Altarm der Sieg Neue Verbindung soll Verlanden verhindern
SANKT AUGUSTIN · Es ist ein idyllischer Ort. Wäre da nicht das Surren der unweit vorbeirauschenden Autos. Vor mehr als 30 Jahren hat es hier ganz anders ausgesehen. Damals ging die Sieg noch ihren ursprünglichen Weg. Bis Anfang der 80er Jahre Platz für den Bau der Autobahn 560 gesucht und durch die Verlegung der Sieg Richtung Siegburg gefunden wurde. Seither fließt sie im künstlich geschaffenen Bett und ihr Mülldorfer Altarm droht zu verlanden.
"Es muss dringend etwas geschehen", sagt Hubert Linden. Daher hat der Vorsitzende des Fischschutzvereins Siegburg im Zusammenhang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie angeregt, den alten Arm an einer zweiten Stelle mit der Sieg zu verbinden.
Eine Anregung, die bei der Bezirksregierung Köln auf Gegenliebe stieß. Die Behörde soll die EU-Vorgaben, welche die Fließgewässer bis 2027 wieder in eine naturnahe Form bringen sollen, entlang der Sieg umsetzen. Noch in diesem Jahr will sie die Verbindung am Ende des Altarms schaffen. Freia Johannsen von der Bezirksregierung: "Bei einem Ortstermin haben alle Beteiligten zugestimmt. Der Zulauf wird gebaut." Das freut Linden, dessen 800 Mitglieder zählender Verein unter anderem die Sieg zwischen Hennef und Troisdorf bewirtschaftet. Der 64-Jährige hat schon seit Jahren für ein solches Nebengerinne gekämpft.
Ein Flussbett um eine ganze Flussbreite verlegen - nein, das würde es heute nicht mehr geben, da ist sich Hubert Linden sicher. "Aber im Grunde hätte man es schon damals besser wissen müssen." Damals, Ende der 70er Jahre, als die Sieg durch die Verlegung ihren über Jahrtausende gewachsenen, natürlichen Verlauf für einen Rinnencharakter eingebüßt hat. "Dadurch hat der Fluss seine strukturreiche Uferzone und damit wichtigen Lebensraum für Fische verloren", erklärt Linden, der sich unermüdlich um den Lebensraum Wasser bemüht. "Die Fische brauchen solche Refugialräume zum Laichen, für Jungfische, als Winterquartiere und um sich zurückzuziehen", so Linden.
Noch bietet der Mülldorfer Altarm ihnen all' das. Noch sitzt der Eisvogel regelmäßig auf den Zweigen über der Wasseroberfläche, um nach Beute zu tauchen. Doch der Wassereinlauf über die bestehende Verbindung zur Sieg bei Hochwasser reicht nicht aus. Zumal die Ausbaggerungen durch das frühere Staatliche Umweltamt weggefallen sind. "Wenn man den Altarm sich selbst überlässt, verlandet er und ist in 100 Jahren vollends verschwunden", ist sich Linden sicher. Die neue zusätzliche Verbindung zur Sieg wird das verhindern. Bei Mittelhochwasser sorgt sie für frischen Wasserzufluss und bringt so Dynamik ins ruhende Gewässer.
"Es ist nach wie vor nichts entschieden", sagt Siegburgs Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger mit Blick auf die Auswirkungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie auf Siegburg. Das von der Bezirksregierung beauftragte Planungsbüro hatte mehr als 40 Punkte ausgearbeitet, an denen sich entlang der Sieg in Siegburg etwas verbessern müsste. Die Stadt hatte ihre Bedenken gegen verschiedene Vorhaben vorgebracht. "Das Planverfahren läuft noch." Bei der Anbindung des Altarms an die Sieg sieht sie dennoch gute Chancen für eine zeitnahe Realisierung. "Zum Teil überschneiden sich die Punkte der Wasserrahmenrichtlinie mit normalen Unterhaltungsmaßnahmen der Bezirksregierung."
Wasserrahmenrichtlinie
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie soll die Wasserqualität und den ökologischen Zustand der Flussgebiete in Europa bis 2017 verbessern. Dazu will sie allen Flüssen mehr Freiheit schenken und sie so wieder in ihre natürliche Form zurückbringen. Die Bezirksregierung Köln kümmert sich im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen darum, dass die EU-Vorgaben auch entlang der Sieg umgesetzt werden. Mehr Informationen gibt es unter dem Stichwort "Kooperationen und Umsetzungsfahrpläne" auf der Internetseite www.sieg.nrw.de.
