Mit dem Spürsinn für das große Geschäft

Mit Spitznamen wird nicht gespart: "unheimlicher Bau-Herr", "heiliger Josef", "Abgreifer von Köln" oder das "Phantom von Troisdorf". Josef Esch, Jahrgang 1957, hat es als gelernter Maurermeister weit gebracht. Der Troisdorfer herrscht über ein Imperium, ist wirtschaftlich sehr vielseitig und arbeitet gern im Verborgenen.

 Beamte der Steuerfahndung durchsuchen im Rahmen einer bundesweiten Korruptionsrazzia am Donnerstag die Geschäftsräume des Oppenheim-Esch-Immobilienfonds in Troisdorf.

Beamte der Steuerfahndung durchsuchen im Rahmen einer bundesweiten Korruptionsrazzia am Donnerstag die Geschäftsräume des Oppenheim-Esch-Immobilienfonds in Troisdorf.

Foto: dpa

Bonn. Mit Spitznamen wird nicht gespart: "unheimlicher Bau-Herr", "heiliger Josef", "Abgreifer von Köln" oder das "Phantom von Troisdorf". Josef Esch, Jahrgang 1957, hat es als gelernter Maurermeister weit gebracht.

Der Troisdorfer ist Bauunternehmer, Projektentwickler und Vermögensverwalter. Der überaus umtriebige Geschäftsmann mit dem Spürsinn für das große Geschäft ist deutlich bekannter als viele seiner Berufskollegen. Und das, obwohl er mit Vorliebe im Verborgenen arbeitet.

Esch: Der Familienname ist fest in Troisdorf verwurzelt, taucht sogar auf Straßenschildern auf. Verbunden wird er bundesweit vor allem mit Fonds, die nach ihm benannt sind. Etwa ein Oppenheim-Esch-Immobilienfonds, der gemeinsam mit der Privatbank Sal. Oppenheim aufgelegt wurde. Auch im Zuge der Karstadt-Insolvenz tauchte der Name auf, als es um Mieten für die Warenhäuser ging.

Grundsätzlich soll Josef Esch, der nach früheren Angaben in Troisdorf mit seiner Frau Irma lebt, so gearbeitet haben: Er sammelte gemeinsam mit Sal. Oppenheim bei einer gut betuchten Klientel Geld für steuerlich attraktive Investments ein. Davon wurde gebaut, und zwar oft über eine auf die Umsetzung spezialisierte Tochterfirma des Troisdorfer Esch-Imperiums, die Josefs Bruder Matthias Esch leitete.

Die Anleger profitieren von Mieten und Wertsteigerungen. "Unser Prinzip ist es, möglichst alles aus einer Hand anzubieten", sagte Lothar Ruschmeier, Geschäftsführer von Esch, in einem früheren Gespräch mit dieser Zeitung. Gestern war Ruschmeier, der zuvor Kölner Oberstadtdirektor und SPD-Politiker war, für eine persönliche Stellungnahme nicht erreichbar.

Das Alles-aus-einer-Hand-Prinzip umfasst auch die persönliche Betreuung der wichtigsten Kunden. Thomas Middelhoff etwa, ehemaliger Karstadt-Chef, hat laut einem früheren "Spiegel"-Bericht seine Privat-Autos von Esch kaufen und anmelden lassen. Allerdings habe der Manager nach Angaben von Ruschmeier für diese Leistungen gezahlt.

Zu Eschs Rundum-Paket gehören auch Sicherheit und Luftverkehr. Challenge Air heißt die private Fluggesellschaft, an der Esch zumindest bis Jahresbeginn zu 50 Prozent beteiligt war. Drei Maschinen in Köln und eine in Paderborn sollten diskretes Reisen ermöglichen.

So habe Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff dort gern seine Vorstands-Flüge gebucht. Eine weitere Esch-Firma, Consulting Plus, gilt als einer der größten Anbieter für Personenschutz und Wachdienste. Auch diese Leistungen wurden gern in Anspruch genommen. Jahresumsatz allein dieses Unternehmens: zwölf Millionen Euro.

Die Liste seiner Kunden liest sich wie das "Who is who" der deutschen Wirtschaft. Die ganz Großen gehören dazu. KarstadtQuelle-Erbin Madeleine Schickedanz etwa oder auch die Schuhfabrikanten-Familie Deichmann.

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