Mutter ließ verurteilten Sohn direkt nach Prozess ans Steuer

Nun verhängt Bonner Gericht auch Fahrverbot gegen sie

Bonn. Die drei Polizisten traten gerade aus dem Gericht, wo sie als Zeugen gegen einen 25-jährigen führerscheinlosen Verkehrssünder ausgesagt hatten, als sie ihren Augen nicht trauten: Just dieser Delinquent fuhr in einem tiefer gelegten Wagen an ihnen vorbei - und zwar auf dem Fahrersitz ( der GA berichtete). Auf dem Beifahrersitz, wo er hingehört hätte, saß seine Mutter. Die Beamten sprinteten los und hielten das Fahrzeug wieder an. Nun waren sie erneut als Zeugen geladen - diesmal gegen die Mutter.

Kreuzunglücklich saß die 49-Jährige vor der Strafrichterin und versuchte zu erklären, wie es zu dieser unglaublichen Dummheit gekommen war: Sie habe am 23.März ihren Sohn zu seinem Prozess gefahren und am Ende der Wilhelmstraße im Auto auf seine Rückkehr gewartet, als sich plötzlich ein Lastwagen ganz nah vor sie gestellt und ausgeladen habe.

Dann sei ihr Sohn - frisch verurteilt zu drei Monaten Haft auf Bewährung und neun Monaten Führerscheinentzug - aus dem Gericht zurück gekommen und habe sich ans Steuer gesetzt, weil es ihr zu eng zum Ausparken gewesen sei. Dann sei die Straßenbahn gekommen, man habe keinen Fahrerwechsel machen können, und plötzlich sei auch schon die Polizei da gewesen.

Es tue ihr sehr leid, sagte die Frau leise. Sie ist noch nie bestraft worden, hat immer gearbeitet, so gut es ging, und, wie es aussieht, ganz allein die Verantwortung für ihre beiden Söhne und eine kranke Mutter.

Doch, so macht ihr die Richterin klar: Strafe muss nun auch für sie sein. Sie verurteilt die 49-Jährige wegen vorsätzlichen Gestattens des Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu 400 Euro Geldstrafe - und einem Monat Fahrverbot. Die 49-Jährige schlägt entsetzt die Hände vors Gesicht und weint: "Wie soll ich dann meine Mutter zum Arzt fahren?" Ihr Sohn steht in dieser Sache demnächst auch wieder vor Gericht.

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