Neue Chance für das Eifel-Ahr-Portal

Gutachter sehen grundsätzliche Verträglichkeit zu Nachbarkommunen - Projekt soll 50 Millionen Euro kosten

Neue Chance für das Eifel-Ahr-Portal
Foto: Repro: Jost

Grafschaft. "Die Verwirklichung des 50-Millionen-Euro-Projektes Eifel-Ahr-Portal (Factory Outlet Center, FOC) im Innovationspark Rheinland bei Ringen ist sowohl aus wirtschaftsstruktureller als auch aus städtebaulicher und raumordnerischer Sicht als verträglich einzustufen."

Zu diesem Schluss kommt das Gutachten der Wiesbadener Wirtschaftsberatung ecostra GmbH zu den Auswirkungen dieses Projektes, das im Auftrag der Gemeinde Grafschaft erstellt wurde und dem General-Anzeiger vorliegt. Joachim Will und sein Team hatten dabei insbesondere die Auswirkungen auf den Einzelhandel in den umliegenden Kommunen eingehend untersucht.

Das Fazit: "Die im Rahmen dieser Untersuchung ermittelten Umsatz-Umverteilungseffekte gegenüber den Innenstädten im Einzugsgebiet liegen sämtlich deutlich unter einem städtebaulich und raumordnerisch relevanten Schwellenwert." Initiiert wurde das FOC von Rolf Deißler aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er tritt bei dem Projekt als Mitinvestor auf. Wer tatsächlich das Kapital einbringen will, ist zurzeit noch Deißlers großes Geheimnis.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Katze ist aus dem Sack"Zurück zum Gutachten: Auch in Anbetracht der geringen absoluten Größe des Umsatzabzuges aus diesen Zentren seien "kaum wesentliche negative Auswirkungen" zu erwarten, heißt es dort. Doch damit nicht genug, kommen die Wiesbadener sogar noch zu positiven Schlussfolgerungen: "Sofern überhaupt spürbare Auswirkungen durch das Vorhaben ermittelt werden konnten, werden die zu erwartenden Kaufkraftzuwächse durch eine positive Bevölkerungsentwicklung diesen Umsatzabzug durch das geplante Objekt zusätzlich relativieren."Insofern würden laufende oder auch zukünftige städtebauliche Maßnahmen zur Stabilisierung und Entwicklung der Innenstädte durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt. Hingegen seien bei geeigneter Vermarktung durchaus Synergien mit dem Tourismusangebot der Region im Sinne einer gegenseitigen Befruchtung möglich.

In dem 186 Seiten starken Gutachten wurden die Auswirkungen des Eifel-Ahr-Portals auf den Wettbewerb im Naheinzugsgebiet bis etwa 30 Autominuten, auf die innerstädtischen Geschäftslagen wie auch auf sonstige bedeutende Einzelhandelsstandorte untersucht und bewertet. Die Gutachter gingen davon aus, dass im Innovationspark Rheinland ein "Premium Center" verwirklicht werden soll, das aus vier Basiskomponenten besteht: Regionale Markthalle, Forum, Tourist-Information sowie Hersteller-Direktvertrieb.

Die Planungen sehen eine Einzelhandelsverkaufsfläche von rund 9 900 Quadratmeter für den Hersteller-Direktvertrieb vor. Für die Regionale Markthalle wird eine Einzelhandelsverkaufsfläche von etwa 3 000 Quadratmeter (ohne Gastronomie und Tourist-Information) zugrunde gelegt.

Insgesamt erwarten die Gutachter einen jährlichen Umsatz im Eifel-Ahr-Portal von etwa 48,8 Millionen Euro, was einer Flächenproduktivität von etwa 4 924 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche entspricht. Für die Markthalle nennen die Gutachter eine Umsatzerwartung in Höhe von etwa sechs Millionen Euro. Das führe dazu, dass bestehende Kaufkraftströme beeinflusst würden und in der Folge Umsätze von anderen Standorten zum Eifel-Ahr-Portal verlagert würden.

Auf Basis der ermittelten Auswirkungen könne für alle untersuchten zentralen Orte eine nachhaltige Schwächung der Angebotsattraktivität, des Branchenmix und der Versorgungsleistung des Einzelhandels ausgeschlossen werden. Ebenso sehen Gutachter keine wesentliche Einschränkung von stadtplanerische Entwicklungsmöglichkeiten. Negative Auswirkungen auf die Nahversorgung im Sinne einer Ausdünnung von Nahversorgungsstandorten der kurzfristigen Bedarfsdeckung seien ebenfalls nicht zu erwarten.