Michelin-Sterne sollen über Königswinter strahlen

Altstadtsanierung: Landesbauminister Oliver Wittke macht sich Bild vom Fortgang der Umbauarbeiten an Villa Leonhart - Deren künftiger Betreiber hat ehrgeizige Pläne

Michelin-Sterne sollen über Königswinter strahlen
Foto: Frank Homann

Königswinter. Immobilienbesitzer, die ihr Haus umbauen, können bei ihrer Arbeit in eher seltenen Fällen den Landesbauminister auf der Baustelle begrüßen. Einen solch seltenen Fall gab es jetzt in Königswinter, wo Gastronom Hermann Nolden seit einigen Monaten fleißig an der Villa Leonhart herumwerkelt.

Im November, so der aktualisierte Zeitplan, soll alles fertig sein. Noch sind vor allem im Innern der Villa die Arbeiten in vollem Gange, sodass Oliver Wittke am Ende des Rundgangs mit staubigen Schuhen seinen Dienstwagen bestieg.

Dass sich der Besuch für ihn gleichwohl gelohnt hat, musste der Minister nicht vortäuschen. Schon die bewegte Geschichte der Villa zwischen Rheinpromenade und Hauptstraße, ihre wechselnden Bestimmungen und äußerst unterschiedlichen Eigentümer und Nutzer, weckte das Interesse des Regierungsmitglieds - ganz abgesehen von der Tatsache, dass das Land Eigentümer der Villa war, bevor es via Stadt Königswinter und deren Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WWG) im Wege der Erbpacht in Noldens Hände überging.

Besonders aber spitzte Wittke die Ohren, als ihm Inhaber Hermann Nolden erzählte, was er mit der exponierten Liegenschaft vorhat. Läuft alles ideal, so könnten demnächst die ersten Michelin-Sterne über Königswinter erstrahlen. Zurzeit ist Nolden, bekannt als Betreiber des Inselcafés auf Grafenwerth und seit kurzem auch des Drachenfelsrestaurants, damit beschäftigt, einen namhaften Bad Honnefer Koch zu "bearbeiten", auf dass dieser künftig in Königswinter seine Kunst zeige.

Noldens Idee: Der erfahrene Küchenchef soll, unterstützt von drei "jungen wilden" Nachwuchsköchen aus Berlin, am Fuße von Drachenfels und Petersberg für Furore sorgen. Als erstes Stück des neuen Inventars steht der Herd, sorgsamst verpackt, übrigens schon an seinem Bestimmungsort.

Rings herum sieht es indes noch etwas wüst aus: Offene Schächte für Leitungen und gelagertes Baumaterial veranschaulichen den unfertigen Zustand, den Nolden ursprünglich im Frühsommer hatte beenden wollen, allerdings: "Wie das bei einem Altbau immer so ist,... ", hebt er an, ohne näher auf all die Überraschungen einzugehen, die der Umbau zu bieten hatte.

Halbwegs überschaubar gestalten sich für Nolden die Sanierungskosten, die dieser ursprünglich auf 700 000 Euro veranschlagt hatte, inzwischen aber um weitere 100 000 Euro nach oben korrigieren musste. Allerdings ist darin noch nicht die Inneneinrichtung für geschätzte 400 000 Euro enthalten.

Auch auf diesem Feld will sich Nolden nicht lumpen lassen: Renommierte Designer will er sich etwa ins Haus holen, wenn es darum geht, die Innenwände mit Stoff zu bespannen. Ohnehin ist Nolden von dem Gedanken getrieben, der Villa Leonhart etwas von dem früheren gesellschaftlichen Innenleben zurückzugeben.

Nicht ohne Grund wird er auch die Zahl der Sitzplätze statt der möglichen 100 auf 60 beschränken. "Unsere Gäste sollen sich hier ungestört unterhalten können", sagt Nolden und hat dabei durchaus auch das eine oder andere Geschäftsessen auf Vorstandsebene im Sinn. Kann er den Zeitplan halten, so geht es Mitte November los. Auch Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz und WWG-Chef Andreas Pätz können es kaum erwarten. Für sie hat die Villa Symbolcharakter im Zuge der gesamten Altstadtsanierung.

Errichtet hatte das Gebäude 1890 Freiherr Aloysius Wladimir von Leonhart und in der Folgezeit mehrfach umgebaut und erweitert. 1935 erwarb zunächst die Deutsche Arbeitsfront das Gebäude, deren Führer Robert Ley die Villa auch bewohnte.

Nach dem Krieg sollte sie zwischenzeitlich Casino werden, dann aber wurde das Haus bis zum Wegzug nach Berlin zur Residenz des pakistanischen Botschafters. Zehn Jahre stand das Anwesen leer.

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