Gesundheitsminister Hoch zur aktuellen Betreuungslage Neun neue Psychotherapeuten für das Ahrtal

Kreis Ahrweiler · Die Nachfrage nach psychologischer Betreuung im Ahrtal ist weiterhin hoch. Durch sogenannte Sonderbedarfszulassung oder Ermächtigungen konnte das Gesundheitsministerium nun neue Fachkräfte für das Ahrtal gewinnen.

 Auch die Ehrenwallsche Klinik, mit wichtigen Angeboten für die psychologische Betreuung von Menschen, wurde von der Flut massiv beschädigt.

Auch die Ehrenwallsche Klinik, mit wichtigen Angeboten für die psychologische Betreuung von Menschen, wurde von der Flut massiv beschädigt.

Foto: Thomas Weber

Die Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal wirken noch immer nach. Neben den enormen materiellen Verwüstungen bleiben auch seelische Schäden bei den Betroffenen zurück. „Die Flutnacht hat das Leben der Menschen im Ahrtal erschüttert und teilweise unwiderruflich verändert. Mit all dem Leid sind auch große psychische Belastungen verbunden. Ein seelisches Trauma kann die psychischen Schutzmechanismen überfordern und zu Symptomen wie Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit oder Schlafstörungen und auch zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen“, so Gesundheitsminister Clemens Hoch im Ausschuss für Gesundheit des rheinland-pfälzischen Landtages. Sein Ministerium würde daher vor Ort, schnell und unbürokratisch bei der Bewältigung der Folgen der Naturkatastrophe und beim Wiederaufbau unterstützen, so die Pressemittilung der Behörde weiter. Gerade Psychotherapeuten seien stark gefragt und daher nur begrenzt verfügbar, obwohl es gerade in der Folge solcher Katastrophen darauf ankomme, schnell für die Opfer da zu sein.

In diesem Fall bestehe für den unabhängigen Zulassungsausschuss der Ärzte und Krankenkassen die Möglichkeit, gezielt und kurzfristig weiteren Psychotherapeuten auf Antrag eine sogenannte „Sonderbedarfszulassung“ oder eine „Ermächtigung“ zu erteilen, so der Minister Hoch laut Mitteilung. Von beiden Möglichkeiten habe der Zulassungsausschuss im Ahrtal mehrfach Gebrauch gemacht: So seien in den vergangenen Wochen insgesamt sieben Sonderbedarfszulassungen für den Landkreis erteilt worden. Darunter sind auch drei Sonderbedarfszulassungen für Therapeuten, die Kinder und Jugendliche behandeln. Ergänzend wurden außerdem zwei Ermächtigungen erteilt, die auf zwei Jahre befristet sind und bei Bedarf verlängert werden können. „Die rheinland-pfälzische Selbstverwaltung hat hier deutlich gezeigt, dass sie auf außergewöhnliche Ereignisse flexibel reagieren kann und die Menschen im Ahrtal nicht im Stich lässt“, so der Minister.

Wartezeiten im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung sind ein bundesweites Problem

Die Bedarfsplanung erfolge durch die gemeinsame Selbstverwaltung aus gesetzlichen Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung. Sie orientiert sich an der bundesweit gültigen Bedarfsplanungsrichtlinie in der Arzt-Einwohnerverhältnisse vorgegeben sind und anhand derer berechnet wird, wie viele Ärzte beziehungsweise Psychotherapeuten in einem Planungsbereich zugelassen werden können. Wartezeiten im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung seien dabei aber ein bundesweites Problem und der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sehe bereits eine grundlegende Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung vor. Dadurch sollen Wartezeiten, insbesondere für Kinder- und Jugendliche, aber auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten deutlich reduziert werden. Die Kapazitäten sollen bedarfsgerecht, passgenau und stärker koordiniert ausgebaut werden. „Das ist auch dringend geboten. Gerade Kinder werden durch einschneidende Erlebnisse maßgeblich geprägt. Nicht nur eine Katastrophe wie die Flut im Ahrtal sind solche Ereignisse. Auch die Umstände der Pandemie oder Berichte von Krieg und Vertreibung müssen aufgearbeitet werden“, so der Gesundheitsminister.

Eine weitere zentrale Aufgabe des Landes sei die Sicherstellung der psychiatrischen Krankenhausversorgung. „Diese ist auch Dank der Solidarität unter den Kliniken gewährleistet. Den Kliniken werden Interimsmaßnahmen gewährt, um die ambulante, teilstationäre und stationäre Versorgung übergangsweise an anderen Orten wiederaufzunehmen. Das Gesundheitsministerium unterstützte hier die Kreisverwaltung Ahrweiler bei der Erfüllung der zusätzlichen Planungs- und Koordinierungsaufgaben; insbesondere beim Aufbau und der Pflege eines Traumanetzwerks mit den Partnern vor Ort“, so Clemens Hoch. Darüber hinaus leisteten auch die Psychiatrischen Institutsambulanzen der Dr. von Ehrenwall’sche Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und die DRK Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie mit ihren multiprofessionellen Teams einen großen Beitrag zur ambulanten Versorgung, gerade auch für Patienten mit schwereren Verlaufsformen.

(rms)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort