Mondorfer Solarboot erreicht das Schwarze Meer

Das in Niederkassel-Mondorf gebaute Solarboot namens Solarwave hat auf seiner Jungfernfahrt "Energieautark um die Welt" bereits jetzt unzählige Herausforderungen erfolgreich gemeistert.

 Vor der Jungfernfahrt: Michael Köhler und Heike Patzelt auf dem Solarschiff im Mondorfer Hafen.

Vor der Jungfernfahrt: Michael Köhler und Heike Patzelt auf dem Solarschiff im Mondorfer Hafen.

Foto: Holger Arndt

Rhein-Sieg-Kreis/Sulina. (ga) Das in Niederkassel-Mondorf gebaute Solarboot namens Solarwave hat auf seiner Jungfernfahrt "Energieautark um die Welt" bereits jetzt unzählige Herausforderungen erfolgreich gemeistert: Nach einer Fahrzeit von 130 Tagen und 67 Schleusen wird die Solarwave in Sulina das Schwarze Meer erreichen. Damit endet die Fluß- und Kanalfahrt durch Mittel- und Osteuropa und der Beginn der echten Seefahrt steht unmittelbar bevor.

Am 28. März ging die Weltreise von Michael Köhler und Heike Patzelt auf dem Solarschiff in Mondorf los. Zuvor hatten die beiden Österreicher in ihrer Godesberger Wohnung die Taschen gepackt. Was die beiden vorhaben, hat so noch nie jemand geschafft: Sie wollen mit ihrem komplett solarbetriebenen Katamaran einmal den Globus umrunden.

Und einiges ist bereits passiert, weil ein solches Abenteuer eben niemals glatt geht: Zum Beispiel die Havarie im April auf dem Main bei Aschaffenburg. Auf die Non-Stop-Fahrt durch Mainfranken mit laufenden Lenzpumpen folgte die erfolgreiche Blitz-Reparatur aus eigener Kraft auf der Lände in Schweinfurt.

Info Weitere Infos dazu unter www.solarwave.atSchleusensperrungen warteten am Main-Donau-Kanal, Hochwasser, gefährliches Treibholz und gesperrte Schifffahrt auf der Donau, Kiel-Umbau in Wien. Im rumänischen Turnu Sverin zermalmten zwei Mega-Schubverbände beinahe die vor Anker liegende Solarwave. Auch die Hochwasserkatastrophe in Giurgiu an der Donau wurde gut überstanden. Und jetzt geht es erstmals auf hohe See.

"Vor dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer habe ich am meisten Respekt. Dort gibt es an manchen Stellen unangenehm hohe Wellen. Die Route durch den Pazifik und Atlantik dagegen wird eher ruhig", sagt Michael Köhler.

Doch warum kamen zwei Österreicher zum Start eines Weltprojekts ausgerechnet in den Rhein-Sieg-Kreis? "Wir haben hier ein Unternehmen gefunden, dass unser Boot so gebaut hat, wie wir es uns vorgestellt haben", sagte Patzelt. Eine Million Euro hat der 14 Meter lange und 7,50 Meter breite Katamaran gekostet, etwa ein Viertel haben Sponsoren beigesteuert. Auf dem Dach sind Solarzellen angebracht - statt eines Segels. Die Akuzellen stehen an Bord unter dem Steuerknüppel. Wer das Schiff betritt, ist überrascht, wie viele Räume vorhanden sind: vier Doppelkabinen und drei Badezimmer.

Mit sechs bis acht Knoten, umgerechnet etwa 15 Kilometern pro Stunde, schippern die beiden dem Horizont entgegen - rund zwei Jahre lang, schätzt Köhler. "Ganz genau kann man so ein Abenteuer natürlich nicht planen." Um Schnelligkeit geht es sowieso nicht.

"Wir wollen zeigen, dass man ein ganz normales Boot ohne fossile Brennstoffe betreiben kann", sagte der 45-jährige Skipper, der in seinem Leben bereits 60 000 Meilen auf dem Wasser unterwegs war. Solch alternative Antriebsformen seien letztlich nicht teurer als die üblichen, wenn man sie von Anfang an einplane. Dabei ist der geborene Kärntner eigentlich kein gelernter Bootsexperte, sondern von Hause aus Jurist.

Auf den bisher zurück gelegten 3 000 Stromkilometern konnten das Boot und die zum Teil noch im Experimentierzustand befindlichen Systeme ausgiebig getestet und vereinzelt auch ausgetauscht werden. Weil die Sonne verlässlich schien, fuhr die Solarwave energie-autark nur mit Elektroantrieb aus ihren Solarpaneelen. Der Reserve-Dieselgenerator konnte - im wahrsten Sinne des Wortes - "in Ruhe" gelassen werden.

Jetzt heißt es, die Solarwave wirklich "seeklar" zu machen, denn künftig ist das rettende Ufer weit. Zunächst stehen mehrtägige und später mehrwöchige Törns an, bei denen die Crew um Michael Köhler und Heike Patzelt völlig auf sich allein gestellt ist. Nicht mehr 16-stündige Arbeitstage, sondern nur noch 12-stündige Fahr- und Navigationstage sind derzeit angesagt. Das nächste Ziel nach Sulina in Rumänien wird dann Istanbul am Bosporus sein.

Weitere Informationen unter www.solarwave.at

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