"Niemals geht man so ganz"

200 Walberberger und Freunde demonstrieren gegen die Versetzung von Pater Bernhard - Der engagierte Kämpfer für Kloster und Bildungsstätte steht auch im tiefen Abschiedsschmerz zum Orden

  Mit Pechfackeln  demonstrieren seine Freunde gegen die Versetzung von Pater Bernhard.

Mit Pechfackeln demonstrieren seine Freunde gegen die Versetzung von Pater Bernhard.

Foto: Malsch

Bornheim-Walberberg. "Ihr habt mich schon ein paar Mal sprachlos gemacht. Das ist Euch auch heute gelungen. Es ist schön, wenn die Kirche zum Dorf kommt. Aber wenn das Dorf zur Kirche kommt, das ist schon ungewöhnlich." Pater Bernhard Venzke kämpfte mit den Tränen, seine Stimme zitterte. Am Mittwochabend stand der beliebte Geistliche vor etwa 200 Freunden aus dem Ort, aber auch aus anderen Dörfern und vor allem aus Brühl.

Die Große Brühler KG Fidele Bröhler/Falkenjäger hatten zum Fackelzug aufgerufen, nachdem sie gehört hatte, dass ihr Regimentskaplan nach Hamburg versetzt wird. Diese Entscheidung des Provinzialkapitels der Dominikaner bestätigte Pater Bernhard am Mittwochabend.

"Gleich krieg'' ich mich wieder ein", rang er um Fassung. Er dankte ausdrücklich seinem Prior Pater David, dessen Vertreter er ist. Aber vielmehr als Leiter der Tagesstätte hatte er sich in jüngster Zeit engagiert, für den Erhalt der Bildungsstätte und des Klosters gekämpft. "Das hat ihn wahrscheinlich die Stelle gekostet", mutmaßten die meisten Fackelträger. Wie beliebt er ist, unterstrichen alle Teilnehmer.

Oben angekommen, wurden die Demonstranten schon von der Hauptperson erwartet. Pater Bernhard nahm seine Freunde in den Arm, hatte für jeden ein paar nette Worte. "Nach dem Tod meiner Eltern habe ich bei Euch in Walberberg eine neue Heimat gefunden. In meinem Dorf habe ich Zuneigung gespürt. Jetzt sehe ich die große Zahl von Freunden vor mir - und bin schweineaufgeregt. Viele haben mich gefragt, warum ich nach dieser Entscheidung im Orden bleibe. Das war für mich nie eine Frage. Der Orden hat mir Weite gegeben, in ihm bin ich zu Hause."

Der Subprior betonte, er habe auch ein Gehorsamkeitsgelübde abgelegt, das er erfüllen werde. Und: Man würde ja auch nicht aus dem Flugzeug springen, wenn die Stewardess einem einen anderen Platz zuweist. "Echte Freundschaft hält auch Entfernungen aus. Und niemals geht man so ganz", versprach Pater Bernhard Venzke, den Kontakt nach Walberberg aufrecht zu erhalten. Dass seine Versetzung nach Hamburg unumstößlich sei, daran ließ der Geistliche am Mittwoch keinen Zweifel.

Und es war ihm anzumerken, wie schwer ihm das fällt. "So lange wir leben, leiden wir. Aber so lange wir leiden, leben wir auch. Heute haben wir Mariä Lichtmess, vielleicht geht da auch irgendjemandem ein Licht auf", schloss er seinen Dank, ohne eine Adresse für die letzte Bemerkung zu nennen. Er lud stattdessen in das Kloster ein, wie immer. Diesmal kam er gerne einer alten Verpflichtung nach und gab ein paar Bierchen aus. Aber noch nicht zum Abschied, erst nach den jecken Tagen wird er "in die karnevalistische Diaspora" nach Hamburg ziehen.

"Er hat unter vielen anderen Verdiensten unsere Kirche gefüllt, sich vor allem auch für die Jugend eingesetzt. Er war so fest im Ort verwurzelt, vielleicht zu eng für den Orden", ereiferten sich Konrad Schwarz und Dieter Krämer, Prinzenführer und Adjutant des Prinzen Bernhard I.. Als jecker Regent hatte der Geistliche in der vergangenen Session Walberberg im Dreigestirn mit Jungfrau Wilfried Werner und Bauer Peter Quast regiert - mit Bravour.

Ortsvorsteher Engelbert Wirtz stellte heraus, Pater Bernhard habe immer für das Kloster gekämpft, dessen Existenz ohne ihn nun sicherlich eher gefährdet sei. Albert Damaschke von der Brühler KG wird den fröhlichen Gottesmann ebenfalls sehr vermissen.

Brigitte Welter vom Kirchenchor betonte traurig, der Dominikanerpater sei als Geistlicher immer für alle da gewesen, sei aber auch volksnah auf alle Bürger zugegangen, habe auch schon mal ein Bier mitgetrunken. "Das Kloster gehört zu Walberberg wie der Dom zu Köln. Dass es hier bleibt, dafür hat er gekämpft", dankte Christel Euler dem "sehr guten Prediger".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort