördert das Vorhaben mit ihrem Programm "Life+" weitgehend. Den Rest übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen.
Sollte der Sport- und Grillplatz verlegt werden müssen, auch dafür müsste Sankt Augustin nichts bezahlen. Überdies sagte Nussbaum zu, dass man bei großer Betroffenheit der Nutzer nicht starr an den Plänen festhalten werde. "Wir möchten alle Konflikte zielführend im Dialog lösen", so Nussbaum. Gut möglich, dass für die Fußballer des Adler Meindorf dann auch ein Kunstrasenplatz an anderer Stelle möglich ist.
"Da haben die Fußballer sicher nichts dagegen", glaubt SPD-Fraktionschef Marc Knülle. Auch die CDU spricht sich für das Projekt aus. "Ganz wichtig ist uns aber, dass die Bürger und Nutzer so schnell wie möglich informiert werden, damit sie sich nicht übergangen fühlen", sagt Claudia Feld-Wielpütz (CDU).