Mondsüchtig

Der Blick zum Himmel lohnt sich in der Nacht zu Donnerstag ganz besonders: Der Erdschatten sorgt für das seltene Phänomen der totalen Mondfinsternis. Der Trabant wird zu einem rotbraunen Himmelsphänomen.

Mondsüchtig
Foto: Frank Homann

Region. (ere/frv/soe/cla) Der Blick zum Himmel lohnt sich in der Nacht zu Donnerstag ganz besonders: Der Erdschatten sorgt für das seltene Phänomen der totalen Mondfinsternis. Der Trabant wird zu einem rotbraunen Himmelsphänomen. Dabei ist eigentlich Vollmond - und was der angeblich so alles bewirkt: besonders saftige Äpfel, besonders viele durchgeknallte Menschen, besonders schlechter Schlaf.

An die Wirkung des Mondes glauben nicht wenige Menschen. Auch Lothar Krämer. Kurz bevor der Mond ganz voll ist, seien seine Äpfel am saftigsten. Davon ist der Meckenheimer Biobauer überzeugt.

Die Erklärung liegt für ihn auf der Hand: "Wenn man bedenkt, dass der Mond die Gezeiten beeinflusst und zig Tonnen Wasser bewegt, ist es doch logisch, dass er auch Flüssigkeit in die Pflanzen zieht." Den größten Erfolg verspreche die Ernte zwei Tage vor Vollmond. Dann seien die Früchte auch länger haltbar. Geerntet werden die "Mondäpfel" nachts: Mit Stirnlampen ausgerüstet, könne man sich dann ganz auf die Früchte konzentrieren.

Nicht bewiesen ist, dass der Vollmond die Lust auf Alkohol steigert, obwohl es Forscher gibt, die die Statistik zitieren: Wenn der Himmelskörper prall am Firmament steht, werden mehr Fahrer mit Fahne geschnappt. Eines jedenfalls kann Stefan Maier (53), seit 1976 in Ahrweiler in der Gastronomie tätig, derzeit in der Gaststätte "Zum Stern" am Marktplatz, aus Berufserfahrung bestätigen: Bei Vollmond seien "die Gäste hektischer, zum Teil auch aggressiver".

Man könne bei Einzelnen regelrecht von Wesensveränderungen sprechen. Auch sei nicht von der Hand zu weisen, dass der Bier- und Schnapsabsatz höher sei, wenn Luna am Himmel steht.

Dagegen kann Markus Grommes keine besonderen Vorkommnisse an Vollmond vermelden, und auch er hat da eine gewisse professionelle Erfahrung: Er ist Sprecher der Polizei Rhein-Sieg.

"Unsere Statistiken zeigen, dass Straftaten kleiner oder größerer Art unabhängig von der Konstellation der Sterne oder des Mondes verübt werden." Der Eindruck, in Vollmondnächten würden mehr Menschen über die Stränge schlagen als sonst, ist für ihn subjektiv - wohl weil sich der Zusammenhang "Vollmond - Verbrechen" im Gedächtnis festsetzt. "Wäre der 15. eines jeden Monats sagenumworben, würden die Menschen solche Tage auch in Bezug zu besonderen Ereignissen setzen."

"Nicht der Mond wirkt auf den Menschen, der Glaube daran kann sich auf das Befinden aber durchaus auswirken." Das sagt ein Mann der Wissenschaft. Wolfgang Wöller, Direktor der Honnefer Rhein-Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, kennt keinen Beweis für die Mondwirkung auf den Menschen. "Menschen suchen immer einen Grund für Stimmungsschwankungen. So ist auch schnell der Mond schuld, der gerade am Himmel steht, wenn man nachts nicht schlafen kann." Da das Verhalten aber den Gedanken folge, entstehe das Phänomen der "selbsterfüllenden Prophezeiung" - vielleicht wird so ein Schuh draus.

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