Nach 61 Jahren ist Schluss

Elfriede und Harald Keller geben ihre Metzgerei in Bornheim-Rösberg auf

Bornheim-Rösberg. Die Regale stehen leer, doch die Herzen quellen über: Sehr emotional wird es am Donnerstag in der Metzgerei Keller zugehen, wenn Harald und Elfriede Keller ihren Abschied vom Geschäftsleben feiern.

Denn mit dem Laden an der Hemmergasse verlieren die Rösberger mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit von Fleisch, Wurst und allen Waren des täglichen Bedarfs. Sie verlieren einen wichtigen Treffpunkt und die letzte Bastion der Rösberger Selbstständigkeit.

"Es tut richtig weh", beschreibt Hans-Georg Hübner (62) seinen Gemütszustand, wenn er an die kommende Zeit ohne die Kellers denkt. "Jeden Freitag trafen sich hier zwischen fünf und zehn Bekannte, die sich ausgiebig miteinander unterhalten konnten und ganz nebenbei ihren Einkauf erledigten", erinnert sich "Elfie" Keller (61) an den fröhlichen Trubel vor ihrer Fleischtheke.

"Die Atmosphäre war richtig familiär", trauert Kundin Kethe Senkbeil diesen Treffen jetzt schon nach.

Denn gerade für die alten Menschen in dem Höhenort bedeutet der Verlust einer Einkaufsmöglichkeiten in Spaziergangreichweite einen Einschnitt in ihre Selbstständigkeit. Die Busfahrt nach Merten kostet 1,50 Euro pro Fahrt, zu Fuß ist der Weg den Berg hinab den meisten Senioren viel zu steil. "Es stimmt auch nicht, dass die großen Geschäfte automatisch billiger sind als die Tante-Emma-Läden", weiß Katharina Mehlitz vom Preisvergleich her.

Erkauft haben die Kellers ihre Preise mit grenzenloser Einsatzbereitschaft. "Ausfälle wegen Krankheit hat es seit der Geschäftsübernahme durch mein Eltern Peter und Sybilla Keller im Jahr 1947 nie gegeben", so Harald Keller. "Billa" war die Seele des Betriebs und bis kurz vor ihrem Tod mit 85 Jahren im Laden aktiv.

Harald und Elfriede Keller übernahmen das Geschäft 1975. Für seine Frau und ihn gehörten seitdem 14-Stunden-Tage zum Alltag, Einkäufe lieferte Elfriede Keller kostenlos, und manches Fass Bier gab Harald Keller nach Dienstschluss an Feiernde heraus.

Die Kunden dankten es mit eiserner Treue: "Selbst während der Umbauten der Hemmergasse, bei der sich die Stadt leider nicht an ihre Zusagen hielt und wir zeitweise überhaupt nicht mit dem Auto erreichbar waren, haben sich einige mit Gehhilfe durch den Matsch hierhergekämpft", bedankte sich Harald Keller bei der Stammkundschaft. Die wurde mit den Inhabern immer älter. "bei den jungen Familien sind meist beide Elternteile berufstätig, dann wird nach der Arbeit im großen Supermarkt eingekauft."

Ein Laden-Nachfolger ist nicht in Sicht, weil dieser bei gleichen Arbeitsbedingungen auch noch Miete und Energiekosten für die rund 75 Quadratmeter zu tragen hätte. "Das kann sich keiner mehr leisten, daher werden wir hier höchstens eine Tischtennisplatte für die Enkel hineinstellen." Rösberg bleibt damit allein eine Bäckerei und eine Gaststätte im Ort.

Am Donnerstag feiert Harald Keller nicht nur den Ruhestand, sondern auch seinen 63. Geburtstag. Zum Abschied erwarten Kellers mit einem Imbiss ganz Rösberg. Um 19 Uhr singt der Männergesangverein.

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