Nach 313 Jahren fließt kein Bier mehr im "Bären"

Bonns älteste Gaststätte schließt Ende des Jahres - Mürz kritisiert Pächter - SPD stellt Große Anfrage

  "Bierhaus Im Bären":  Die Tage der traditionsreichen Gaststätte in der Acherstraße sind gezählt. Am 31. Dezember dreht Rolf Hiller den Hahn endgültig zu.

"Bierhaus Im Bären": Die Tage der traditionsreichen Gaststätte in der Acherstraße sind gezählt. Am 31. Dezember dreht Rolf Hiller den Hahn endgültig zu.

Foto: Frommann

Bonn. Noch 128 Tage - dann wird der Bierhahn endgültig zugedreht im "Bären", der ältesten Gaststätten in Bonn. "Das Geschäft ist wirtschaftlich nicht mehr machbar", sagt Pächter Rolf Hiller.

Toni Mürz spricht von einem "großen Verlust" für die Bonner Innenstadt. "Es ist Schade, das so traditionsreiche Häuser schließen müssen", sagt der Fachgruppenleiter des Hotel- und Gaststättenverbandes und Chef des "Sudhauses" am Friedensplatz. Er kritisiert die Verpächter, die "oftmals eine viel zu hohe Pacht verlangen; die ist in der Gastronomie nicht mehr reinzuholen".

Der SPD-Bezirksverordnete Herbert Spoelgen will erfahren haben, dass eine weitere traditionsreiche Gaststätte, das "Hähnchen" am Münsterplatz, in "absehbarer Zeit" schließen wird. Der Pächter war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Spoelgen bittet nun per Großer Anfrage an die Bezirksvertretung die Verwaltung um nähere Informationen über die Gaststätten-Situation in der Innenstadt.

Rolf Hiller sagte am Dienstag dem GA, die Verhandlungen mit dem Hauseigentümer über die Verlängerung des Ende dieses Jahres auslaufenden Vertrages hätten zu keinem Ergebnis geführt, zumal ein hoher Investitionsbedarf für die Gaststätte bestehe.

Es falle ihm "sehr schwer", den "Bären" schließen zu müssen. Bereits vor 40 Jahren hatte sein Vater das Haus übernommen; seit 15 Jahren ist Sohn Rolf, Hotelbetriebswirt und Koch, dort tätig. "Es macht keinen Sinn, aus Tradition die Sache am Leben zu halten; das würde in den Ruin führen."

Offen ist derzeit, wer sich im nächsten Jahr dort etabliert. Übrigens: 1690 hatte der damalige Wirt des "Bären", Anton Lenzen, vom Kurfürsten Josef Clemens die Brauereirechte erhalten.

Fest steht jedoch, wer in die ehemalige Creperie am Markt 3 geht: Ein Kölner Gastronom eröffnet dort Mitte September "3Frittes" - "ein cooles Konzept, bei dem schnelle und saubere deutsche Küche angeboten wird", sagte Hauseigentümer Jörg Blömer dem GA.

Der Pächter biete zudem eine größere Außengastronomie an, künftig bis zur Ecke "Möbel Haus". Blömer verwahrte sich im übrigen gegen die Aussage von Spoelgen, in dem Haus werde demnächst eine "Frittenbude" betrieben.

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