Retter-Nachtfahrt in Bad Honnef Millimeterarbeit am Steuer

BAD HONNEF · Mit einer Nachtfahrt prüfen Feuerwehr, THW und DRK, wo es im Ernstfall eng werden kann. Auf vier Routen machten sich die Teams auf den Weg.

 Nadelöhr am Anna-Platz: Nur mit viel Fingerspitzengefühl schafft es Marcel Gilbert durch diesen Engpass. Im Ernstfall wäre das fatal.

Nadelöhr am Anna-Platz: Nur mit viel Fingerspitzengefühl schafft es Marcel Gilbert durch diesen Engpass. Im Ernstfall wäre das fatal.

Foto: Sülzen

Souvenir gefällig? Michael Prinz, Zugführer beim Technischen Hilfswerk, und seine Kollegen Jörg Herrmann sowie Andreas Jeffre übergaben Gerrit Schöne-Warnefeld vom Ordnungsamt einen Ast, der sich im Außenspiegel ihres 18-Tonners verklemmt hatte.

"Eingesammelt" hatten sie ihn bei einer nächtlichen Überprüfungsfahrt: THW, Freiwillige Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Ordnungsamt wollten wissen, ob und wo es klemmt für die Rettungsfahrzeuge - ob nun durch Falschparker oder durch wucherndes Grün und herabhängende Äste. Fazit trotz einiger heftiger Engpässe: "Liefe es immer so, wir wären schon zufrieden", so Schöne-Warnefeld.

Zufall? Oder der Tatsache geschuldet, dass etwa in Rhöndorf die Mülltonnen für die Abfuhr am Folgetag standen? Im besten Fall Einsicht: Es war nicht das erste Mal, dass Rettungsdienste und Ordnungsamt ihren Appell an viele Autos hefteten. "Wir sind für Sie da - vorausgesetzt, man lässt uns", ist darauf zu lesen.

Und: "Parken Sie Ihr Fahrzeug so, dass Fahrzeuge der Rettungsdienste ungehindert passieren können, denn oft entscheiden Sekunden: Falsch parken kann tödlich sein!"

Der Appell kommt nicht von Ungefähr. Bei der Vorbesprechung um 21 Uhr wurde klar: Die Aktiven kennen alle kniffligen Stellen. Auch gab es in der Vergangenheit schon Probleme, Einsatzorte ungehindert zu erreichen. Abschleppen als letztes Mittel, "so weit wollen wir es nicht kommen lassen. Zumal das wertvolle Zeit kosten würde", so Schöne-Warnefeld.

Besser sei es, immer wieder an die Vernunft zu appellieren. Deshalb die Testfahrten, die auch zu anderen Tageszeiten geplant sind. Schöne-Warnefeld: "Es geht nicht ums Knollen-Schreiben auf Biegen und Brechen. Es ist wichtig, auf die Problematik hinzuweisen."

Auf vier Routen machten sich die Teams auf den Weg. Weit fahren musste Marcel Gilbert nicht bis zur ersten Zwangspause. Kaum war er über die Kreuzweidenstraße gekurvt - "mit einem Reifen auf dem Bürgersteig, das ist normal" -, stand er im ersten Nadelöhr. Parken mit Behinderung, notierte Ordnungsamtsmitarbeiterin Marianne Schröer auf der Bergstraße am Markt. Macht 25 Euro.

Da half es auch nichts, dass der Halter des Wagens angewetzt kam. 33 weitere Halter sollten ihm bis 23 Uhr Gesellschaft leisten, einmal wurde ein Abschleppwagen angefordert.

Nichts geht mehr, hieß es am Anna-Platz. "Wir haben uns schon oft gedacht: Was, wenn hier etwas passiert, da kommt doch keiner durch", so Anwohnerin Heidi Steinbach. Nicht nur sie lobte die Test-Aktion. "Richtig so!", meinte ein Passant.

Ähnliche Erfahrungen machten auch die anderen Teams, Fahrer Nico Gay und Kollegin Julia Mauer mit Thomas Breutigam im DRK-Wagen sowie Annette Engels und Dirk Blanke beim THW. Von Ausnahmen abgesehen: Nicht jeder mochte auf das vermeintliche "Gewohnheitsrecht", widerrechtlich zu parken und Geh- und Rettungsweg gleichermaßen zu blockieren, verzichten. Am Ende aber siegte meist die Einsicht.

Luft anhalten hieß es auf der Löwenburgstraße. "Respekt", entfuhr es Schöne-Warnefeld, als Gilbert sich "vortastete" und nicht verhindern konnte, dass ein paar Geranien ins Fenster rieselten. "Nicht immer sind die Autos das Problem", so Gilbert, die Straßen seien für sich ja eng genug. Auch Schröer äußerte Verständnis, "die Autos müssen ja irgendwohin".

Aber, so brachte es Gilbert auf den Punkt: "Wenn es im Melder heißt: Kinder eingeschlossen oder Menschen in Gefahr, da braucht man auf solchen Strecken ganz schön ruhig Blut. Besser für alle ist es, mit Aufklärung vorzubeugen."

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