Müll landet achtlos auf Straßen und Wegen

Immer häufiger ärgert Troisdorfer der weggeworfene Abfall ihrer Mitmenschen - Becher und Pappschachteln markieren die "Hamburger-Route" - Stadt gibt viel Geld fürs Saubermachen aus

  Achtlos weggeworfener Müll  ärgert immer mehr Troisdorfer. Mit Ironie versuchen Anwohner der Hospitalstraße dem Problem Herr zu werden

Achtlos weggeworfener Müll ärgert immer mehr Troisdorfer. Mit Ironie versuchen Anwohner der Hospitalstraße dem Problem Herr zu werden

Foto: Vogel

Troisdorf. "Parktzettel und sonstige Abfälle können Sie hier bedenkenlos wegschmeißen. Der von Ihnen verursachte Dreck stört uns nicht." Gezeichnet "die Anwohner". Benutzer des Parkplatzes an der Hospitalstraße in Troisdorf müssen schmunzeln, wenn sie das Schild am Laternenpfahl lesen.

Geschrieben hat es Anlieger Reiner Krüger, und für die bittere Ironie hat der Mann gute Gründe. Ob "Knolle" oder Parkcoupon, ob leere Dose oder Aschenbecherinhalt - viele Autofahrer entsorgen ihren Müll mit Vorliebe auf Asphalt und Gehweg. Leider kein Einzelfall in Troisdorf, wo achtlos weggeworfener Müll fast schon zum Stadtbild gehört.

Seit Jahren beobachtet Reiner Krüger das Phänomen vor seiner Haustür: Die Leute parken ihr Auto, steigen aus und entsorgen das, was sie nicht mehr brauchen unmittelbar am Auto. Dementsprechend oft sind Gehweg und Parkfläche mit Müll verunziert. "Und das, obwohl die Stadt extra Mülltonnen am Parkplatz aufgestellt hat", ärgert sich Krüger.

Vor einem halben Jahr reichte es ihm. Krüger hing das Schild auf und tatsächlich wurde der wilde Müll weniger. Doch inzwischen wird der Abfall wieder mehr. An dem Schild stören sich immer weniger Autofahrer. "Das Problem ist, dass die Stadt früher öfter gekehrt hat", sagt Krüger.

Tatsächlich ist illegal entsorgter Müll ein Problem in Troisdorf - wie in anderen Städten auch. So gibt es in Troisdorf eine regelrechte "Hamburger-Route", erkennbar an den am Straßenrand, in Grünanlagen und auf Parkstreifen liegenden Hinterlassenschaften der Kunden des McDonalds-Drive-In an der Autobahnausfahrt in Spich. Vor allem an Wochenenden zieren Pappschachteln, Becher und Servietten mit dem großen "M" den Straßenzug Echternacher, Luxemburger und Godesberger Straße.

Selbst am Schellerod in Oberlar liegen die Fast-Food-Verpackungen herum. Dort hat das Müllproblem auch noch andere Ursachen: Obwohl seit mehr als einem Jahr fertig, gibt es in der Parkanlage keine Mülleimer. Trotz CleanUp-Initiative der Stadt ist Müll auch an anderen Stellen in Troisdorf ein Ärgernis: Mal sind es zerdepperte Bierflaschen an der Römerstraße, mal ganze Bündel Anzeigenblätter an der Schopenhauerstraße.

Selbst jetzt findet man am Aggerufer immer noch die Reste von Sommerfeten. Rund 100 Mülleimer hat die Stadt allein in der Fußgängerzone zwischen Cäcilienstraße und Forum aufgestellt, erklärt Jürgen Heinrich, Leiter des Baubetriebsamtes. Die Stadt gebe monatlich etwa 15 000 Euro aus, "um anderen Leuten in der Fußgängerzone den Dreck hinterher zu räumen". Heinrichs sieht eine Zunahme des Müllfrevels vor allem unter Jugendlichen. "Das ist ein gesellschaftliches Problem."

Aber auch Hundebesitzer hätten zunehmend weniger Verständnis für Ermahnungen, was die Beseitigung der Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner angehe. "Die Leute werden oft richtig aggressiv", weiß Heinrich. Gleichwohl mangelt es nicht an rechtlichen Möglichkeiten, den Forderungen der Stadt Nachdruck zu verleihen. Heinrich: "Nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz können wir Geldbußen verhängen."

Dabei müsse aber die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Man könne jemanden, der seine Fritten-Tüte wegwirft, nicht so bestrafen wie einen Gewerbetreibenden, der seinen Abfall in einer städtischen Tonne entsorgt. "Es wäre sicher übertrieben, wenn man dafür 1 000 Euro Strafe verlangen würde wie in Singapur. Aber Geld ist das einzige Regulativ, und irgendetwas in dieser Richtung muss passieren."

Bürger Krüger setzt verstärkt auf Zivilcourage und spricht die Müllfrevler vor seiner Haustür an. So wie den Autofahrer, der vor seiner Türe seelenruhig seinen Aschenbecher auf die Straße entleerte. Krüger kehrte postwendend Asche und Kippen zusammen und frage den Verursacher, ob er kurz den Kofferraum öffnen könne, was dieser auch tat.

Dem völlig verdutzten Mann erklärte Reiner Krüger: "Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder ich kippe das Kehrblech in ihren Kofferraum oder sie nehmen es und entleeren es in die Mülltonne." Der Autofahrer entschied sich für die zweite Möglichkeit.

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