Nach Havarie bei Oberwinter: Lastschiff kehrt in Fahrrinne zurück

Nach Umladen hebt Wasser den Havaristen aus Niederlanden von Sandbank

Nach Havarie bei Oberwinter: Lastschiff kehrt in Fahrrinne zurück
Foto: Martin Gausmann

Oberwinter. Wer mit dem Auto unterwegs ist und eine Panne hat, der greift zum Handy und ruft den ADAC oder den AvD an. Schnell sind dann die mobilen Mechaniker zur Stelle, machen das Fahrzeug wieder flott. Auf dem Wasser sieht die Sache schon ganz anders aus.

So auch für den Kapitän eines Frachters aus den Niederlanden, der sich am frühen Samstagmorgen am Pegel Oberwinter mit seinem 110 Meter langen Transportschiff festgefahren hatte ( der GA berichtete).

Das mit 1 578 Tonnen Splitt beladene Schiff hatte an der Liegestelle unweit des Pegels für die Nacht von Freitag auf Samstag festgemacht. "Als der Kapitän am Samstagmorgen gegen 7 Uhr den Anker gelichtet hatte, war das Schiff verfallen, einige Meter rheinabwärts getrieben und hatte sich schließlich auf dem Oberwinterer Grund festgefahren", erklärte Herbert Lang, stellvertretender Leiter des Außenbezirks Brohl-Lützing des Wasserschifffahrtsamtes Bingen die Situation.

Nach Aussage des Kapitäns hatten die Bugstrahlruder, ausgestattet mit einer Leistung von rund 500 PS, nicht gepackt. Als Begründung nannte der Kapitän gegenüber dem Schifffahrtsamt den relativ niedrigen Wasserstand.

Nachdem sich bereits am Wochenende die Beamten der Wasserschutzpolizei Neuwied einen Überblick über die Situation verschafft hatten und ein erster Bergungsversuch mit einem Schlepper gescheitert war, musste am Dienstag ein Großteil der Ladung auf ein anderes Schiff umgeladen werden.

"Die reguläre Schifffahrt ist von dem Vorfall nicht betroffen. Der Havarist liegt außerhalb der Fahrrinne fest und kann ohne weitere Beeinträchtigungen wieder flott gemacht werden", machte Lang im Gespräch mit dem General-Anzeiger deutlich.

Bereits in den frühen Morgenstunden hatte die "Christine" seitlich am Havaristen "La Primavera" festgemacht und mit dem Ausbaggern der Laderäume begonnen. Die Mitarbeiter der Außenstelle des Wasserschifffahrtsamtes übernahmen derweil mit ihrem Schiff, der "Hammerstein", den Pendeldienst zwischen dem Rheinufer und den beiden Schiffen.

Denn neben Herbert Lang musste sich auch der Havarieexperte einer Düsseldorfer Versicherung einen Überblick auf dem festgefahrenen Schiff verschaffen. Beschädigungen am Rumpf oder am Antrieb konnten dabei zum Glück nicht festgestellt werden.

Um die "Primavera" wieder flott zu machen, wurden bis zum Mittag einige Hundert Tonnen Splitt aus dem Rumpf entladen, so dass der natürliche Auftrieb das Schiff wieder anheben konnte. Kurz darauf, nachdem rund 400 Tonnen umgeladen waren, gab der Oberwinterer Grund, eine Sandbank die in den Schifffahrtskarten verzeichnet ist, die "Primavera" wieder frei.

Bis zur Weiterfahrt des Schiffes in Richtung Rotterdam vergingen jedoch noch einige Stunden, da der Splitt, nachdem der Havarist wieder mehr als eine Handbreit Wasser unter dem Kiel hatte, zurückgeladen werden musste. "Eine solche Aktion kann immer wieder einmal passieren und wird dem Kapitän wohl doch noch einige Zeit in Erinnerung bleiben", resümierte Herbert Lang.

Über die Höhe des Schadens, der sich aus dem Verdienstausfall des Kapitäns der "Primavera" sowie den Kosten für die Bergungsaktion zusammensetzt, konnten die Experten am Dienstag noch keine Angaben machen.

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