Mit Alarmanlagen und Detektiven gegen Diebe

Viele Einzelhändler am Bonner Bahnhof sind genervt wegen zunehmender Ladendiebstähle von Drogenabhängigen. Längst nicht jeder Diebstahl wird angezeigt

Von "schlecht" bis "katastrophal" bezeichnen die Bonner Einzelhändler am Bahnhof die Situation. IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Swoboda hatte noch vor kurzem davon gesprochen, dass es "bei den Unternehmen brodelt". Und Rüdiger van Dorp, Vorsitzender des Bonner Einzelhandelsverbands, sagt: "Es ist seit Jahren ein Riesenproblem." Gemeint ist die Beschaffungskriminalität von Drogenabhängigen, gegen die auch die Bonner Politiker mit ihrem Beschluss zur Teilnahme Bonns an der kontrollierten Heroinabgabe an Schwerstabhängige verstärkt vorgehen wollen. "Auf Grund allgemeiner Erfahrungen gehen wir davon aus, dass der Anteil der Beschaffungskriminalität erheblich ist", bestätigt der Leiter des Pressebüros des Polizeipräsidiums Bonn, Harry Kolbe. Wie viele Drogenabhängige in irgendeiner Weise kriminell werden, um ihre Sucht zu finanzieren, darüber führt die Polizei jedoch keine Statistik.

Hauptgrund zur Klage der Einzelhändler sind nach deren Aussagen die zunehmenden Ladendiebstähle. Doch auch dazu gibt die Polizeistatistik nur Auskunft darüber, wie viele Diebstähle unter dem Einfluss harter Drogen begangen wurden. So standen 1998 9,4 Prozent und 1999 9,2 Prozent aller ermittelten Diebe unter Drogen - bei einer Aufklärungsquote von 96 Prozent. Bei den Ladendiebstählen allgemein verzeichnet die Bonner Polizei einen deutlichen Rückgang (siehe Infokasten).

Das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage des GA unter Bonner Einzelhändlern am Bahnhof und in der Poststraße spricht eine andere Sprache: Acht von zehn Befragten berichten von einer Zunahme der Ladendiebstähle in diesem Jahr, die ihrer Meinung nach von Drogenabhängigen begangen worden sind. Der Filialleiter eines Handy-Shops in der Poststraße vermutet, dass 90 Prozent der Diebe in seinem Laden Drogenabhängige seien. Er kann sich den statistischen Rückgang nur so erklären: "Artikel von 50 Mark etwa, die geklaut werden, bringen wir schon gar nicht mehr zur Anzeige." Die Polizei gebe ihm das Gefühl, es handele sich um Lappalien.

"Katastrophale Erfahrungen" hat die Inhaberin eines Fotoladens in der Poststraße gemacht. Ihrer Meinung nach haben die Diebstähle mit den "Problemen im Bonner Loch" zu tun. "Selbst Grußkarten im Mehrfachpack werden geklaut", berichtet sie aufgebracht. "Ohne Alarmanlagen geht es hier nicht mehr." Weil alle wertvolleren Geräte alarmgesichert seien, nutzten die Diebe einen vollen Laden aus, um dann zuzuschlagen. Kleinere Diebstähle fielen oft erst bei der Inventur auf und würden dann nicht mehr bei der Polizei angezeigt.

Die einen gleichen die bis zu mehreren zehntausend Mark hohen Verluste durch höhere Preise wieder aus. Andere stellen extra Personal ein, das am Eingang verdächtige Personen abfängt oder mit Argusaugen beobachtet. Auch Karstadt will den Dieben kein allzu leichtes Spiel ermöglichen. Bis zu fünf Detektive sind beschäftigt, die mit Hilfe von rund 20 Überwachungskameras die Etagen überwachen. Geschäftsführer Michael Breitgraf glaubt, die Überwachung wirke abschreckend. Die Zahl der Ladendiebstähle ist "leicht rückläufig". "Toll" sei die Erfolgsquote der aufgeklärten Delikte. Er nennt die Überwachung eine "gute Prävention".

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