Geplantes Freilichtmuseum Nachbarn sind gegen Bauvorhaben in Frankensiedlung

GRAFSCHAFT · Das geplante Freilichtmuseum zum Leben der Franken im Frühmittelalter erzeugt angeblich Verkehr und Lärm: Die Interessengemeinschaft (IG) von Bürgern aus Nierendorf und Birresdorf wendet gegen das Vorhaben des Vereins Frankensiedlung Nithrindorp.

 Noch besteht das Projekt Frankensiedlung lediglich auf dem Papier. Der Verein Nithrindorp betreut jedoch einen Schulgarten. Diesen hat die Mainzer Umweltministerin Ulrike Höfken (r.) bereits besucht.

Noch besteht das Projekt Frankensiedlung lediglich auf dem Papier. Der Verein Nithrindorp betreut jedoch einen Schulgarten. Diesen hat die Mainzer Umweltministerin Ulrike Höfken (r.) bereits besucht.

Foto: Martin Gausmann

Mehr als 400 Unterschriften hatte die Interessengemeinschaft (IG) gegen eine Frankensiedlung zwischen Nierendorf und Birresdorf gegen das geplante Projekt des Vereins Frankensiedlung Nithrindorp um seinen Vorsitzenden Mathias Heeb schon Ende 2015 gesammelt und an Bürgermeister Achim Juchem übergeben. Nachdem der Gemeinderat das Flächennutzungsplanverfahren in Gang gebracht hatte, machte die IG noch einmal ihre Gründe für die Ablehnung deutlich.

Die Kernaussage: „Keine kommerzielle Nutzung des Landschaftsschutzgebietes!“ Zugleich wandten sie sich gegen die Unterstellung, die Gegner hätten etwas gegen Kinder und Jugendliche in der Grafschaft. „Sich kritisch mit dem Projekt auseinanderzusetzen, bedeutet nicht, wie vom Vereinsvorsitzenden öffentlich behauptet, gegen Kinder und Jugendliche in der Grafschaft zu agieren“, erklärte IG-Sprecher Hans-Joachim Fischer im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Die Gegner befürchten insbesondere störenden Lärm und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen wegen des Vorhabens auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Gelände oberhalb des Nierendorfer Regenrückhaltebeckens. Dort möchte der gemeinnützige Verein Frankensiedlung Nithrindorp ein kleines Freilichtmuseum errichten, in dem man den Besuchern das Leben der Franken näherbringen will. Die hatten im Frühmittelalter eine Reihe von Ortschaften in der Region gegründet, darunter auch Nierendorf. „Ein Projekt mit bis zu elf Gebäuden und Zelten, Stromanschluss, Starkstromleitungen und Wasseranschluss in der Absicht zu errichten, dort Entschleunigungskurse für gestresste Manager anzubieten, passt nicht in ein Landschaftsschutzgebiet“, so Fischer. Er bekräftigte seine Befürchtung, der Verein verfolge lediglich kommerzielle Interessen.

Zusätzlicher Lärm und Geruchsemissionen werden befürchtet

Schlimmstenfalls ende das gesamte Vorhaben in einer Bauruine, für deren Beseitigung der Steuerzahler aufkommen müsse. 18 000 bis 36 000 Besucher im Jahr verursachten entsprechende Verkehrs- und Parkraumprobleme, so die Interessengemeinschaft. „Zusätzlicher Lärm und Geruchsemissionen sind insbesondere für die Anwohner in unmittelbarer Nähe zu befürchten“, so Fischer. Und die nächste Bebauung liege lediglich 170 Meter von der geplanten Siedlung entfernt. Auch dürfe nach seiner Ansicht die logistische Versorgung der Frankensiedlung nicht über Birresdorf, Nierendorf oder über den Damm erfolgen. Ohnehin könne die Gemeinde Grafschaft kaum von den künftigen Besuchern profitieren, da weder Restaurants noch nennenswerter Einzelhandel vorhanden seien.

Die Interessengemeinschaft bedauert, dass die 400 Unterschriften gegen den Standort vom Gemeinderat in seiner Entscheidung, das Flächennutzungsplanverfahren einzuleiten, ignoriert worden seien.

„Wir wollen nicht erst aufrütteln, wenn es zu spät ist, und auf keinen Fall werden wir die Füße stillhalten“, erklärte Fischer. Zumal bei der Umfrage im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzeptes herausgekommen sei, dass die Grafschafter Bürger besonderen Wert auf Ruhe und Erholungsräume, Naturbelassenheit und möglichst wenig Verkehr gelegt hätten. Entgegen diesen Zielvorstellungen habe der Gemeinderat einstimmig beschlossen, ein Landschaftsschutzgebiet in ein Sondergebiet für ein „Erlebnisdorf“ umzuwandeln.

Das habe gravierende Folgen für die angrenzenden Ortschaften und bedeute eine Verschlechterung der Wohnqualität für die Anwohner. „Hier will sich jemand einen Traum erfüllen auf Kosten der umliegenden Bewohner“, schüttelte Fischer als einer der Betroffenen den Kopf. Deshalb dürfe der Rat auch nur dann das Verfahren weiterführen, wenn alle Fragen, beispielsweise in Sachen Verkehrsführung und Parkplätze, geklärt seien.

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