Mit 17 ans Steuer

Anfang des Jahres ist bundesweit die magische Altersgrenze gefallen: Statt mit 18, dürfen Jugendliche bereits mit 17 Jahren ihren Führerschein machen und bis zu ihrem 18. Geburtstag mit einem Begleiter fahren. Was seit Januar gesetzlich verankert ist, gilt in Nordrhein-Westfalen schon seit gut fünf Jahren. Im Oktober 2005 startete der NRW-Modellversuch "begleitetes Fahren", mit dem auch der Rhein-Sieg-Kreis gute Erfahrungen machte.

Mit 17 ans Steuer
Foto: Holger Arndt

Rhein-Sieg-Kreis. Der Motor läuft, der erste Gang ist eingelegt, der Blinker gesetzt. Ein Blick in die Spiegel und über die Schulter versichert, der Weg ist frei - Charlotte Menzel reiht sich mit ihrem Wagen ein in den Hennefer Straßenverkehr.

Noch sitzt Frank Stegemann neben ihr, gibt Tipps und kann im Notfall eingreifen. Doch bald wird der Fahrlehrer seinen Platz mit Charlottes Eltern tauschen. Dann, wenn Charlotte ihre Fahrberechtigung zum "begleiteten Fahren ab 17" in Händen hält.

Begleitetes Fahren ab 17 Seit dem 1. Januar 2011 können Jugendliche bundesweit mit 17 Jahren eine Fahrerlaubnis der Klasse B erlangen, wenn sie eine Begleitperson eintragen lassen. Diese muss mindestens 30 Jahre alt sein, seit fünf Jahren den Führerschein besitzen und darf nicht mehr als drei Punkte in Flensburg haben. Die Fahrerlaubnis gilt allerdings nur in Deutschland und in Österreich. Mit Vollendung des 18. Lebensjahrs erhalten die Jugendlichen ihren regulären Führerschein.Anfang des Jahres ist bundesweit die magische Altersgrenze gefallen: Statt mit 18, dürfen Jugendliche bereits mit 17 Jahren ihren Führerschein machen und bis zu ihrem 18. Geburtstag mit einem Begleiter fahren. Was seit Januar gesetzlich verankert ist, gilt in Nordrhein-Westfalen schon seit gut fünf Jahren. Im Oktober 2005 startete der NRW-Modellversuch "begleitetes Fahren", mit dem auch der Rhein-Sieg-Kreis gute Erfahrungen machte.

Die Vorverlegung der Altersgrenze soll die hohe Unfallquote bei Fahranfängern senken. Ein Ziel, das im Kreis binnen fünf Jahren erreicht wurde: "Die Zahl der Unfälle, an denen 17-jährige Fahrer mit Begleiter beteiligt waren, ist minimal", sagt Burkhard Rick, Sprecher der Kreispolizeibehörde.

Ein Trend, den auch eine bundesweite Studie der Universität Gießen belegt: Fahranfänger, die am Modellversuch teilgenommen haben, verursachten 28,5 Prozent weniger Unfälle und begingen 22,7 Prozent weniger Verkehrsverstöße als 18-jährige Fahranfänger. Neben Verkehrssicherheit bringt die längere Fahrpraxis auch finanzielle Vorteile.

Viele Versicherer bieten jungen Fahranfängern Rabatte oder verzichten bei Eltern auf den sonst üblichen Zuschlag für unter 23-jährige Fahrer. Der erste 17-Jährige, der am 10. November 2005 beim Straßenverkehrsamt des Kreises seine Fahrerlaubnis zum "Begleiteten Fahren ab 17" erlangt hat, sitzt längst ohne ständigen Begleiter am Steuer. Seinem Beispiel sind bis Januar 14 566 junge Leute gefolgt. Das sind laut Kreissprecherin Katja Lorenzini 30 Prozent der insgesamt 46 965 Jugendlichen, die in dieser Zeit den Führerschein gemacht haben.

Charlotte Menzel hat sich für das begleitete Fahren entschieden, damit sie sicherer ist, wenn sie mit 18 alleine im Auto sitzt. 15 Fahrstunden hat die junge Frau aus Ruppichteroth an der Seite von Frank Stegemann absolviert. "Man muss seine Augen überall haben, auf vieles gleichzeitig achten", beschreibt die 17-Jährige, was ihr beim Fahren schwerfällt. Dass sie bereits mit 17 Jahren ihren Führerschein macht, stand für sie fest: "Meine Schwester hat gute Erfahrungen gemacht."

Das bestätigt Charlottes Vater Johannes Menzel: "Bei unserer Tochter Anna hat das sehr gut geklappt." Sich selbst hat Menzel als Fahrbegleiter stets zurückgenommen: "Ich bin auf die Beifahrerseite gerückt und habe mich fahren lassen." So soll es auch sein, sagt Fahrlehrer Frank Stegemann: "Die Begleiter sollen auf keinen Fall ins Lenkrad oder an die Handbremse greifen, sondern nur verbal auf gefährliche Situationen aufmerksam machen und Sicherheit vermitteln."

Mit dem "begleiteten Fahren ab 17" hat der Hennefer gute Erfahrungen gemacht. Es sei sinnvoll, dass junge Fahrer erst einmal begleitet würden. Das sieht auch sein Siegburger Kollege Walter Kreiter so: "Das nimmt den jungen Fahrern den Wind aus den Segeln und wirkt sich positiv auf die Unfallstatistik aus."

Er rate jedem zum begleiteten Fahren, das in seiner Schule 50 Prozent ausmache. Ob jemand 17 oder 18 Jahre alt ist, macht im Unterricht keinen Unterschied, alle lernen das Gleiche. Aber, Frank Stegemann und Walter Kreiter haben beobachtet: "Die jüngeren Schüler sind sehr viel engagierter, motivierter und lernen eifriger."

An ihre erste Fahrt ohne Begleiter kurz nach ihrem 18. Geburtstag erinnert sich Linda Raschke gut: "Ich habe lange gezögert, dann bin ich aber einfach losgefahren." Erstmals auf sich allein gestellt, wurde sie auf der Fahrt von Kaldauen nach Siegburg positiv überrascht. Ihre Unsicherheit und Nervosität sei der Erkenntnis gewichen: "Ich kann das ja alleine." Und bis heute genießt die 19-Jährige bei jeder Fahrt das "Gefühl von Freiheit".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort